Mit der Zunahme digitaler Lehr- und Lernangebote, die personalisiertes Lernen in den Fokus stellen, wächst auch an den Hochschulen das Interesse an flexiblen und individuellen Lerneinheiten, die sich an den Wissensständen und Bedürfnissen der Studierenden orientieren. Ein häufig erwähnter Begriff in diesem Zusammenhang ist "Adaptivität". Doch was genau verbirgt sich dahinter?
Adaptive Systeme haben die Fähigkeit, Lerninhalte und -methoden an das Nutzungsverhalten der Studierenden anzupassen und können dabei eingesetzt werden, die Lernmotivation und -erfolg positiv zu unterstützen. Diese Vervielfältigung der Lernwege ermöglicht es, Studierenden innerhalb der gleichen Lehrveranstaltung, entsprechend ihrer Bedürfnisse und Wissensstände, unterschiedliche Lerninhalte und Materialien anzubieten.
Je nach den verfügbaren Funktionen zur Konfiguration von Abhängigkeiten und Verknüpfungen zwischen Inhalten im jeweiligen Lernmanagementsystem können unterschiedliche Komplexitätsniveaus abgebildet werden. Die Art der Anpassung kann je nach gewünschtem Szenario ganz unterschiedlich ausfallen: von einer fest vorgegebenen (deterministischen) Lernweggestaltung bis hin zu empfohlenen Lerneinheiten mithilfe von Feedback-Methoden.
Auch das Lernmanagementsystem ILIAS bietet gute Möglichkeiten, adaptive Kurse in unterschiedlichen Komplexitätsstufen aufzubauen und verfügt über verschiedene Einstellungsmöglichkeiten, um digitale Lernmaterialien bzw. Objekte so miteinander zu verbinden, dass eine Bearbeitung auf unterschiedlichen Lernpfaden ermöglicht wird. Im Projekt MIau.nrw (Moodle ILIAS adaptive usable) werden diese Funktionen aus einem anwendungsbezogenen Blickwinkel analysiert und als Grundlage für verschiedene, niedrigschwellige Modelle zur Gestaltung adaptiver Lerneinheiten verwendet. Diese unterschiedlichen Lerneinheiten werden in Vorlagen für ILIAS umgesetzt und durch umfangreiches Anleitungs- und Hilfematerial ergänzt.
Klein, kleiner, minimal adaptiv
Adaptivität muss nicht zwangsläufig mit der Gestaltung komplexer Lernpfade einhergehen. Selbst die Integration eines einfachen Pfades zählt zur adaptiven Kursgestaltung. Diese Variante zur Lernweggestaltung kann ideal in bestehende Kurse integriert werden und einen Einstieg in die adaptive Kursgestaltung bieten (siehe Abbildungen: Niveau 1 – minimal adaptive deterministische bzw. empfohlene Lernweggestaltung).
Studierende beginnen in diesem Modell mit einem Wissensinhalt (Inhaltsbaustein A). Hierbei kann es sich um ein beliebiges ILIAS-Objekt des Typs „Inhalt“ oder andere Objekte handeln, die die Darstellung von Inhalt ermöglicht. Um die Lerneinheit erfolgreich zu beenden, muss im Anschluss eine Wissens- oder Kompetenzabfrage (Objekttyp „Assessment“) erfolgreich bestanden (deterministische Lernweggestaltung) oder zumindest beendet (empfohlene Lernweggestaltung) werden. Wird das Assessment-Objekt nicht bestanden, wird ein weiteres Element sichtbar. Der neue Inhaltsbaustein stellt das Wissen aus Inhaltsbaustein A noch einmal in methodisch anderer Form dar (z.B. als Video), um Studierende bestmöglich zu motivieren, sich noch einmal mit den Kursinhalten auseinanderzusetzen.
Adaptive Kursgestaltung ist zwar nicht die alleinige Lösung zur Steigerung von Lernmotivation und -erfolg, entsprechende Mechanismen im Kursdesign können jedoch sehr hilfreich sein, positive Effekte bezüglich der Interaktion mit den Lernmaterialien auszulösen. Ein Blick auf die Möglichkeiten des adaptiven Lehrens und die Auseinandersetzung mit adaptiven Elementen im Kursaufbau in ILIAS lohnt sich deshalb umso mehr und kann zukünftig zu einer individuelleren Hochschulbildung führen.
Wenn Sie interessiert sind, Ihre digitalen Lehrräume in ILIAS adaptiv zu gestalten oder sich über das Thema austauschen möchten, melden Sie sich gerne mit einer Mail an miau.nrw@hsbi.de.