29.06.2018

Die Gesundheitskompetenz fördern

Zwei Forschungsprojekte „FörGES“ sind an der FH Bielefeld gestartet.

Bielefeld (fhb). Kinder von suchtkranken Eltern unterstützen und Menschen mit geistiger Behinderung fördern – darum geht es in zwei Projekten aus dem Verbund für Förderung der Gesundheitskompetenz (FörGES), die vor kurzem an der Fachhochschule (FH) Bielefeld gestartet sind. Die Forschungskooperation des Instituts für Bildungs- und Versorgungsforschung im Gesundheitsbereich (InBVG) der FH Bielefeld mit der Universität Bielefeld und weiteren Praxispartnern beinhaltet sechs Teilprojekte, die über die Stiftung Wohlfahrtspflege des Landes Nordrhein-Westfalen finanziert werden. Für die beiden Projekte, die an der FH Bielefeld durchgeführt werden, wurde eine Fördersumme von insgesamt rund 450.000 Euro eingeworben.

Der FörGES-Verbund konzentriert sich in den kommenden drei Jahren auf Nutzergruppen, die mit komplexen gesundheitlichen und sozialen Problemen konfrontiert sind und sich in unterschiedlichen, sensiblen Phasen ihres Lebens befinden. Ziel aller Teilprojekte ist die Entwicklung wissenschaftlich fundierter Konzepte und Interventionsstrategien, die unter Einbeziehung der Nutzerperspektive zur Verbesserung der Nutzerorientierung in der pflegerischen Versorgung beitragen. An der FH Bielefeld sind zwei der sechs Teilprojekte angesiedelt:

Unterstützung des Selbstmanagements pflegender Kinder am Beispiel von Familien mit Suchterkrankungen (FörGES 2)
Die Unterstützungserfordernisse von Kindern, die ihre suchtkranken Eltern pflegen, stehen im Fokus des Projekts FörGes2, an dem Projektleiterin Prof. Dr. Katja Makowsky und Havva Mazi aus dem Fachbereich Wirtschaft und Gesundheit der FH Bielefeld zusammen mit dem Caritasverband e. V. Düsseldorf seit Mai 2018 arbeiten. „Kinder in suchtbelasteten Familien sind mit einer Vielzahl an Herausforderungen konfrontiert und müssen oft schon in einem frühen Alter pflegerische Aufgaben und Verantwortung für die Familie übernehmen“, sagt Makowsky. Die Befürchtung der gesellschaftlichen Stigmatisierung und unzureichendes Wissen über die Krankheit der Eltern sind weitere Belastungen für die Kinder. Diese Lebenssituation kann sich auf die Gesundheit und Entwicklung des Kindes negativ auswirken und führt zu einem erhöhten Risiko, im Laufe des Lebens selbst an einer psychischen Krankheit zu leiden.

Hier setzt das Projekt FörGES 2 an und entwickelt ein präventiv ausgerichtetes pflegerisches Interventionskonzept zur Unterstützung und Förderung des Selbstmanagements pflegender Kinder in suchtbelasteten Familien. „Durch passgenaue Angebote können betroffene Kinder unterstützt werden“, sagt Makowsky. Dabei sei wichtig, „dass die Angebote an den Bedürfnissen der Familie ansetzen, alle Familienmitglieder in den Blick nehmen und miteinander vernetzt sind“.

Förderung von Bewegungsfähigkeiten und körperlicher Aktivität von Menschen mit geistiger Behinderung (FörGES 3)
Das im Juni 2018 gestartete Projekt FörGES 3 konzentriert sich auf die besonderen Gesundheitsprobleme von Menschen mit intellektueller Behinderung. Im Vergleich zur Allgemeinbevölkerung treten bei ihnen zahlreiche Beeinträchtigungen und Erkrankungen häufiger und oftmals früher auf. Dabei stelle die Einschränkung der Bewegungsfähigkeit ein zentrales Problem dar. Obwohl bekannt ist, dass körperliche Aktivitäten im Alltag einen positiven Einfluss auf die Gesundheit haben, liegen keine Konzepte in Deutschland für Menschen mit geistiger Behinderung vor.

Gemeinsam mit der Lebenshilfe Brakel Wohnung Bildung Freizeit gGmbH wird im Projekt eine komplexe Intervention zur Kompetenzförderung für alltagsbezogene Bewegungen für die Bewohnerinnen und Bewohner der Wohnstätten der Lebenshilfe Brakel entwickelt. „Ich freue mich auf den Start des hoch innovativen Projekts“ sagt Projektleiterin Prof. Dr. Änne-Dörte Latteck vom Fachbereich Wirtschaft und Gesundheit der FH Bielefeld. Zusammen mit Dr. Dirk Bruland kümmert sie sich um das Projekt. „Die Gründung einer Forscher-AG mit Nutzern der Intervention trägt dem partizipativen Ansatz des Verbundes Rechenschaft“, so Latteck weiter, „und ist bislang noch relatives Neuland in der Forschung mit Menschen mit intellektueller Behinderung“.