13.02.2025

Praxisnahes Lernen von Anfang an: Postermesse im Wirtschaftsingenieurwesen begeistert

Wie bringt man Studierende schon im ersten Semester dazu, Theorie und Praxis gekonnt zu verbinden? Die Antwort liefert der Studiengang Wirtschaftsingenieurwesen der Hochschule Bielefeld mit einer Postermesse, die nicht nur ein Prüfungsformat, sondern ein echtes Highlight des Semesters war.

Im Mittelpunkt stand die praxisorientierte Lehrveranstaltung von Prof. Dr. Konja Manuel Knüppel, Experte für Industrial Engineering. Sein Ansatz ist klar: „Ingenieurwissenschaften sind weit mehr als trockene Theorie. Unsere Studierenden sollen von Anfang an erleben, wie spannend und relevant ihr Wissen in der Praxis ist.“

Genau das setzten die 32 Projektgruppen eindrucksvoll um. Sie arbeiteten an realen Problemstellungen, entwickelten kreative Lösungen und präsentierten ihre Ergebnisse in einer interessanten Postermesse.

Vom Hörsaal ins echte Leben: Herausforderungen mit Mehrwert

Die Themen reichten von Prozessoptimierung bis hin zu innovativen Produktentwicklungen. Für viele Studierende war es das erste Mal im Studium, dass sie ihr Wissen nicht in klassischen Klausuren, sondern in einer dynamischen Präsentationssituation unter Beweis stellten. Mattis Krimpenfort, einer der Teilnehmenden, beschreibt es so: „Das Projekt war eine willkommene Abwechslung zu den regulären Klausuren. Es hat Spaß gemacht, wirklich anwendbare Lösungen zu erarbeiten.“

Doch nicht nur Fachwissen zählte: „Wir bewerten bewusst auch Soft Skills wie Teamarbeit, Kommunikation und Projektorganisation. Diese Kompetenzen sind im Berufsleben entscheidend“, betont David Meyer zu Wendischhoff, wissenschaftlicher Mitarbeiter im Fachbereich Ingenieurwissenschaften und Mathematik.

Innovative Lösung für die Feuerwehr: Der Schnellverschluss, der Leben retten kann

Besonders ins Auge fiel ein Projekt zur Optimierung von Schlauchtragekörben für die Feuerwehr. Die Herausforderung: Die bisherigen Klettverschlüsse erschweren das schnelle Öffnen mit Sicherheitshandschuhen – ein Problem, das im Einsatz wertvolle Sekunden kosten kann. Dennis Düpjohann, aktives Mitglied der Freiwilligen Feuerwehr, brachte diese Problematik ins Seminar.

Posterpräsi-Konja-02

„Wir kannten uns schon aus der Einführungswoche und waren sofort begeistert von der Idee“, erinnert sich Kommilitone Tobias Burchardt. Das Ziel war ambitioniert: Ein Schnellverschluss, der einhändig bedienbar ist und die Öffnungszeit um mindestens 50 % reduziert.

Rapid Prototyping: Von der Idee zum greifbaren Ergebnis

Dank Rapid Prototyping, insbesondere dem FDM-3D-Druck, konnte das Team schnell verschiedene Verschluss-Designs entwickeln und testen. Eine Nutzwertanalyse bewertete die Prototypen nach Kriterien wie Stabilität, Ergonomie und Handhabung. Das Ergebnis überzeugte auf ganzer Linie:

  • 86 % Zeitersparnis beim Öffnen
  • 88 % der Feuerwehrleute fanden die Bedienung intuitiv
  • Über 75 % der Befragten bestätigten die hohe Alltagstauglichkeit

Zukunftsperspektiven: Einsatzbereit für den Ernstfall

Optimierter Schnellverschluss am Schlauchtragekorb

Der Prototyp ist kein theoretisches Konzept geblieben: Er soll direkt bei der Freiwilligen Feuerwehr Herzebrock-Clarholz eingesetzt werden. Weitere Tests unter realen Bedingungen und Optimierungen hinsichtlich Material und Design sind bereits geplant.

Professor Knüppel zieht ein begeistertes Fazit: „Dieses Projekt zeigt, wie aus einer Seminaridee eine echte Innovation wird. Die Studierenden haben nicht nur Wissen angewendet, sondern etwas geschaffen, das im Ernstfall Leben retten kann.“

Mit Projekten wie diesem beweist die Hochschule Bielefeld, dass praxisnahes Lernen mehr ist als ein Schlagwort. Es ist der Schlüssel zu nachhaltigem Verstehen und echter Begeisterung für das Ingenieurwesen. (jrf/th)