Leuchtturmprojekt „Die Bielefelder Schule. Fotokunst im Kontext“ beginnt zu strahlen

Bielefeld (fhb). "Hier entsteht ein temporäres Kreativquartier mitten in Bielefelds Zentrum", sagt Bielefelds Kulturdezernent Dr. Udo Witthaus. Die augenblickliche Geräuschkulisse, das Sägen, Hämmern und Fräsen in der Alten Stadtbibliothek an der Wilhelmstraße, legt temporäre, kreative Handarbeit nahe: Vor kurzem wurden die Umbauarbeiten gestartet, und auf zwei großzügigen, hellen Etagen werden nun Ausstellungswände mit einer Gesamtlänge von über 250 Metern aufgebaut. Platz genug, um einen repräsentativen Überblick zu geben mit Werken der Bielefelder Schule für Fotografie.

Drei Monate lang - vom 7. September bis zum 7. Dezember - werden die Exponate zu sehen sein. Die Ausstellung trägt den Titel "Die Bielefelder Schule. Fotokunst im Kontext". Sie ist ein gewichtiger kultureller Teil der 800-Jahrfeier der Stadt und zugleich "ihr Leuchtturmprojekt", wie der Berliner Fotohistoriker und Ausstellungskurator Dr. Enno Kaufhold anlässlich eines Pressegesprächs erfreut vermerkt: Eine Kooperation der Stadt Bielefeld mit dem Forschungsschwerpunkt "Fotografie und Medien" des Fachbereichs Gestaltung.

"Die Bielefelder Schule", ein Begriff, eine Klassifizierung, die ursprünglich einmal der ehemalige Kulturchef der Neuen Westfälischen Zeitung, Dr. Manfred Strecker, einführte, erinnert sich der Fotoprofessor der ersten Stunde, Dr. Gottfried Jäger. Seit den 60er-Jahren habe sich die Fotografie in Lehre und Forschung hier etabliert. Sie könne durchaus "ein Alleinstellungsmerkmal in Deutschland" für sich reklamieren, klassifiziert Jäger. Theorie und Praxis hätten hier dialektisch zueinandergefunden, meint Kaufhold. Nie habe die Bielefelder Schule sich zu einem einzigen Stil bekannt. Sie sei "von Anfang an im Spagat aufgestellt und für viele unterschiedliche Ansätze offen gewesen", so der Kurator. Jäger ergänzt: "Unsere Fotokunst hat immer im Kontext gesellschaftlicher Erkenntnisse und nie im Elfenbeinturm entrückter Wissenschaft stattgefunden."     

Als Projektleiter hat er viele Akteure an einen Tisch gebracht und ein vielfältiges Ausstellungskonzept entworfen. Studierende des Fachbereichs Gestaltung der FH Bielefeld machen mit. Master-Student Marc Jakubowski ist soeben mit seinem offiziellen Ausstellungs-Plakat fertig geworden: der Titel der Ausstellung ist in großen, orangefarbenen Lettern auf den Kopf gestellt und gibt den Blick dennoch frei auf eine Hand, die eine Schere hält, mit der ein Fotokarton zerschnitten wird. Das Bildmotiv zur Ausstellung stammt vom Philipp Dorl, einem der ausstellenden Absolventen der Bielefelder Schule. Weitere 14 ehemalige Studierende und neun damalige und derzeitige Professorinnen und Professoren stellen aus, "24 künstlerische Positionen mit etwa 250 Werken", fasst Kaufhold zusammen. Dekan Prof. Dr. Roman Bezjak, selber Fotograf, ist angetan vom Engagement an seinem Fachbereich: "Es ist eine Gemeinschaftsveranstaltung von Vertretern aller Studienrichtungen."

Grafik-Student Marc Jakubowski wird sich auch um einen Bild- und einen Textband zur Ausstellung kümmern und zugleich die  Ausstellungs-Website betreuen. Weitere Studierende werten die Ausstellung mit Programmflyern, Filmen und einen Audioguide auf, hält Thomas Abel fest, der die Verantwortung für das gesamte Projekt als "verlängerter Arm" von Professor Jäger mitträgt. Parallel zur Ausstellung finden wissenschaftliche und medienpädagogische Veranstaltungen und Führungen statt, unter anderen das 34. Bielefelder Fotosymposium des Forschungsschwerpunkts "Fotografie und Medien".

Gefördert wird das gesamt Projekt von der Kunststiftung des Landes Nordrhein-Westfalen, dem NRW-Kulturministerium, der LWL-Kulturstiftung Westfalen-Lippe und der Deutschen Bank. Ein ganz privater Unterstützer ist Klaus Schwickert, von 1975 bis 1989 Oberbürgermeister der Stadt Bielefeld, bei dem sich Dekan Roman Bezjak "ganz ausdrücklich" für dessen Engagement bedankte.

Mehr unter: www.die-bielefelder-schule.de