Partizipatives Forschungsprojekt zur Steigerung der körperlichen Aktivität im Alltag
Als Kooperationspartner starten die Lebenshilfe Brakel und die Fachhochschule (FH) Bielefeld gemeinsam ein Projekt zur Förderung von Bewegungskompetenzen und körperlicher Aktivität von Menschen mit geistiger Behinderung. Ziel ist die Entwicklung und Erprobung eines Interventionskonzepts, das unter anderem den Aufbau von Bewegungskompetenz, Förderung der Selbstwirksamkeit sowie die Vermittlung von körper- und bewegungsbezogenem Wissen beinhaltet. Hierbei wird gezielt die Perspektive der Nutzerinnen und Nutzer mit einbezogen. Die erfolgreichen Auftaktveranstaltungen fanden nun in den verschiedenen Wohnstätten der Lebenshilfe statt.
Bewegungsmangel ist ein hoch aktuelles gesamtgesellschaftliches Gesundheitsrisiko. Ohne ausreichende Bewegung erhöhen sich viele gesundheitliche Risiken wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Fettleibigkeit. Ein körperlich aktiver Lebensstil verbessert die Gesundheit und das Wohlbefinden von jedem Menschen. Es ist erwiesen, dass zahlreiche Beeinträchtigungen und Erkrankungen, die auf Bewegungsmangel zurückzuführen sind, bei Menschen mit geistiger Behinderung häufiger und oftmals früher auftreten. Für die Allgemeinbevölkerung liegen Konzepte und Empfehlungen zur Bewegungsförderung vor, jedoch bislang nur unzureichend für Menschen mit geistiger Behinderung. „Wir freuen uns, hier eine Vorreiterrolle in der Gesundheitsförderung unserer Zielgruppe einzunehmen“, erklärt Jerome Major, Geschäftsführer der Lebenshilfe Brakel. Gefördert wird das Projekt durch die Stiftung Wohlfahrtspflege. Es ist eines von sechs Teilprojekten des FörGes-Verbundes (Förderung der Gesundheit bei chronischer Krankheit und Pflegebedürftigkeit), das in den kommenden Jahren zur Verbesserung der pflegerischen Versorgung in verschiedenen Bereichen beitragen möchte und dabei die Perspektive der Nutzerinnen und Nutzer einbezieht.
Bei den Auftaktveranstaltungen wurden alle Interessierten über das Projekt und die Vorgehensweise von den Projektmitarbeitern Christina Ising, Lebenshilfe Brakel, und Dr. Dirk Bruland, FH Bielefeld, informiert. Dabei stand der praktische Teil im Vordergrund. Bei einem Bewegungsquiz konnten sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer erste Tipps und Hinweise zu Bewegung im Alltag einholen. Hierzu gehörte auch, dass Bewegung jede Art von körperlicher Aktivität über den Ruhezustand hinaus meint. Dies reicht von leichter bis hoch-intensiver Anstrengung, von leichtem Gehen bis hin zum Marathonlauf. In dem Projekt liegt der Fokus auf leichte bis moderate Bewegungen im Alltag. Denn jeder auch noch so kleine Schritt weg von der Inaktivität kann wichtig für Gesundheit und Wohlbefinden sein. Bei der Auftaktveranstaltung wurde ersichtlich, dass es ein großes Interesse an Alltagsbewegungen und der Mitarbeit am Projekt gibt. „Bewegung ist wichtig für den Alltag und es ist auch wichtig mitentscheiden zu dürfen, was bei uns im Alltag passiert“, berichten Heike Beller und Franziska Heidrich als Nutzerinnen der Planungs-Gruppe „Bewegung“.
Innovativ ist auch der gezielte Einbezug der Menschen mit geistiger Behinderung. „Es gibt einen hohen Bedarf an Erkenntnissen aus inklusiver Forschung“, betont Professorin Dr. Änne-Dörte Latteck von der FH Bielefeld und Leiterin des Forschungsprojekts. Neben der eigentlichen Befragung nach Bedarfen der Nutzerinnen und Nutzer sind diese in die allgemeine Projektplanungen, Entwicklung von Fragebögen, der Ergebnisbesprechung und Entwicklung von Maßnahmen über verschiedene Arbeitsgruppen wie der Planungs-Gruppe selbst einbezogen. „Zusammen mit dem Projekt ‚Medikamentenmanagement und Gesundheitsvorsorge für Menschen mit geistiger Behinderung‘ führt die FH Bielefeld nun erfolgreich zwei inklusive Forschungsprojekte mit starken Kooperationspartnern durch“, hebt Professorin Latteck hervor, „damit bauen wir eine Expertise in der inklusiven Forschung auf“.