Zusammenarbeit stärken: Campus Gütersloh und Gesamtschule Verl besiegeln Partnerschaft
Die langjährige Zusammenarbeit zwischen dem Campus Gütersloh und der Gesamtschule Verl wird offiziell: Am 10. März unterzeichnen die Prodekanin des Campus Gütersloh, Professorin Andrea Kaimann, und die Schulleiterin der Gesamtschule Verl, Dr. Tanja Heinemann, eine Kooperationsvereinbarung zur Vertiefung der Angebote für MINT-interessierte Jugendliche.Prof. Dr. Andrea Kaimann, Prodekanin Campus Gütersloh und Dr. Tanja Heinemann, Schulleiterin der Gesamtschule Verl unterzeichnen den Kooperationsvertrag am Campus Gütersloh
MINT steht für Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik – die Grundlagen vieler Zukunftsberufe. Fachkräfte in diesen Bereichen sind gefragt, doch nicht alle Jugendlichen erkennen ihr Potenzial sofort. Ziel der Partnerschaft ist es, Schüler:innen frühzeitig für die hochschulweiten Angebote in der Region zu sensibilisieren und ihnen den Übergang von der Schule in die Hochschule zu erleichtern.
Eine gewachsene Zusammenarbeit geht den nächsten Schritt
Die Gesamtschule Verl ist seit 2017 als "MINT-freundliche Schule" zertifiziert und bietet neben dem Regelunterricht viele Zusatzangebote, die über die Lehrpläne hinausgehen. „Die Zusammenarbeit mit der HSBI spielt dabei eine zentrale Rolle“, freuen sich Lehrerin Marina Sigge und Lehrer Daniel Meier über die offizielle Besiegelung. „Als Ansprechpartner für die Studien- und Berufswahlorientierung wissen wir aus Erfahrung, dass unsere Schülerinnen und Schüler davon enorm profitieren.“
„Unsere Zusammenarbeit begann bereits vor Jahren. Im Jahr 2017 traf ich auf einer Veranstaltung zum Thema Mathe-Vorkurse erstmals Vertreter:innen des Campus Gütersloh. Daraus entwickelte sich zunächst ein lockerer Austausch und später erste gemeinsame Projekte“, berichtet Schulleiterin Dr. Heinemann.
Ein weiterer Meilenstein der Zusammenarbeit war das sogenannte Lehrerfrühstück am Campus Gütersloh, bei dem sich Hochschulangehörige und Lehrkräfte über sinnvolle Bildungsformate austauschten. Daraus entstand unter anderem ein Angebot, dass die Inhaltslücken zwischen Lehrplänen und Idealvoraussetzungen für den Beginn an der Hochschule im Fach Mathematik ergänzt.
Austausch über die weiteren Schritte der Kooperation: Daniel Meier, Lehrer und Ansprechpartner für die Studien- und Berufswahlorientierung an der Gesamtschule Verl, Prof. Dr. Andrea Kaimann, Prodekanin Campus Gütersloh, Marina Sigge, Lehrerin und Ansprechpartnerin für die Studien- und Berufswahlorientierung an der Gesamtschule Verl, Dr. Tanja Heinemann, Schulleiterin der Gesamtschule Verl, Dr. Rebecca van den Bongard, Lehrkraft für besondere Aufgaben am Campus Gütersloh
Schulleiterin Heinemann betont die Bedeutung früher MINT-Förderung: „Es ist ein großer Vorteil, eine Hochschule vor Ort zu haben, die für unsere Schüler:innen eine Option sein kann. Auch wenn nicht alle ein Studium anstreben, bieten die MINT-Projekte wertvolle Erfahrungen. Sie tragen maßgeblich zu einer ersten Vorstellung der beruflichen Bandbreite bei.“
Praxisnahe Projekte als Herzstück der Kooperation
Rebecca van den Bongard, Lehrkraft für besondere Aufgaben am Campus Gütersloh stellt die zentralen Inhalte der Vereinbarung vor: Für Zehntklässler:innen bietet die Zentrale Studienberatung (ZSB) Einblicke in das Studium an der HSBI. Ergänzend können die Schülerlabore experiMINT in Bielefeld und experiMINT diGiTal in Gütersloh besucht werden.
Das Team der HSBI (links) gibt den Kooperationspartnern aus Verl eine Kostprobe der Workshopinhalte
In praxisnahen Workshops rund um Robotik, Elektronik, Energie sowie Bau- und Konstruktionswesen sammeln die Jugendlichen erste Erfahrungen in technischen und naturwissenschaftlichen Bereichen. Wie ein Workshop zum Thema Smart Home aussieht haben die Lehrkräfte aus Verl direkt selbst erlebt. Im Malroboter-Workshop haben Schüler:innen aus dem Jahrgang 6 einen Roboter aus einem Eisbecher, einem Elektromotor, einem Schalter, Batterien und drei Filzstiften zusammengebaut. Dieser hinterlässt mit den Filzstiften bunte Linien, während er sich bewegt. Während dieser spielerischen Auseinandersetzung mit Technik lernen die Teilnehmenden grundlegende Konzepte der Elektrotechnik und entdecken möglicherweise ihre Begeisterung für MINT-Fächer. In einem weiteren Workshop wurde spielerisch Programmieren und algorithmisches Denken vermittelt. Mit einem Einplatinencomputer konnten interessierte Schüler:innen erste Programme schreiben und in konkrete Anwendungen wie Lichter- und Tonfolgen übertragen.
Auch für die Oberstufe gibt es ein breit gefächertes Angebot: Neben Laboreinführungen und Berufsorientierungsworkshops erhalten Schüler:innen die Möglichkeit, sich mit Studierenden auszutauschen. Besonders auch das Probestudium für junge Frauen, das gezielt zur Förderung von weiblichen MINT-Talenten ins Leben gerufen wurde.
Win-Win-Situation für alle Beteiligten
Einigkeit herrscht darüber, dass diese Partnerschaft zahlreiche Vorteile mit sich bringt – für die Schüler:innen, die Lehrkräfte, die Hochschule Bielefeld und die Unternehmen der Region. „Für uns ist die Kooperation nicht nur eine Möglichkeit zur Studierendengewinnung, sondern auch eine Gelegenheit für die über 150 Unternehmen, mit denen wir kooperieren, potenzielle Fachkräfte kennenzulernen“, hebt die Prodekanin des Campus Gütersloh die Vorteile hervor.
Das praxisintegrierte Studium am Campus Gütersloh verbindet Theorie und Unternehmenspraxis. Absolvent:innen erhalten nicht nur einen qualifizierten Hochschulabschluss, sondern sammeln bereits während des Studiums unternehmensspezifische Berufserfahrung. Das bietet den Unternehmen der Region neue Möglichkeiten der Personalentwicklung und den Studierenden einen praxisnahen Karriereeinstieg.
Schulleiterin Heinemann fasst zusammen: „Die Berufsorientierung ist seit Jahren ein fester Bestandteil unseres Bildungsauftrags. Durch die Zusammenarbeit mit Unternehmen wie Beckhoff Automation, Nobilia und Elektro Beckhoff erhalten unsere Schülerinnen und Schüler Einblicke in die Berufsmöglichkeiten in unserer Region“. Ein weiterer wichtiger Aspekt sei künftig auch die stärkere Einbindung der Eltern. „Viele Eltern haben selbst wenig Berührungspunkte mit MINT-Themen und sind über Berufsmöglichkeiten in diesen Bereichen nicht immer umfassend informiert“, betont Professorin Kaimann. Um dies zu ändern, setzt die Schule auf gezielte Informationsangebote für Eltern.
Orientierung und individuelle Entwicklung im Mittelpunkt
„Letztlich geht es darum, dass in Teilen begrenzte Spektrum, das viele junge Menschen mitbringen, zu erweitern. Wir wollen die Stärken unserer Schülerinnen und Schüler erkennen und fördern“, erklärt Berufsfeldkoordinatorin Marina Sigge. Und das leuchtet ein: Lehrer:innen begleiten die Schüler:innen über viele Jahre und kennen deren Talente und Interessen genau. Sie sehen, welche Entwicklung sie durchlaufen und wo sich Begabungen oder Affinitäten zeigen. Diese enge und persönliche Betreuung ist ein wichtiger Bestandteil der schulischen Förderung. Eine derart engmaschige Betreuung bietet eine wertvolle Orientierungshilfe. „Besonders wichtig ist, dass die jungen Menschen selbst herausfinden, was zu ihnen passt. Welche Stärken, Interessen und Neigungen haben sie? Diese Fragen gemeinsam zu beantworten, ist zentral für eine erfolgreiche Berufsorientierung“, weiß Lehrer Daniel Meier, der in vielen naturwissenschaftlichen Fächern unterrichtet.
Die Kooperation mit der Hochschule Bielefeld ergänzt dieses Angebot passgenau: In den praktischen Projekten können sich die Schüler:innen ausprobieren, technische Berufe hautnah erleben und Begeisterung für Ingenieurwissenschaften und Mathematik entwickeln. Neben den Beratungsangeboten für einen direkten Berufseinstieg vor oder nach der Oberstufe können so auch Möglichkeiten entdeckt werden, wie der Weg an eine Hochschule aussehen kann. Ein wichtiger Schritt für die Bildungslandschaft der Region insgesamt. (th)