08.08.2014

Eine mitdenkende Wohnung fürs Leben: KogniHome

Bundesforschungsministerium fördert Projekt unter Federführung der Universität Bielefeld mit 13 regionalen Partnern / 468.000 Euro für die FH Bielefeld.

Eine vernetzte Wohnung, die die Gesundheit, Lebensqualität und Sicherheit von Familien, Singles und Senioren fördert: Daran werden 14 Projektpartner aus Ostwestfalen-Lippe in den kommenden drei Jahren gemeinsam arbeiten, und zwar im neuen regionalen Innovationscluster KogniHome. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) fördert das Projekt mit acht Millionen Euro bis 2017. Geleitet wird KogniHome von CITEC, dem Exzellenzcluster der Universität Bielefeld. Partner sind unter anderem die Fachhochschule Bielefeld, der Hausgerätehersteller Miele, die v. Bodelschwinghschen Stiftungen Bethel und das Unternehmen Hella aus Lippstadt. Einschließlich der eigenen Mittel, die von den Projektpartnern kommen, liegt das Gesamtvolumen bei 11,3 Millionen Euro. Die Fachhochschule Bielefeld ist mit dem Fachbereich Ingenieurwissenschaften und Mathematik sowie dem Fachbereich Wirtschaft und Gesundheit mit 468.000 Euro am Projekt beteiligt. KogniHome wurde heute der Presse im Hause Miele in Gütersloh vorgestellt.

Die  Partner aus Industrie, Forschung, Dienstleistung sowie Sozial- und Gesundheitswesen befassen sich mit der Frage, wie sich "mitdenkende" und "vertrauenswürdige" technische Systeme verwirklichen lassen, die Menschen im Alltag unterstützen können. Bei der Entwicklung der technologischen Basis stehen für die Forscher auch ethische, gesellschaftliche und rechtliche Aspekte im Fokus. "Wir wollen den Wohnalltag mit neuen nützlichen Hilfestellungen anreichern, welche die Gesundheit und Sicherheit ihrer Nutzer verbessern", sagt Professor Dr. Helge Ritter vom Exzellenzcluster CITEC. Er ist Sprecher des neuen Innovationsclusters KogniHome.

Das Besondere an dem Projekt KogniHome ist, dass die Wohnung ihren Nutzer ein Leben lang begleiten kann, weil sie von seinen Bedürfnissen und Fähigkeiten lernt. Bei KogniHome wird kein Service-Roboter eingesetzt, sondern die Technologien werden unsichtbar in das gewohnte Wohnumfeld integriert. Die an der Entwicklung beteiligten Industriefirmen wollen die Ergebnisse dazu nutzen, marktreife Produkte zu entwickeln.

Durch die Teilprojektleiterin Prof. Dr.-Ing. Eva Schwenzfeier-Hellkamp wird im Forschungsschwerpunkt Intelligente Technische EnergieSysteme (FSP ITES) am Fachbereich Ingenieurwissenschaften und Mathematik - IuM - das Teilprojekt "Intelligentes Lichtleitsystem" bearbeitet. Die in diesem Teilprojekt eingeworbenen knapp 227.000 Euro werden für die Konzepterstellung eines Assistenzsystems, das sowohl eine Unterstützung im Alltag bietet als auch die notwendige Sicherheit in Gefahrensituationen gewährleistet, verwendet.

Als Grundlage für die prototypische Realisierung des Assistenzsystems dient eine elektrisch betriebene, auf LED-Modul-Technologie basierende, optische Leitmarkierung. Das integrierte Leitsystem soll den höchsten Ansprüchen hinsichtlich mechanischer und chemischer Beanspruchung genügen und stellt eine optimale situative Orientierungshilfe dar. Es soll in Teilbereichen des häuslichen Lebens unterstützend wirken und ein sicheres Bewegen in der eigenen Wohnung fördern. Sicherheits- und Assistenzaspekte können so das Wohlbefinden und den Wohnkomfort positiv beeinflussen. Beispielsweise kann eine Funktion des Leitsystems bei Bedarf eine Grundbeleuchtung bei Nacht sein. Die Orientierungshilfe gewährleistet so einen sicheren Gang vom Schlaf- zum Badezimmer. Auch in Gefahrensituationen, wie etwa einem Brand und die daraus folgende Rauchentwicklung, soll durch die optische Leitmarkierung dem Bewohner der kürzeste und sicherste Fluchtweg angezeigt werden.

Prof. Dr. jur. Brunhilde Steckler wird das Gesamtvorhaben KogniHome in Rahmen der wissenschaftlichen Begleitforschung durch die Ermittlung rechtlicher Aspekte der verschiedenen Teilprojekte (Digitale Küche, Eingangsbereich und Supportive Personal Coach) sowie der Querschnittsprojekte (Virtueller Dialogassistent und Vernetzung) begleiten. Die unterschiedlichen Rechtsfragen werden identifiziert, strukturiert und den jeweiligen Rechtsgebieten zugeordnet (Datenschutzrecht, Telemedienrecht, Telekommunikationsrecht, Vertrags- und Produkthaftungsrecht, Recht der Allgemeinen Geschäftsbedingungen, IT-Vertragsrecht und mehr). Nach einer Analyse des juristischen Schrifttums und der einschlägigen Rechtsprechung werden Lösungsansätze erarbeitet, mit den Vertretern der einzelnen Teil- und Querschnittsprojekte erörtert und auf die Bedürfnisse der Beteiligten abgestimmte Lösungsmöglichkeiten entwickelt, zum Beispiel Checklisten für die Pflichten der Anbieter von Telemedien, Datenschutzklauseln, Haftungserklärungen, Nutzungsbedingungen und Vertragsmuster. Um die rechtssichere Nutzung des Systems zu ermöglichen, sind die in Schrifttum und IT-Praxis vorhandenen Vertragsklauseln und Muster auszuwerten und an die Systemanforderungen anzupassen.

Im Kontext der Verwertung und künftigen Nutzung der KogniHome-Arbeitsergebnisse werden von Professorin Steckler insbesondere gewerbliche Schutzrechte, etwa Patente und Gebrauchsmuster, aber auch Urheberrechte und deren Lizenzierung geprüft. Ziel ist die Identifizierung und Einordnung der Arbeitsergebnisse in das System der Schutzrechtsverwertung, die Analyse künftiger vertraglicher Verwertungsmöglichkeiten und der Entwurf von Lizenzvereinbarungen in Abstimmung mit dem Konsortium.

Das Projekt KogniHome startet in diesem Monat und läuft bis Ende Juli 2017. Das Großprojekt ist Teil des Förderschwerpunktes "Mensch-Technik-Interaktion im demografischen Wandel" des BMBF. Für das Projekt arbeiten folgende Organisationen zusammen: Universität Bielefeld, Fachhochschule Bielefeld, Universität Paderborn, achelos GmbH (Paderborn), v. Bodelschwinghsche Stiftungen Bethel (Bielefeld), Bielefelder Gemeinnützige Wohnungsgesellschaft mbH, DMW Schwarze GmbH & Co. Industrietore KG (Bielefeld), Hanning & Kahl GmbH & Co KG (Oerlinghausen), helectronics GmbH (Büren), Hella KGaA Hueck & Co. (Lippstadt), Hettich Marketing- und Vertriebs GmbH & Co. KG (Kirchlengern), HJP Consulting GmbH (Borchen), Miele & Cie. KG (Gütersloh), Neue Westfälische GmbH & Co. KG (Bielefeld).