11.11.2011

Neue Ideen für eine qualifizierte Betreuung und Pflege älterer Menschen

Projekt „Modell einer gestuften und modularisierten Altenpflegequalifizierung“ zieht Bilanz in Berlin.

Berlin / Bielefeld (fhb). Jetzt liegt er vor, und er wurde an zwei Tagen in Berlin anlässlich einer Abschlusstagung präsentiert: der „Entwurf des Qualifikationsrahmens für den Beschäftigungsbereich der Pflege, Unterstützung und Betreuung älterer Menschen“. Ein umfangreiches Werk, das von der Lehreinheit Pflege und Gesundheit der Fachhochschule Bielefeld in Kooperation mit dem Deutschen Institut für angewandte Pflegeforschung (dip) im Rahmen des Projekts „Modell einer gestuften und modularisierten Altenpflegequalifizierung“  erarbeitet wurde. Zu einem Thema also, das schon in absehbarer Zeit das Alltagsleben in Deutschland mehr denn je prägen wird. Es geht um die Beantwortung der Frage, wie in einer immer älter werdenden Gesellschaft die älteren Menschen qualifiziert betreut werden können – und letztlich um die Frage, welche Anforderungen dabei an das pflegende Personal gestellt werden.

Projektleiterin Prof. Dr. Barbara Knigge-Demal, Pflegewissenschaftlerin an der Fachhochschule Bielefeld: „Unser Projekt berücksichtigt, dass für eine qualitätsgesicherte Pflege älterer Bürgerinnen und Bürger vielfältige Kompetenzen gefragt sind, die Menschen mit unterschiedlichen Bildungsvoraussetzungen eine Beschäftigungsmöglichkeit im Bereich der Pflege, Unterstützung und Betreuung älterer Menschen bieten.“

Ihre Kollegin Prof. Gertrud Hundenborn, Projektleiterin im dip, ergänzt: „Mit der Modularisierung von Bildungsgängen erleichtern wir eine rasche Anpassung an Veränderungen, flexible Bildungskarrieren und eine frühe individuelle Profilbildung der Lernenden.“

Unter Einbeziehung des Sachverstands von rund 100 Expertinnen und Experten wurde ein so genannter „Qualifikationsrahmen“ entwickelt, der die Verantwortungs- und Aufgabenbereiche in der Pflege, Betreuung und Unterstützung älterer Menschen in acht voneinander abgrenzbare Niveaus beschreibt sowie das hierfür notwendige Wissen und Können definiert. Knigge-Demal: „Dieser Entwurf des Qualifikationsrahmen soll nach einer Erprobungsphase die Personal- und Organisationsentwicklung in Einrichtungen der Altenhilfe gezielt unterstützen.“

Prof. Dr. Andreas Beaugrand, der Vizepräsident für Studium und Lehre der FH Bielefeld, hatte in seiner Begrüßung die rund 200 Teilnehmer der Abschlusstagung mit Zahlen versorgt. Deutschland habe inzwischen eine der ältesten Bevölkerungen weltweit. Im Jahre 2009 sei jeder fünfte Mensch in Deutschland 65 Jahre und älter gewesen, „1950 war das nur jeder zehnte“, so Beaugrand. Und im vergangenen Jahr seien nur noch 16,5 Prozent der Bevölkerung in Deutschland jünger als 18 Jahre gewesen. „Die jungen Leute werden die Lasten der Kranken und Alten tragen müssen“, so der Vizepräsident. Seine Prognose: „Beschleunigt durch die Staatsschuldenkrise vieler Industrienationen werden uns die kommenden Jahre mit bisher nicht vorstellbaren Reformen des Sozialstaats und seiner umfangreichen Sicherungssysteme konfrontieren.“

Veränderten Herausforderungen müsse sich deshalb auch die Pflegebildung stellen. Beaugrand: „Hier gilt es, neue Qualifizierungswege zu ermöglichen, die auf Beschäftigungsfähigkeit, Flexibilität und Mobilität ausgerichtet sind.“

Ganz praktisch ginge es etwa darum, wie es gelingen könne, die einjährige Helferausbildung, die dreijährige Altenpflegeausbildung und die Weiterbildung zur Leitung einer pflegerischen Einheit „auf der Grundlage der landes- und bundesrechtlichen Bestimmungen in modularisierte Konzepte zu transformieren“. Aber vor allem gehe es darum, ein neues Konzept für die Bildung in der Altenpflege vorzulegen, von dem ältere Menschen „an ihrem Lebensabend Freundlichkeit, Höflichkeit, Menschenwürde und vor allem Zeit und Zuwendung erwarten dürften“, meinte Prof. Beaugrand.

Das Projekt „Modell einer gestuften und modularisierten Altenpflegequalifizierung“ ging Mitte 2008 an den Start und hat eine Laufzeit bis Ende 2011. Es wird vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) sowie vom Ministerium für Gesundheit, Emanzipation, Pflege und Alter (MGEPA) des Landes Nordrhein-Westfalen gefördert.

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