Anwendungskontext dieses wie auch weiterer Projekte im Forschungsmaster ist der Konfigurationsprozess und die Frage, inwieweit er von Methoden der künstlichen Intelligenz (KI) profitieren kann. Generischer Kern der Projekte ist die Idee, Produktkonfigurationen bereits hergestellter Produkte zu analysieren. Mit Methoden des maschinellen Lernens (ML) könnte das darin implizite vorhandene Konfigurationswissen in expliziter Form beispielsweise als Knowledge Graphs extrahiert werden. Sie wären eine ideale Basis mit vielfältigen Nutzungsmöglichkeiten. So könnten sie genutzt werden um das Produktdesign zu verbessern indem optimale Entkopplungspunkte bestimmt werden. Mittels Bayes-Klassifikatoren könnte die Wissensbasis aber ebenso genutzt werden, um Nutzer im Konfigurationsprozess mit Hinweisen und Konfigurationsvorschlägen zu unterstützen.
Der spezielle Fokus dieses Forschungsprojekts ist auf in der Untersuchung der Voraussagegenauigkeit des Modells gerichtet und die Analyse von Fehler- und Unsicherheitsquellen. Im Kontext von Konfigurationssystemen können unzulässige Produktvarianten zu weitreichenden Komplikationen führen, die es zu vermeiden gilt. Aus diesem Grund soll das entwickelte Verfahren auf systematische und stochastische Fehler, Unsicherheit und Zuverlässigkeit hin untersucht werden.
Bezug zum Thema Data Science
Die erste Projektphase ist schwerpunktmäßig dem Bereich Data-Engineering zuzuordnen, die zweite Phase, der Proof-of-Concept der KI basierten Applikation im Mass Customization Umfeld, dem Bereich Data Science.
Verfügbare Ressourcen
Für die Bearbeitung des Projekts kann die Infrastruktur des Digitallabors genutzt werden, die aus folgenden Komponenten besteht:
- Data-Analytics-Cluster aus mehreren Hochleistungsrechnern mit GPU Unterstützung für Deep- Learning-Anwendungen und installiertem Hadoop Big-Data-Framework
- mehreren Virtual Reality Arbeitsplätzen.
Die Datengrundlage ist durch öffentlich verfügbare Referenzdatensätze gegeben. Bei Bedarf könnten zusätzlich Real-World-Daten von Industriepartnern genutzt werden.
Projektplan
Erstes Semester: Das Ziel des ersten Semesters ist es, sich mit den benötigten Technologien vertraut zu machen. Dazu erfolgt die Einarbeitung in die Themengebiete Big Data, maschinelles Lernen, Trustworthy AI, Uncertainty Quantification, Explainable AI, Produktmanagement, Produktentwicklung, Produktionsplanung sowie Produktions- und Logistiksysteme. Die Prüfungsleistung ist das Erstellen eines Forschungsexposés auf Englisch und ein dazugehöriges Kolloquium.
Zweites Semester: Im zweiten Semester soll durch eine Literaturrecherche der aktuelle Stand zu relevanten Arbeiten im Themenfeld ermittelt werden. Im Rahmen einer Anforderungsanalyse sind die durch die KI unterstützte Mass Customization Applikation zu erbringenden Leistungen in Form von Use-Cases zu erfassen. Ziel ist es, diese mit Hilfe der im ersten Semester erworbenen Fähigkeiten und der Erkenntnisse aus der Literaturrecherche in einen Systementwurf münden zu lassen. Dieser soll in Form eines Papers als Prüfungsleistung gewertet und idealerweise im Rahmen einer Konferenz präsentiert werden.
Drittes Semester: Im dritten Semester soll der Systementwurf erstellt werden. Seine Eignung wird gegen den zuvor spezifizierten Anwendungsfall evaluiert. Es findet ein Vergleich mit der Differentiable Nerual Computer basierten Lösung statt. Auch hier ist das Veröffentlichen der Ergebnisse als Paper und eine Präsentation im Rahmen einer Konferenz erwünscht.
Viertes Semester: Inhalt der Masterarbeit ist das Erstellen einer funktionsfähigen KI unterstützten Applikation im Mass Customization Kontext unter spezieller Berücksichtigung der Uncertainty Quantification. Dabei sollen die Ergebnisse aus dem zweiten und dritten Semester zusammengeführt werden. Die Ergebnisse werden in der Masterarbeit dargestellt. Ergänzend ist das Schreiben eines Journal-Papers möglich. In jedem Fall wird die Masterarbeit mit einem Kolloquium abgeschlossen.
Eignungskriterien
Zwingend:
- Bachelorabschluss in einer einschlägigen Fachrichtung (Informatik, Wirtschaftsinformatik, angewandte Mathematik, Kognitionswissenschaft o.ä.)
- Fortgeschrittene Programmierkenntnisse in mindestens einer objektorientierten Programmiersprache, möglichst in Python
Optional:
- Erfahrungen mit relationalen und nicht-relationalen Datenbanken
- Grundlegende Kenntnisse im maschinellen Lernen
- Kenntnisse aus dem Bereich Produktmanagement, Produktentwicklung und Produktionsplanung
- Erfahrung mit MES, BDE, Produktions- und Logistiksystemen
Erwerbbare Kompetenzen durch das Projekt
Die/der Studierende wird mit Abschluss des Studiums über fundierte theoretische und praktische Erfahrungen im Bereich Data Science verfügen.
Sie/er ist nach Abschluss des Projekts in der Lage:
- heterogene Daten zu erfassen, speichern und verarbeiten,
- verschiedene Verfahren des maschinellen Lernens praktisch einzusetzen, speziell aus dem Bereich der Klassifikation und Regression,
- eigene Forschungsergebnisse vor einem Fachpublikum zu präsentieren,
- wissenschaftliche Texte zu verfassen.