01.06.2011

Zu wenige Migrantinnen auf der Führungsetage

Forschungsprojekt von Prof. Dr. Swetlana Franken am Fachbereich Wirtschaft und Gesundheit mit dem Ziel einer effizienten Förderung von Migrantinnen.

Bielefeld (fhb). Optimismus, Zielstrebigkeit und Durchhaltevermögen: wer mit diesen Einstellungen die berufliche Qualifizierung ergänzt und die Karriere angeht, wird auch als Migrantin in Deutschland Führungspositionen übernehmen können. Doch es sind immer noch "extrem wenige Frauen mit Migrationshintergrund, die in den Führungsetagen deutscher Unternehmen oder Hochschulen tatsächlich ankommen". Trotz dieser ganz persönlichen Einstellungen. Prof. Dr. Swetlana Franken vom Fachbereich Wirtschaft und Gesundheit der Fachhochschule Bielefeld zog dieses Fazit am Ende eines Arbeitstreffens, zu dem rund 30 Fachleute Ende Mai an die FH gekommen waren.

Franken leitet ein vom Bundesbildungsministerium und der Europäischen Union gefördertes Forschungsprojekt, das sich zum Ziel gesetzt hat, Handlungsempfehlungen für eine effiziente Förderung von Migrantinnen abzuleiten, um eine optimale Unterstützung von Berufs- und Karriereverläufen zu gewährleisten. Mitte 2013 wird das auf drei Jahre angelegte Projekt auslaufen. Franken: "Es geht hier nicht nur um persönliche Karrieren, die Migrantinnen sind vielmehr Teil unseres Innovationspotenzials und tragen zum Wohlstand unseres Landes bei."

Die Zahlen lassen aufhorchen: Knapp 16 Millionen Menschen in Deutschland haben einen Migrationshintergrund, "bei den Kindern unter fünf Jahren stellen die Einwanderernachkommen sogar ein Drittel der Bevölkerung", so Franken. Von besonderer Bedeutung für die deutsche Wissensgesellschaft sind die hochqualifizierten Migranten: 6,6 Millionen besitzen einen beruflichen Abschluss, 1,6 Millionen davon sind Akademiker, die Hälfte von ihnen Frauen. Franken. "Um diese Potenziale zu erschließen, sind politische Maßnahmen, aber auch eine bewusste Öffnung von Unternehmen und Organisationen notwendig." Leider pflegten Unternehmen nach wie vor Ressentiments gegenüber bestimmten Migrantengruppen. Weiteres Manko: es gibt keine bundeseinheitliche Anerkennung der Schul- oder Berufs-Abschlüsse, die im Ausland erworben wurden.       

Migrantinnen stellen "keine homogene Gruppe dar", hat die jetzt abgeschlossene Online-Befragung des FH-Forscherteams, zu dem Studierende, wissenschaftliche Mitarbeiter und die Projektleitung gehören, zu Tage gefördert. Die Biografien der Frauen sind sehr unterschiedlich, angefangen mit dem Geburtsort und der damit verbundenen kulturellen Einbindung bis hin zum Aufwachsen in Akademiker- oder Arbeiterfamilien.    

Viele Migrantinnen seien "persönlich hoch motiviert", so Franken,  und erklimmen die Karriereleiter nach dem Motto: "Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg." Das gilt gleichsam für selbstständig Tätige, Wissenschaftlerinnen und Mitarbeiterinnen in Unternehmen. Doch das gilt längst nicht für alle. "Wir brauchen maßgeschneiderte Förderungen für die Frauen", fordert die für 'Personalmanagement und Schlüsselqualifikationen' zuständige BWL-Expertin der FH Bielefeld.      

Der Fachbereich und die Projektleiterin verfügen aufgrund ihrer zahlreichen Praxisprojekte und Beratungstätigkeiten über ein ausgebautes Netzwerk zu Praxispartnern, darunter Personalverantwortliche von Großunternehmen, Frauen- und Migrantenverbänden und Netzwerken, Hochschulen und Forschungseinrichtungen, politischen Organisationen und Stiftungen. Diese Strukturen werden für das Projekt genutzt. Erklärtes Ziel: "Unternehmen und Organisationen zu überzeugen, die Bewerberinnen mit Migrationshintergrund als wertvolle Kandidatinnen zu betrachten, von denen sie profitieren können", meint Prof. Dr. Swetlana Franken.

Mehr unter: www.migrantinnen-in-fuehrung.de