18.05.1999
Wenn die Schere naht, wird der Operateur gewarnt
Sicherheitskatheter an FH Bielefeld entwickelt.
Der Maschinenbau bietet in den meisten Disziplinen, die mit Technik zu tun haben, eine Vielfalt von Entwicklungsmöglichkeiten. So auch auf medizinischem Sektor. An der Fachhochschule (FH) Bielefeld bieten sich in letzter Zeit mehr und mehr Möglichkeiten, Entwicklungen auf diesem Gebiet zu machen. Aus der bewußt betriebenen interdisziplinären Zusammenarbeit von Medizin, Maschinenbau und Elektrotechnik und einem erheblichen Schuß Engagement ergeben sich zu immer neuen Fragestellungen aus der Medizin Themen für Diplom- und Studienarbeiten im Maschinenbau und der Elektrotechnik auch unter teilweiser Mitwirkung von Designern.
Erste Erfolge haben sich schon in einem Patent niedergeschlagen, weitere Projekte sind in Arbeit. Konkret läßt sich hier über ein patentgeschütztes Projekt berichten. Es handelt sich um einen klinisch einsetzbaren Sicherheitskatheter, dessen Funktionsweise auf physikalischen Effekten beruht, die man im Maschinenbau in den Grundlagen der Physik kennenlernt. "Gefordert war ein Katheter", so Entwickler Professor Dr. Karl-Ulrich Kettner aus dem Fachbereich Maschinenbau der FH Bielefeld, "den man auf natürlichem Weg bis in den Harnleiter hinauf einschieben kann, um eine versehentliche Verletzung dieses Hohlorgans bei einer "Knopflochoperation" im Unterbauch von vornherein zu verhindern." Das Gerät muß einen Alarm auslösen können, sobald ein Metallgegenstand (z. B. eine Schere) in seine Nähe kommt. Zusätzlich muß der Katheter biegsam, nicht dicker als 2 mm und auf eine Länge von circa 10 cm empfindlich sein. Aus hygienischen Gründen und für seine Wiederverwendbarkeit ist eine sterilisierbare Kunststoffummantelung erforderlich. Zur Auswertung der Sensorsignale und Ausgabe des erforderlichen Alarms wurde eine Auswerteelektronik entwickelt, mit der man unter anderem in der Lage ist, die Empfindlichkeit des Sensors, also den Abstand, ab dem der Alarm anschlägt, einzustellen.
Professor Dr. Kettner weiß aus eigener Erfahrung zu berichten, "daß die Neuentwicklung eines Gerätes wie in diesem Fall oft einfacher ist als seine Einführung am Markt, die mindestens genauso wichtig ist. Die Chirurgen als Zielgruppe müssen erfahren, daß es das Gerät gibt, die Industrie muß eine Nachfrage verspüren." Deshalb ist die klinische Erprobung des Sensors in Vorbereitung. Nach der erfolgten Erprobung der klinischen Eignung werden die Ergebnisse der Öffentlichkeit zugänglich gemacht.
Kontakt:
FH Bielefeld
Fachbereich Maschinenbau
Professor Dr. Karl-Ulrich Kettner
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fon (0521) 106-72 34
fax (0521) 106-71 50
e-mail karl-ulrich.kettner@fh-bielefeld.de