23.11.2011

Experten-Team diskutiert über interkulturelle Kompetenzen in der Pflege

Internationalisierung und Globalsierung betreffen mehr und mehr auch die Pflege. Die internationale Arbeitsgruppe "TRaNSforM" klärt, was das für Pflegekräfte bedeutet.

Bielefeld (fhb). Internationalisierung und Globalsierung betreffen mehr und mehr auch die Pflege. Patienten sind international unterwegs, um die besten Angebote der Gesundheitsversorgung zu nutzen, Pflegende suchen neue Erfahrungen und Möglichkeiten durch die Arbeit in anderen Ländern. Mobilität hat viele Gründe - die Konsequenz für die Pflegenden ist Begegnung mit Menschen verschiedener kultureller Hintergründe, auf die sie sich in ihrer Rolle als Pflegende und Kollegen einstellen und einlassen. Von der Internationalität und den damit verbundenen Erfahrungen können Pflegekräfte profitieren. Die Professionalität in der Pflege kann durch die kulturelle Vielfalt befördert werden.

Was Gesundheits- und Krankenpflegerinnen und -pfleger wissen und lernen müssen, damit sie mit Menschen aus verschiedenen Nationen zusammenarbeiten können, will die internationale Arbeitsgruppe „TRaNSforM“ klären. „TRaNSforM“ ist ein Projekt des Leonardo da Vinci Programms. Die Europäische Union unterstützt damit Kooperationen in der beruflichen Aus- und Weiterbildung. Die Pflege-Experten aus Belgien, Deutschland, Finnland, Großbritannien, Irland, Portugal und der Türkei treffen sich seit 2010 regelmäßig alle drei Monate, um bestimmte Fragestellungen der interkulturellen Kompetenz in der Pflege zu diskutieren. Von Donnerstag bis Samstag, 17. bis 19. November, waren sie zu Gast an der Fachhochschule (FH) Bielefeld, Lehreinheit Pflege und Gesundheit.

Diskutiert wurde dieses Mal das Thema „Clinical Leadership“. Gemeint ist die Kompetenz von  Pflegekräften, mit der durch Vorbild und „Leadership“ die professionelle Zusammenarbeit im Team gefördert wird. Die Gegebenheiten und Vorgehensweisen in den einzelnen Ländern sind unterschiedlich. Die Nationen profitieren von den verschiedenen Sichtweisen und den daraus resultierenden Vorschlägen. So gibt es in Deutschland - anders als zum Beispiel in Großbritannien - das System des „Clinical Leadership“ gar nicht. „Wir haben in der Pflege zwar hierarchische Strukturen, doch das ist nicht das Gleiche, clinical leadership betrifft alle Pflegenden“, erklärt Inge Bergmann-Tyacke, Projektleiterin und wissenschaftliche Mitarbeiterin der Lehreinheit Pflege und Gesundheit. Vorschläge für eine gelingende Integration von Kolleginnen und Kollegen aus anderen Kulturen können sie und ihr Team trotzdem präsentieren. „In einem offenen und wertschätzenden Team lernen alle voneinander“. Wichtig sei es, die kulturellen Unterschiede zu akzeptieren.  Die ausländischen Kolleginnen und Kollegen sind im Allgemeinen hoch qualifiziert und bringen viele Kompetenzen mit.  Häufig führt aber zum Beispiel mangelnde Sprachkompetenz zu der Annahme, dass auch die Fachkompetenz mangelhaft sei. Hier ist die Reflexionsfähigkeit der jeweils einheimischen Berufsangehörigen gefragt.

Einig waren sich die Experten darüber, dass die Sprache bei der Einführung in den Arbeitsalltag eine wichtige Rolle spiele. Einigkeit herrschte auch darüber, dass ein von Anfang an geplantes Einführungsprogramm für die erfolgreiche Integration ausländischer Pflegekräfte entscheidend ist. Dazu gehören regelmäßige Feedback-Gespräche genauso wie zum Beispiel auch gemeinsame Freizeitaktivitäten.

Die Ergebnisse der einzelnen Länder wurden mit Blick auf das Gesamtprojekt diskutiert. Ziel ist es, zum Ende des Projekts ein Rahmenwerk entwickelt zu haben. Dieses wird einen Überblick geben über Anforderungen und notwendige Kompetenzen für interkulturelle Zusammenarbeit, geforderte Akteure und mögliche Ressourcen. Das Rahmenwerk soll Pflegenden ebenso wie Pflegeeinrichtungen und Bildungseinrichtungen im Gesundheitswesen als Einschätzungsinstrument und Leitfaden für die eigene interkulturelle Entwicklung dienen.

Im Vorfeld des Treffens fand an der Lehreinheit Pflege und Gesundheit der erste International Day der FH Bielefeld statt. Mit dem Ziel, den Blick über den Tellerrand zu ermöglichen, wurden in Plenumsvorträgen und parallelen Seminaren berufliche Themen aus internationaler Perspektive diskutiert. Vor Ort waren 120 Studierende und Lehrende aus neun Ländern. Am rande wurde der Tag genutzt, um mögliche Kooperationen, zum Beispiel für Auslandsstudien oder -praktika, zu besprechen. So fanden erste Gespräche statt für eine Zusammenarbeit mit Hochschulen aus Finnland, Spanien und der Türkei.

TRaNSforM-Projektpartner sind:

- Hogeschool Gent Faculty of Health Care (Belgien),

- Fachhochschule Bielefeld Fachbereich Wirtschaft und Gesundheit (Lehreinheit Pflege und Gesundheit),

- Mikkelin ammattikorkeakoulu Department of Health Care (Finnland),

- University of Nottingham School of Nursing, Midwifery and Physiotherapy (Großbritannien),

- St Angela’s College of the National University of Ireland, Galway, Department of Nursing and Health Studies (Irland),

- Escola Superior de Enfermagem do Porto Division of Nursing (Portugal),

- Dokuz Eylül Üniversitesi Hemsirelik Yüksekokulu (Türkei).