05.05.2014

Strom für Esteli

Fachhochschule Bielefeld setzt auf Kooperation mit Universität aus Nicaragua.

Bielefeld (fhb). Bielefeld geht mit Estelí nicht nur in Sachen Städtepartnerschaft gemeinsam Wege, sondern auch im Klimaschutz. Zwei Studentinnen der Farem Universität Estelí, im Norden Nicaraguas, arbeiten die nächsten drei Monate gemeinsam mit Studierenden vom Fachbereich Ingenieurwissenschaften und Mathematik (IuM) der Fachhochschule Bielefeld an einem Photovoltaikkonzept, um es in Estelí umzusetzen. Denn eine lückenlose Stromversorgung ist in Estelí nicht selbstverständlich. Mitte April ist eine Delegation aus Estelí an die FH Bielefeld gekommen, um sich über die bisherigen Ergebnisse auszutauschen und neue Projekte anzustoßen. Unverzichtbar dabei: ein Empfang bei Bielefelds Oberbürgermeister Pit Clausen.

"Das Thema Klimaschutz ist so aktuell, aktueller geht es nicht", lobte der Oberbürgermeister die Zusammenarbeit. Bielefeld und Esteli machen seit einigen Jahren bei dem bundesweiten Projekt "50 kommunale Klimapartnerschaften" mit, das Partnerkommunen bei der Entwicklung von Klimaschutzprojekten unterstützt. So kam es auch zur Kooperation zwischen der Universität Estelí und der FH Bielefeld, denn beide Hochschulen bieten einen Studiengang "Regenerative Energien" an. Seit 2012 haben Studierende und Lehrende aus diesem Studiengang die Möglichkeit, für Praxissemester oder Projektarbeiten an die jeweils andere Hochschule zu kommen, um den Klimaschutz in Estelí voranzutreiben. "Wenn wir den Klimaschutz nur in unserem Mikrokosmos angehen, bringt das nichts. Wir müssen die Probleme global lösen", erklärte Dekan Prof. Dr. Lothar Budde vom Fachbereich IuM. Ähnlich sieht das auch Maria Adela Herrera, die das Städtepartnerschaftsbüro in Estelí leitet: "Es ist wichtig, mit unseren Partnern zusammenzukommen, auch für unsere Studierenden. So lernen sie über die Grenzen von Estelí hinaus."

Begleitet wurde sie von den Professoren Juan Alberto Betanco und Jimmy Sierra sowie von den Studentinnen Torrez Morales und Karelia Tercero Ubau, die erst einmal in Bielefeld bleiben. Mit den FH Studenten Lennart Schräder und Johannes Vogelsang erarbeiten sie ein Konzept, wie sie ein ganzes Dorf in der Nähe von Estelí mit Photovoltaik elektrifizieren können. In Nicaragua gibt es viele ländliche Bereiche, die nicht an das Stromnetz angeschlossen sind und in absehbarer Zeit nur über dezentrale Insellösungen versorgt werden können. "Jetzt beginnen wir mit den Planungen und im Herbst werden wir beim Aufbau der Anlage vor Ort dabei sein", sagt Lennart Schräder.

Es sei gut, dass sich die Hochschulen nicht nur in der Lehre austauschen würden, sondern auch die Forschung in anderen Bereich vorangetrieben werde. Neben der Photovoltaikanlage ist zwischen den Hochschulen ein weiteres Projekt zur LED-Beleuchtung im Park von Estelí im Gespräch. Außerdem kooperieren die Städte in den Bereichen Wiederaufforstung, Gewässerrenaturierung und Altölsammlung. "Der intensive Austausch und die Zusammenarbeit über mehrere Monate hinweg ist sowohl für die Studenten als auch für die Hochschulen von großem Vorteil. Wir erhoffen uns noch viel von der Partnerschaft", erklärte Professorin Dr. Eva Schwenzfeier-Hellkamp, die den Studiengang Regenerative Energien an der FH Bielefeld leitet.