Am Sonntag, 12. Mai, ist „Tag der Pflege“: HSBI-Studentin gibt Einblicke in ihr Pflege-Studium
‹
›
Pflegefachkräfte gehören zu den wichtigsten Berufsgruppen unserer Gesellschaft. Pflege von älteren Menschen, Kindern oder erkrankten Personen – ambulant oder stationär? Ohne pflegerische Unterstützung geht’s oft nicht. Die HSBI bietet diverse Studiengänge zur Pflege an. Dabei absolvieren Studierende in acht Semestern mit dem Bachelorstudium auch eine Berufsausbildung. Erika Reiswich ist eine von ihnen. Passend zum Tag der Pflege am 12. Mai erzählt sie von ihrem Alltag zwischen Campus und Klinik.
Bielefeld (hsbi). Der 12. Mai ist der „Internationale Tag der Pflege“ im Gesundheitswesen. Wenn man mit und am Menschen arbeitet, ist vor allem eines wichtig: Die Praxis. Die 22-jährige Erika Reiswich studiert ausbildungsintegriert Pflege am Fachbereich Gesundheit im sechsten von insgesamt acht Semestern. Ausbildungsintegriert bedeutet, dass sie nicht nur die Theorie in Vorlesungen und Seminaren am Campus in Bielefeld lernt, sie absolviert auch eine Berufsausbildung zur Pflegefachfrau, um die vielfältigen Einsatzmöglichkeiten kennenzulernen.
Ein Tag in der Praxis: Übergabe, Blutdruckmessen und OP-Vorbereitungen
4.30 Uhr: Erika Reiswichs Wecker klingelt. Dann geht’s für die Studentin aus dem Bett, damit sie pünktlich um 6 Uhr den Frühdienst antreten kann. Im Krankenhaus angekommen schlüpft sie erst mal in ihren Kasack, die Dienstkleidung des Pflegepersonals. Mit dem ersten Kaffee in der Hand geht es direkt zur Übergabe vom Nachtdienst an den Frühdienst. Die dauert meist 30 bis 45 Minuten und so bekommt Reiswich alle wichtigen Informationen zu den aktuell stationär behandelten Patienten.
7.00 Uhr: Zusammen mit einer Fachkraft geht’s los zu den Patient:innen. Pflegepersonen überprüfen die Vitalzeichen, dazu zählen Blutdruck, Puls, Temperatur, Atemfrequenz und Bewusstsein. Sie kontrollieren und verabreichen Medikamente, führen Verbandswechsel durch, kümmern sich um Infusionen, Perfusoren, Drainagen und Katheter – also sämtliche Zu- und Ableitungen. Sie unterstützen bedürfnis- und bedarfsgerecht bei der Körperpflege und Nahrungsaufnahme. Je nach Station und Fachbereich bereiten sie Personen auch auf Operationen und Eingriffe vor oder holen sie nach den Eingriffen von der Intensivstation ab. Fortgeschrittene Studierende übernehmen komplexere Aufgaben wie Blutzucker messen, Insulin spritzen, Infusionsvorbereitung oder auch die Versorgung und das Verbinden von Wunden.
14.00 Uhr: Schichtwechsel. Hier folgt eine erneute Übergabe, bei der die junge Studentin die Patient:innen an den Spätdienst übergibt. Sie informiert ihre Kolleg:innen über Abläufe und Besonderheiten aus ihrer Schicht. Danach zieht sie sich um und macht sich auf den Weg nach Hause. Um selbst fit zu bleiben, darf ein wenig Entspannung nicht fehlen: „Je nachdem, wie der Dienst so verlief, gönne ich mir nach der Arbeit ein kleines Mittagsschläfchen, treibe Sport, lese und entspanne mich einfach nur.“
2.300 Stunden Praxiseinsätze in acht Semestern
Doch nicht nur in Krankenhäusern werden Pflegepersonen gebraucht. 2.300 Stunden Praxis absolvieren Studierende im ausbildungsintegrierten Studiengang Pflege. 2.300 Stunden, die sie abwechselnd in der stationären Akutpflege im Krankenhaus, in der stationären Langzeitpflege wie in Altenheimen oder Wohneinrichtungen für Menschen mit Behinderung oder in der ambulanten Pflege verbringen. Weitere Stationen sind die pädiatrische und psychiatrische Pflege. Die Einsätze werden mal blockweise und mal gestückelt auf die Semester verteilt. Die Zeiträume reichen von zwei bis sieben Wochen am Stück. Allerdings gibt es auch Semester, in denen die Studierenden ausschließlich an der Hochschule sind. Und wiederum Semester, die überwiegend aus Praxiseinsätzen bestehen. Für Erika Reiswich ist das die richtige Mischung. „Das gefällt mir so an der Pflege. Es gibt die unterschiedlichsten Bereiche und alle haben einen anderen Fokus.“
Skills Lab bietet geschützten Raum, um die Praxis zu üben
Doch auch während der Theorieeinheiten am Campus haben Studierende die Möglichkeit, praktisch zu arbeiten. Der Fachbereich Gesundheit bietet Zugang zu einem Skills Lab, in dem Situationen aus dem Krankenhaus, der Altenpflege und der ambulanten Versorgung und der Kinderpflege ganz einfach nachgestellt werden können. Einer der Räume erinnert an ein typisches Krankenhauszimmer, zwei Krankenbetten stehen einander gegenüber, Infusionsständer samt Infusionspumpen stehen neben den Betten. Ein Schrank mit pflegerischen Hilfsmitteln wie NaCl, Spritzen, Handschuhen und Kanülen darf auch nicht fehlen. Daneben ein Skelett, um auch die Anatomie des Menschen lernen zu können. Und ein Kinderbett, in dem eine täuschend echte Baby-Puppe liegt. Ein Wickeltisch mit Decken, Feuchttüchern und echten Windeln komplettiert den Raum. „Das Skills Lab ist sehr wertvoll für uns, da wir nicht erst in der Praxis ins kalte Wasser geschmissen werden, sondern in einem geschützten Raum und ohne Zeit- oder Leistungsdruck üben können, unter anderem an speziellen Pflegesimulatoren“, findet Reiswich. Dementsprechend kommt das Skills Lab auch oft in den Veranstaltungen zum Einsatz oder kann bei Bedarf außerhalb der Veranstaltungen aufgesucht werden.
Erika Reiswich konnte während ihrer sechs Semester schon viele Formen der Pflege kennenlernen. Sie war bereits in der ambulanten Pflege, in der stationären Langzeitpflege und in der stationären Akutpflege. „Dort konnte ich auch schon sämtliche Stationen kennenlernen, wie die Chirurgie, die Kardiologie, die Diabetologie und die Kinderintensivstation. Im nächsten Praxiseinsatz bin ich auf einer Station für Herzchirurgie eingeplant.“
Personalmangel und Entlohnung von Pflegepersonal sind noch immer kritisch zu betrachten
Besonders in den vergangenen Jahren hat sich gezeigt, wie wichtig gutes und ausreichendes Pflegepersonal für die Gesellschaft ist. Gleichwohl gibt es eine Reihe von Herausforderungen für das Pflegepersonal. „Es ist schade, unter welchen Umständen, Bedingungen und zu welcher Entlohnung Pflegefachpersonen arbeiten.“ In Deutschland betreue eine Pflegefachkraft durchschnittlich 13 Patient:innen pro Schicht im Wechseldienst. Hier muss noch immer mehr Entlastung geschaffen werden.
Die Pflege ist für die junge Studentin unfassbar wichtig. Auch ihre Mutter ist Gesundheits- und Krankenpflegerin. Die Arbeit mit und am Menschen wurde ihr in die Wiege gelegt. Besonders gefällt ihr die Vielseitigkeit der Arbeit. „Alle Patient:innen sind absolut individuell. Ich begleite sie in ihrer eigenen Lebensrealität, ihrem Krankheits- und Genesungsverlauf und versuche, auf ihre Wünsche, Prioritäten und Vorstellungen einzugehen.“ In der Pflege gebe es kein „Schema F“, das man universell bei jedem Patienten oder jeder Patientin anwenden kann. „Man befindet sich in einem ständigen Abwägungs- und Aushandlungsprozess. Und genau das ist gleichzeitig Herausforderung und Bereicherung dieses Jobs“, sagt Erika Reiswich.
Pflegestudium wird seit 2024 entlohnt
„Es wäre schön, wenn die Akademisierung der Pflege zu einer Veränderung des stereotypen Gesellschaftsbildes der Pflege als ‚Arzt-assistierenden Beruf‘ führt. Wir müssen hin zur Pflege als selbstständige und handlungswirksame Profession.“
Erika Reiswich, Pflege-Studentin
Lange Zeit wurde das Pflegestudium nicht entlohnt. Reiswich finanziert sich ihr Studium deshalb durch ein Stipendium des Herz- und Diabeteszentrums Bad Oeynhausen. Dank des Pflegestudiumsstärkungsgesetzes, das im Januar 2024 in Kraft getreten ist, erhalten Studierende jetzt die gleiche Vergütung wie Auszubildende in der Pflege. Sie können sich zu Beginn ihres Studiums für einen Träger der praktischen Ausbildung entscheiden und dieser gilt während des Studiums als Arbeitgeber. Und das ist ein guter Schritt in die richtige Richtung, denn Pflegefacheinrichtungen stehen immer noch vor der Herausforderung Personalmangel.
Ganz gleich, ob ausbildungsintegriertes Studium oder Berufsausbildung – alle Fachkräfte werden gebraucht. Eine Veränderung wünscht sich Erika Reiswich jedoch: „Es wäre schön, wenn die Akademisierung der Pflege zu einer Veränderung des stereotypen Gesellschaftsbildes der Pflege als ‚Arzt-assistierenden Beruf‘ führt. Wir müssen hin zur Pflege als selbstständige und handlungswirksame Profession.“ Für ihre Zukunft plant sie, einen Master zu studieren. Sie interessiert sich für den Studiengang „Berufspädagogik Pflege und Therapie“ an der HSBI.
Wie wichtig ihre Arbeit ist, zeigen viele Begegnungen, die Erika Reiswich in den vergangenen drei Jahren gemacht hat: Sie schiebt eine Patientin im Bett, die sie gerade aus dem Aufwachraum nach einer Operation abgeholt hat, wieder in ihr Zimmer. Sie legt der 72-Jährigen das Blutdruckmessgerät um den Oberarm und misst. Danach reicht sie ihr ein Glas Wasser, fragt nach ihrem Wohlbefinden, stets mit einem Lächeln auf den Lippen. „Brauchen Sie noch etwas? Kann ich Ihnen noch etwas Gutes tun?“, fragt die 22-jährige Studentin. Ein erneutes Lächeln, doch diesmal von der Patientin. „Sie sind ein Engel.“ (sad)
Internationaler Tag der Pflege
Der internationale Tag der Pflege ist am 12. Mai. Seit 1965 wird er jährlich begangen. Der Tag unterstreicht die Wichtigkeit der Pflegeberufe. Er erinnert auch an den Geburtstag von Florence Nightingale, der Pionierin der modernen Krankenpflege. An diesem Tag sollen besonders die Forderungen an die Politik zur Verbesserung der Pflegesituation deutlich gemacht werden. Dazu gibt es weltweit Aktionen.
Pflege an der HSBI studieren
Weitere Bachelor-Studiengänge mit Pflegebezug an der HSBI sind Gesundheit als Vollzeitstudium oder kooperatives Studium mit den Schwerpunkten Therapie und Pflege. Als Masterstudiengänge gibt es Erweiterte Pflegeexpertise – Advanced Nursing Practice (berufsbegleitend) und ab 2025 Betriebliches Bildungsmanagement (berufsbegleitend).