Bielefeld (fhb). Über alle Grenzen hinweg ist Professor Dr. Jörn Loviscach vom Fachbereich Ingenieurwissenschaften und Mathematik der FH Bielefeld für seine Mathematikvorlesungen im Internet mittlerweile bekannt. Nicht nur im deutschsprachigen Raum von Nord nach Süd erhalten seine Vorlesungen auf der Video-Plattform "YouTube" millionenfache Clicks und Zustimmung von den Studierenden, sondern auch bis weit in den Westen und in den Osten ist sein Ruf nun gedrungen.
Durch einen Zeitungsartikel auf den deutschen Professor aufmerksam geworden, sandte jetzt das Russische Staatsfernsehen ein dreiköpfiges Kamerateam von Berlin nach Bielefeld, um Professor Loviscachs ganz in seinem Element, mit Grafiktablett und Webcam ausgestattet, unter die Lupe zu nehmen.
Die russischen Zuschauer werden Jörn Loviscach in den Nachrichten Mitte September allein in einem großen Hörsaal sitzend zu Gesicht bekommen: Gelassen und mit lockerer Stimme versorgt er seine virtuellen Studierenden mit dem nötigen Know-how. Auf die Frage der russischen Producerin Liubov Dimitriesa, wie man diese komplizierten Formeln "menschlich" erklären könne, kommt auch Professor Loviscach kurzzeitig ein wenig ins Straucheln und muss dann lachen.
Ansonsten läuft das Interview reibungslos und ohne Probleme, außer dass die automatisch herunterfahrenden Verdunklungsrollos am Hörsaal dem russischen Kamermann plötzlich das Licht rauben. Doch auch hier ist Professor Loviscach ganz Mann der Tat und rettet das Interview mit einem beherzten Griff in den Schaltkasten.
Vor allem interessiert das russische Team, ob Loviscach sich im Internet schon als Berühmtheit fühlt, wie er überhaupt damals auf die Idee der virtuellen Vorlesung gekommen sei und ob von den Studierenden manchmal auch schon Extrabestellungen kommen würden, dieses oder mal jenes Thema zu bearbeiten. "Ja, gibt es! Vor allem für das Fach Physik bekomme ich viele Anfragen", erklärt Jörn Loviscach, der diese Herausforderung gerne annehmen würde. Ihm fehle aber leider die Zeit, auch dieses Gebiet in Videos aufzubereiten.
Zukünftig möchte Professor Loviscach seine Vorlesungen im Internet noch interaktiver gestalten und im Zweiminuten-Takt Übungsaufgaben für die Studierenden stellen. "Das ist ein sinnvolles Format für Fernunterricht, weil die Studierenden so länger am Ball bleiben", sagt Loviscach, der zu diesem Zweck gerade von einem längeren Aufenthalt aus den USA zurückgekehrt ist, wo er mit der Online-Akademie "Udacity" zusammenarbeitet.
Trotzdem bleiben die realen Vorlesungen für Jörn Loviscach sehr wichtig. "Es gibt Studierende, die kommen gut mit Internet-Vorlesungen zurecht, aber wohl die meisten brauchen einfach die persönliche Betreuung hier im Hörsaal", sagt er.
Mit ein paar Nahaufnahmen, wie Professor Loviscach in den Kommentaren von Studierenden aus aller Welt unter seinen YouTube-Videos blättert und mit ein paar Sequenzen, wie er mit Laptop und Grafiktablett über die Flure des Fachbereichs schlendert, sind die Dreharbeiten über den bestens bekannten YouTube-Professor auch schon abgeschlossen und werden bald über gut 70 Millionen Bildschirme in Russland flimmern.