13.09.2016

„Pflegekräfte müssen in die Gespräche zur Organspende einbezogen werden“

Neues Forschungsprojekt von Prof. Dr. Michaela Brause vom Fachbereich Wirtschaft und Gesundheit soll aufzeigen, welche Pflichten und Aufgaben Pflegekräfte im Hinblick auf Organspender übernehmen können.

Bielefeld (fhb). Durch Transplantationen können Leben gerettet werden – allein dieses Jahr wurden laut der Deutschen Stiftung Organspende in Deutschland bereits rund 1.500 Organe transplantiert. Pflegekräfte übernehmen hierbei elementare Aufgaben in der Versorgung der Spenderinnen und Spender. Prof. Dr. Michaela Brause von der Fachhochschule (FH) Bielefeld untersucht nun, welche Rollen und Aufgaben Pflegekräfte in Deutschland und anderen Ländern im Rahmen des Organspendeprozesses übernehmen und welche spezifischen Ausbildungs-, Fort- und Weiter­bildungskonzepte für diesen Bereich vorliegen.

Laut Transplantationsgesetz müssen Ärzte das Gespräch mit den Angehörigen führen, Pflegekräfte können dabei sein. „Das ist verbesserungswürdig. Pflegekräfte sollten immer in die Gespräche involviert sein, da sie den engeren Kontakt zu den Angehörigen haben“, sagt Brause. „Das ist eine belastende Situation für Angehörige, Pflegekräfte und Ärzte“, sagt die Gesundheitswissenschaftlerin. Außerdem müsse die Organspende bereits in der Ausbildung der Pflegekräfte verankert werden. „Es ist ein gesellschaftlich relevantes Thema, deshalb sollten Angehörige des Gesundheitsbereichs sich damit auseinandersetzen“, so Brause. Gerade Pflegekräfte seien „wunderbare Multiplikatoren. Ich möchte, dass sich die Bevölkerung mit dem Thema beschäftigt und einen Organspendeausweis ausfüllt. Ob die Menschen ja oder nein ankreuzen, muss letztendlich jeder und jede selbst entscheiden“, erklärt Brause.

In den kommenden zehn Monaten werden Prof. Dr. Michaela Brause und ihre Mitarbeiterin Sandra Tewes eine bereits erstellte Literaturanalyse, die den Fokus auf der Belastungssituation der Pflegekräfte hatte, um eine Literaturrecherchen zu den Rollen und Aufgaben der Pflegekräfte im Organspendeprozess erweitern. Gefördert wird das Projekt, das am Institut für Bildungs- und Versorgungsforschung im Gesundheitsbereich (InBVG) angesiedelt ist, vom hochschuleigenen Fonds für neuberufene Professorinnen und Professoren. Brause wird zudem Interviews mit Experten zur Organspende aus Deutschland, Finnland und Großbritannien führen.  In Großbritannien  beispielsweise gibt es extra auf die Organspende spezialisierte Pflegekräfte, die „Specialist Nurse in Organ Donation“. „Sie kommen bei dem Befund des Hirntods in die Krankenhäuser und unterstützen Pflegekräfte und Angehörige. Wir wollen aufzeigen, wie die Organspende in anderen Ländern verläuft, vielleicht können wir in Deutschland davon lernen“, erklärt Brause.