Nachhaltige Innovationen durch Zusammenarbeit – Die Vision von Universität und Hochschule Bielefeld auf der Hannover Messe 2024
Auf dem OWL Gemeinschaftsstand präsentieren die HSBI und die Universität Bielefeld vom 22. bis 26. April innovative Projekte zwischen Wirtschaft und Wissenschaft, die das Potenzial von digitalen Technologien in der industriellen Wertschöpfungskette demonstrieren.
Vom 22. bis 26. April präsentieren sich die Hochschule Bielefeld (HSBI) und die Universität Bielefeld zusammen auf der Hannover Messe auf dem Gemeinschaftsstand des Spitzenclusters it’s OWL, der OWL GmbH und OWL Maschinenbau in Halle 7 auf Stand D27. Die ausgestellten Forschungsprojekte und Demonstratoren sind anschauliche Beispiele für den gemeinsamen forschungsorientierten Transfer am Campus Bielefeld.
„Unsere ausgewählten Projekte zeigen eindrücklich: Der Campus Bielefeld hat in Sachen forschungsorientierter Transfer unheimlich viel zu bieten und ermöglicht die Aktivierung von Innovationspotenzialen entlang der gesamten Wertschöpfungskette der Forschung“, erläutert Prof. Dr. Reinhold Decker von der Universität Bielefeld. Er weiß wovon er spricht, schließlich trägt er diesen Anspruch sogar in seinem Titel: „Rektoratsbeauftragter für Kooperationen mit der Wirtschaft, BRIC und Forschungstransfer“.
Sein Pendant, Prof. Dr. Uwe Rössler, Direktor HSBI Transfer der Hochschule Bielefeld ergänzt: „Natürlich ist Transfer keine neue Aufgabe für uns Hochschulen. Vor dem Hintergrund der aktuellen Transformationen - im Plural - und dem damit verbundenen Innovationsdruck steigt aber auch die Erwartungshaltung. Daher setzen wir am Campus Bielefeld stark auf die kollaborative Zusammenarbeit von Wirtschaft und Wissenschaft und richten dafür systematisch unsere Angebote und Strukturen aus.“ Beide sind sich einig: Universität und Hochschule ergänzen sich im Ideen-, Wissens- und Technologietransfer ganz hervorragend und bieten komplementäre Blickwinkel, die spezifisch auf die Anforderungen der Unternehmen und den konkreten Anwendungsfall angepasst werden können.
HSBI und Naue: KI macht Prozessplanung in der Baustoffindustrie nachhaltig
Seit dem Inkrafttreten des neuen Kreislaufwirtschaftsgesetzes hat sich die Bedeutung von Nachhaltigkeit im Bauwesen erheblich erhöht. Nicht mehr nur der Preis, sondern auch Faktoren wie Innovation und Lebenszykluskosten sind nun entscheidende Kriterien bei der Vergabe von Bauprojekten. Um die Planung in der Geobaustoffindustrie nachhaltiger zu gestalten, hat die HSBI gemeinsam mit der Naue GmbH & Co. KG KI-basierte Planungsprozesse entwickelt, die von Anfang an auf ressourcenschonende Lösungen setzen. Das Ergebnis: Eine firmeninterne Webplattform namens Naue Wiki. Sie beherbergt einen Chatbot, der auf OpenAI‘s ChatGPT basiert und Fragen zum Thema Geobaustoffe beantworten kann.
Die entwickelte Webplattform dient als Wissensdatenbank, um konkretes Branchen- und Firmenwissen schnell abrufbar zu machen. In Zukunft wird sie die Möglichkeit haben, Kunden umfassend über nachhaltige Methoden und Techniken im Tiefbau zu informieren und zu beraten. Ihre Aufgabe ist es, den Bauplanungsprozess von Beginn an nachvollziehbar nachhaltig zu gestalten. André Matutat vom Fachbereich Wirtschaft am Campus Minden der HSBI erklärt: „In Zukunft soll das entwickelte Serviceportal auch die CO₂-Bilanz verschiedener Planungsvarianten eines Bauvorhabens berechnen können. Durch weitere umfassende Digitalisierung des Planungsprozesses können wir so zukünftig nicht nur die nachhaltigste Lösung generieren, sondern auch eine Reduzierung der Kosten und Ressourcen erreichen.“ Auf der Hannover Messe stellt das Forschungsteam seine Webplattform vor, die von den Besucher:innen vor Ort mit eigenen Fragen ausprobiert werden kann.
InCamS@BI und CirQuality OWL Plus: Entwicklung in Richtung Klimaneutralität und Kreislaufwirtschaft
Zwei weitere Projekte von Hochschule Bielefeld (HSBI) und Universität Bielefeld präsentieren sich auf der gesonderten Nachhaltigkeitsfläche des OWL Gemeinschaftsstandes.
Das Transferprojekt InCamS@BI – der Innovation Campus for Sustainable Solutions von HSBI und Universität Bielefeld - entwickelt Ideen für eine Circular Economy von Kunststoffen und bringt konkrete Einzelprojekte mit Unternehmen auf den Weg. Am Donnerstag, den 25.04. von 11 bis 11.30 Uhr) diskutieren Wirtschaftsjuristin Prof. Dr. Christiane Nitschke und Circular Economy Expertin Prof. Dr. Eva Schwenzfeier-Hellkamp von der HSBI gemeinsam mit Manfred Weidlich von der GEA Group und Mareike Lönnecker von Phoenix Conact über die Frage, welche Herausforderungen und Chancen die neue EU-Ökodesign-Verordnung für Unternehmen birgt. Das Team freut sich über zahlreiche Besucher:innen.
Das Projekt CirQuality OWL Plus bringt Akteuren aus Wirtschaft, Wissenschaft, Politik, Verwaltung und Gesellschaft zusammen, um die Transformation in Richtung Klimaneutralität und Circular Economy voranzubringen. Im Zuge dessen arbeitet die HSBI an der Identifizierung und Entwicklung von Inhalten für die Qualifizierung von zukünftigen Fach- und Führungskräften. Die entwickelten Konzepte sollen anschließend in die Lehre für Studierende an der HSBI eingebunden werden. Auf dem Messestand sind verschiedene Projektpartner:innen vertreten und informieren über Details zum Projekt und den einzelnen Themengebieten.
HSBI und IDaS: Zirkuläre Rückführung von Bauteilen in der Automobilindustrie
Für die Rückführung von Bauteilen in die Wiederverwendung muss häufig ermittelt werden, um welchen Wertstoff-Typ es sich handelt und in welchem Zustand dieser ist. Das sind komplexe Aufgaben, die von qualifizierten Mitarbeitenden oftmals per Hand und mit hohem Lohnaufwand durchgeführt werden müssen. Gemeinsam mit Partnern aus Industrie und Forschung hat die HSBI in Zusammenarbeit mit dem neuen Institute for Data Science Solutions (IDaS) erfolgreich einen Anwendungsfall entwickelt, der diesen manuellen Prozess ablösen kann: Durch den Einsatz von Machine Learning (ML) können aufwendige visuelle Prüfaufgaben bei gebrauchten Bauteilen, zum Beispiel von LKW-Kupplungen, automatisiert durchgeführt werden. Wilhelm Klat, Transferpartner und Geschäftsführer der CircoVision UG ist sich sicher: „KI-basierte Prüfsysteme sind ein ganz neuer Automations-Ansatz, die ein enormes Potenzial besitzen, die Produktivität bei komplexen Prüfaufgaben in der Kreislaufwirtschaft zu steigern.“ Das Projekt wurde mit dem Innovationspreis der ZF Friedrichshafen AG ausgezeichnet und dient überregional als Leuchtturmprojekt für den Einsatz von KI in der zirkulären Wertschöpfung. Der auf der Messe ausgestellte Demonstrator ermöglicht es Besucher:innen, gebrauchte Bauteile in die KI-basierte Prüfanlage einzubringen und den automatisierten Prüfprozess sowie die Sortierung der Bauteile zu beobachten.
CFE: Neue Start-Up Lounge mit Pitch-Präsentationen
Auch die Gründerszene aus OWL ist auf der Hannover Messe wieder präsent – in diesem Jahr unter dem gemeinsamen Dach des „StartUp Campus OWL“. An allen Messetagen sind unterschiedliche Gründerteams vor Ort, um Ihre Innovationen zu präsentieren. Neu ist, dass es täglich auch Pitches der Teams geben wird, bei denen sie den Besucher:innen ihre Ideen und Angebote präsentieren. Das Center for Entrepreneuership (CFE) der HSBI schickt direkt sechs Teams ins Rennen:
QUNEVO entwickelt eine Lösung für intelligente Fertigungsplanung, „automatisiert in der Cloud“. Sie verstehen sich als Addon für führende Systeme, indem Sie die Feinplanung für komplexe und flexible Produktionsumgebungen mit KI-Methoden steuern und dabei alle Daten live synchronisieren können. Gründer Felix Grumbach fasst zusammen: „Qunevo plant Ihre Auftragstermine, Maschinenbelegungen, Lose und Ihr Personal. Ganzheitlich, vorausschauend und reaktiv.“
Phaina präsentiert eine Softwarelösung, die in Webseiten oder Shops Fragen stellt, um Produkte zu empfehlen. Ihre Recherche hat gezeigt, dass Web-Sitzungen mit digitaler Beratung bis zu 55% mehr Umsatz generieren und in jedem 10. Besuch die E-Mail-Adresse für einen weiteren Kontakt übermittelt wird. Ihre automatisierten Beratungen sind mittels KI in der Lage, sowohl Einzelprodukte als auch ganze Warenkörbe passend zur Anforderung der Kunden zu beraten.
Direkt ausprobieren können die Besucher:innen das Angebot von Easy Arcade: Mit ihrer innovativen Smart-TV App ermöglichen sie gemeinsames Gaming im öffentlichen Raum. Sobald die Easy Arcade App auf einem Smart-TV installiert wurde, können sich Benutzer ohne Installation oder Download mit ihrem Smartphone verbinden und unkompliziert miteinander spielen – selbstverständlich auch vor Ort auf der Messe.
Credular steht für die individuelle Verbindung zwischen Menschen und Maschinen. Auf der Hannover Messe präsentiert das Team seine Lösung für die Bekämpfung des Fachkräftemangels im produzierenden Gewerbe mit klarem Fokus auf kleine und mittlere Unternehmen. Sie zeigen ihre Toolbox, die mit den Möglichkeiten von Augmented und Mixed Reality (AR/MR) Informationen und Wissen vermitteln und gleichzeitig die Effizienz und Qualität von z.B. Schulungen oder Wartungsarbeiten verbessern kann.
Das inzwischen etablierte Startup JoBooking wurde bereits bei zahlreichen Wettbewerben prämiert und durch das EXIST-Gründerstipendium des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz gefördert. Ihr Ziel: Den Fachkräftemarkt massiv zu unterstützen und die Berufsorientierung Jugendlicher zu revolutionieren! Wie das gelingen kann, erklären sie vor Ort.
Das Team von Zwergenstark verfolgt das Ziel, interaktive Kinderbücher durch multimediale Erlebnisse zu schaffen. Zukünftig sollen auch Events, Wettbewerbe und Projekte rund um die Themen Leseförderung, Lesekompetenz und Bildung durch Medien angeboten werden.
ThinkTankOWL: Vernetzung von Forschung & Wirtschaft
Wie wichtig und erfolgreich eine gute Zusammenarbeit sein kann weiß auch Pedro Campos Silva vom ThinkTank OWL am Bielefeld Research + Innovation Campus (BRIC): „Die ausgestellten Projekte sind Beispiele für die gute Zusammenarbeit zwischen Wirtschaft und Wissenschaft am Campus Bielefeld. Die braucht es, um die großen Herausforderungen unserer Zeit zu meistern. Mit unserem neuen Projekt WIN4OWL, das wir auf der Hannover Messe erstmals öffentlich präsentieren, verfolgen wir auch in den nächsten drei Jahren das Ziel Transformation durch Transfer und Innovation in der Region OWL aktiv mitzugestalten.“ Unternehmen aus OWL wie auch Forschende am Campus Bielefeld finden beim ThinkTank OWL eine bedarfsgerechte Unterstützung, etwa bei der Suche nach dem/der passenden Forschungspartner:in.
Uni Bielefeld: Maschinendaten automatisiert erheben
Damit maschinelle Lernverfahren Prognosen und Empfehlungen abgeben können, brauchen sie vor allem eines: Daten. Diese zu erheben, aufzubereiten und zu nutzen, wird für Unternehmen immer wichtiger, denn dadurch können sie Abweichungen erkennen und Prozesse optimieren. Die Nutzung dieser datengetriebenen Services ist jedoch mit personellem und finanziellem Aufwand verbunden, was vor allem kleine und mittlere Unternehmen oft vor große Herausforderungen stellt. Genau hier setzt das Verbundprojekt I4.0AutoServ unter Beteiligung der Universität Bielefeld an. Durch ein „digitales Ökosystem“ sollen in Zukunft alle notwendigen Schritte zur Erhebung und Nutzung von Maschinendaten automatisch zusammengeführt werden und als skalierbares Gesamtpaket anwendbar sein.
„Mit dieser Gesamtlösung können Unternehmen Produkt-Service-Systeme schneller und kostengünstiger realisieren. Das ist zum Beispiel für Komponentenhersteller, Maschinenbauer oder auch für fertigende Unternehmen sehr interessant“, sagt Dr. Marc Hesse, Teamleiter Kognitronik an der Technischen Fakultät der Universität Bielefeld. Demonstriert wird das Industrie 4.0 Ökosystem auf der Hannover Messe anhand des Mini-Roboters AMiRo. Ein simulierter Defekt am Rad wird durch das automatische Erheben und Aufbereiten der Daten automatisch erkannt, woraufhin der als defekt erkannte AMiRo in die Wartung fährt.
Kostenlose Tickets für die Hannover Messe
Für interessierte Besucher:innen stellt der ThinkTank OWL kostenlose Messetickets zur Verfügung. Die Registrierung hierfür erfolgt direkt über die Event-Seite unter thinktank-owl.de/events.