Das Team Wirtschaftspsychologie ist der zentrale Ansprechpartner für alle Fragen rund um das Verhalten und die Präferenzen von Konsument:innen und Unternehmen im Bereich der Nachhaltigkeit, Circular Economy und Kunststoffnutzung. Im Projekt InCamS@BI widmet sich die Forschungsgruppe der Optimierung des Marketings für nachhaltige Produkte, um deren Markterfolg zu steigern, sowie der Entwicklung von innovativen Lösungen im Designprozess.
Für Unternehmen, die sich den Herausforderungen der zirkulären Wertschöpfung stellen, ist die Wirtschaftspsychologie unverzichtbar. Viele Konsument:innen zögern noch, mehr Geld für nachhaltige Produkte auszugeben. Um diese Kaufbarrieren zu überwinden, ist es wichtig, die psychologischen Faktoren hinter den Kaufentscheidungen zu verstehen. So können Mehrkosten für nachhaltige Innovationen gerechtfertigt und die Akzeptanz bei den Konsument:innen erhöht werden. Die Wirtschaftspsychologie bietet dafür nicht nur Theorien und Modelle, sondern auch konkrete Methoden, um das Verhalten zu analysieren und zu verändern.
Methodisches Vorgehen
Es gibt viele Theorien darüber wie Menschen sich verhalten, nur wenige davon halten allerdings einer empirischen Überprüfung stand. Im Projekt InCamS@BI greift das Team auf etablierte psychologische Theorien und Modelle zurück und prüft, ob und wie sich diese am besten in die Praxis übertragen lassen.
Dabei setzen die Expert:innen auf eine Kombination qualitativer und quantitativer Methoden. Qualitative Methoden wie beispielsweise Interviews und Fokusgruppen sind oft ein erster Schritt, um relevante Faktoren der Wahrnehmung zum Beispiel von recycelten Kunststoffen zu identifizieren. Anschließend führt das Team quantitative Experimente oder Befragungen durch, um zu untersuchen, wie die Wahrnehmung oder Verhaltensweisen durch spezifische Green-Nudging-Strategien verändert werden können.
Gut zu wissen: Green Nudging
Marketing spielt eine entscheidende Rolle, um Verbraucher:innen zu umweltfreundlichem Handeln zu bewegen. Anstatt auf finanzielle Anreize oder Verbote zurückzugreifen, geben die sogenannten Green Nudges sanfte Anstöße, die die Entscheidungsarchitektur beeinflussen, ohne dabei die individuelle Entscheidungsfreiheit einzuschränken. An der HSBI untersuchen Forscher:innen mithilfe von Eye-tracking Studien, Online- und Feldexperimenten, welchen Einfluss unterschiedliche psychologische Faktoren auf das Konsumverhalten haben.
Als Expert:innen für Experimentalplanung sind die Wirtschaftspsycholog:innen in der Lage, maßgeschneiderte Studiendesigns für verschiedenste Anwendungsszenarien zu entwickeln, die bei minimalem Ressourceneinsatz maximal aussagekräftig sind. Nach der Datenerhebung werden moderne Analysetechniken genutzt – z. B. Strukturgleichungsmodelle, Mehrebenenmodelle, Machine Learning und Künstliche Intelligenz –, um die erhobenen Daten zu interpretieren und die Wirksamkeit verschiedener Ansätze zu bewerten. Die Ergebnisse dieser empirischen Untersuchungen dienen als Grundlage für konkrete Handlungsempfehlungen, die sowohl ökologische als auch ökonomische Vorteile bieten und zur Etablierung einer Circular Economy beitragen.
Planung und Durchführung von empirischen Studien zu verhaltensökonomischen Fragestellungen
Inhaltliche Schwerpunkte:
Akzeptanz von neuen Technologien z.B. Künstliche Intelligenz
Innovationsentwicklung und Produktdesign, insb. Usability und User Experience
Konsumforschung
Marktforschung, v.a. in den Bereichen Konsum und Gesundheit
Verhaltensökonomie
Wahrnehmung von Websites
Wirksamkeit von Green Nudges
Methodische Schwerpunkte:
Online-Experimente und Intervention Tournaments
Conjoint Analysen
Cluster-randomisierte Studien
Eye-tracking Studien
Entwicklung von Messverfahren.
Potentialanalysen
Usability-Studien
Wirtschaftspsychologisches Labor
Das wirtschaftspsychologische Labor an der HSBI bietet moderne Technik für verhaltenswissenschaftliche Studien. Durch Einwegspiegel im Versuchs- und Kontrollraum können Teilnehmer ungestört beobachtet werden, während Kameras und Mikrofone alles aufzeichnen. Mithilfe von Eyetrackern können Aufmerksamkeitsprozesse in verschiedenen Situationen (z. B. beim Umgang mit Produkten oder auf einer Website) sehr präzise untersucht werden, sowohl am Computer als auch in realen Umgebungen. Weitere Informationen zum Wirtschaftspsychologischen Labor der HSBI
Angebote im Rahmen von InCamS@BI
Die Forschungsgruppe arbeitet an folgenden Angeboten im Rahmen des Transferprojekts InCamS@BI mit:
Eliza Starke ist seit 2023 Referentin für Wirtschaftspsychologie im Projekt InCamS@BI. Bevor sie an die HSBI wechselte, war sie im Marketing für die Hugo Boss AG tätig und anschließend als Projektleiterin mit der digitalen Transformation eines Handwerksbetriebes in Münster betraut. Ein Bachelorstudium der Wirtschaftspsychologie schloss sie an der Hochschule Osnabrück ab. Es folgt der Master in Marketing und Sales an der Hochschule Bielefeld. Neben ihren Tätigkeiten im InCamS@BI-Projekt arbeitet sie seit Oktober 2022 an ihrer kooperativen Promotion im Bereich Marketing. In ihrer Promotion untersucht sie mithilfe von Befragungen und Experimenten den Einfluss verschiedener psychologischer Faktoren auf nachhaltiges Konsumverhalten. Mehr über Starkes Promotionsvorhaben
Expertise
Kosument:innenentscheidungen am Point of Sale, insbesondere Green Nudging
Marketing
Prozess- und Projektmanagement
Verhaltensökonomische Fragestellungen
Prof. Dr. Gerrit Hirschfeld
Werdegang
Gerrit Hirschfeld ist seit 2014 Professor an der HSBI und lehrt im Bereich Methodenlehre und Diagnostik. Nach seinem Studium der Psychologie und seiner Promotion in Biologie hat er mehrere Jahre am Deutschen Kinderschmerzzentrum in Datteln gearbeitet bevor er 2013 zum Professor für Quantitative Methoden an der Hochschule Osnabrück berufen wurde von wo er an die HSBI wechselte. Nebenberuflich berät er Unternehmen und öffentliche Institutionen (BZgA, RKI). Insgesamt hat er über 90 wissenschaftliche Artikel verfasst.
Expertise
(Psychologische) Diagnostik und Evaluation
Evaluationen im Gesundheitswesen (RCTs und Metaanalysen)
Krisenkommunikation und Radikalisierung
Methodenlehre
Planung und Durchführung von wissenschaftlichen Studien in der Psychologie
Manuel Stegemann ist Diplom-Psychologe und promovierte im Bereich BWL/Marketing an der Universität Münster. Er verfügt über mehrjährige Praxiserfahrung in zwei verschiedenen Unternehmensberatungen mit Marketing- und HR-Projekten im In- und Ausland. 2018 kehrte er zurück in die akademische Welt als Professor für Marketing und Statistik an der Fachhochschule Kiel. Seit 2021 ist er Professor für die Bereiche Konsumentenpsychologie und Marketing an der Hochschule Bielefeld. Neben seiner akademischen Tätigkeit berät er Unternehmen, bietet Weiterbildungen an und ist als Vortragender und Interviewpartner aktiv.
Expertise
Einsatz statistischer Methoden im Marketing (Marketing Analytics)
Förderung von nachhaltigem Konsumverhalten, insb. Green Nudging
(Internationales) Marketing und Konsumentenverhalten
Usability und User Experience, insb. für Innovationen
Verhaltensökonomische Fragestellungen aller Art
Publikationen
Stegemann, M. (2024). Konsumverhalten verstehen, beeinflussen und messen: Die Psychologie hinter effektivem Marketing. Springer Nature.
Suwelack, T., Stegemann, M., & Ang, F. X. (2022). Creating a Customer Experience-Centric Startup: A Step-by-Step Framework. Springer International Publishing.
Ein Auszug von Journal-Artikeln, Vorträgen und Interviews in verschiedenen Medien ist hier einsehbar.