Der Gartenschaupark und die Stadt Rietberg werden um eine ganz besondere Attraktion reicher: Unter dem Arbeitstitel "lokal wirken - global gewinnen" entsteht in den kommenden Monaten der Klimapark Rietberg, ein Gemeinschaftsprojekt der Kommune mit der Fachhochschule (FH) Bielefeld, verschiedenen Einrichtungen und regenerativen Unternehmen. Auf der Fläche der sogenannten Stadtteilblüte, Hauptattraktion während der NRW-Landesgartenschau 2008, entsteht ein Informations- und Technologiezentrum rund um modernste Erkenntnisse zur Nutzung regenerativer Energien. Die Kooperationsteilnehmer unterzeichneten mit Impulsgeber Bürgermeister André Kuper eine entsprechende Vereinbarung im Rathaus der Stad Rietberg. Professor Lothar Budde, Dekan des Fachbereichs Ingenieurwissenschaften und Mathematik der FH Bielefeld, erläuterte im Medientreff: "Wir sind sehr dankbar, dass wir hier mitmachen können und mit allen im Verbund etwas ganz Neues und Einmaliges zu generieren. Wir werden mit Kolleginnen und Kollegen hier in diesem Projekt ganz konkret forschen können, aber auch Studierende ganz nah an die Praxis heranbringen. Für uns ist das ganz toll, diese Anlage ermöglicht Studierenden Abschlussarbeiten und hilft, sie später in die Unternehmen zu bringen."
"Wir freuen uns sehr, dass wir so gute Verbundpartner haben", erklärte Bürgermeister André Kuper im Rahmen des Medientreffs. "Unsere Unternehmen und die Forschungseinrichtungen sind mit großem Interesse in das Projekt eingestiegen und leisten erhebliche finanzielle Investitionen, um künftig Interessenten Informationen nicht nur in der Theorie sondern auch in praktischen Beispielen zu bieten. Ganz konkret blicken wir alle dabei auf die Auswirkungen der globalen Erderwärmung auch bei uns im regionalen Bereich und versuchen die Frage zu beantworten, was jeder einzelne Bürger für den Klimaschutz tun kann." "Solar-Tracker", "Nullemissionshaus", "Energie aus Abfällen", Geothermie", "Biogas", "Photovoltaik" und "Klimawald" sind Themenbereiche, die in der Stadtteilblüte im Parkteil zwischen Gallenweg und Stennerlandstraße dargestellt werden sollen. Zentraler Anlaufpunkt in der Mitte wird ein sogenannter "Klima-Pavillon" sein. Hier gibt es nicht nur multimediale Informationen über die Erde und den Klimawandel, sondern auch den weltweiten Blick, beispielsweise auf Wetterdaten und aktuelle klimatische Veränderungen. An dem Projekt beteiligt sind die Unternehmen hb-solar, Solvis, Syrex, Landesbetrieb Forst und Wald, Biogas Nord, Geothermie-Stükerjürgen, nova-solar, die GEG, Solartechnik Schierl und Jaeger-Haustechniksysteme, Verbraucherzentrale sowie das Klimaklassenzimmer. Hinzu kommt die wissenschaftliche Begleitung durch die FH Bielefeld und die kommunale Kooperation durch Stadt und Gartenschaupark.
Ähnlich äußerte sich Josef Kempkensteffen, Geschäftsführer hb-solar: "Für uns hat diese Teilnahme drei Ziele. Zum Einen sind wir seit 2008 in Rietberg ansässig. Die Stadt war bei der Ansiedlung so behilflich, dass wir gerne etwas zurück geben und Flagge für Rietberg zeigen möchten. Außerdem wollen wir den Besuchern die Photovoltaik nahe bringen und hoffen durch die Kooperation mit der FH Bielefeld, langfristig qualifizierte Arbeitskräfte für unseren schnell wachsenden Markt finden zu können." Mit einem sogenannten "Solar-Tracker" wird das Unternehmen Schierl vertreten sein. Juniorchef Markus Schierl: "Wir wollen mit dieser der Sonne nachgeführten Anlage zeigen, wie effektiv Solarstrom ist und den Menschen auch die dezentrale Energieversorgung näherbringen. Im rund 8mal8 Quadratmeter großen Ausstellungsgebäude zeigen wir Modelldarstellungen. Ein weiterer Schwerpunkt ist die Erläuterung der Entwicklungen in der Speichertechnologie und der Wärmeverteilungstechnik im Gebäude."
Ein "Nullemissionshaus" mit einer Grundfläche von etwa 100 Quadratmetern errichten die Unternehmen Jaeger-Haustechnik und nova-solar mit Solvis gemeinsam. Christoph Jaeger: "Unsere Informationspalette reicht von der Altbausanierung bis zur modernsten Neubauentwicklung. Lüftungstechnik, innovative Heiztechnik, Wärmepumpen- und Solarthermie sind unsere Themen." Klaus Cordtomeikel (novas solar): "Wir werden im Dachbereich eine drehbare Solartechnik einbauen." Insbesondere dieses aber auch die anderen festen Gebäude stehen der didaktischen Nutzung u. a. durch Schulklassen, Kindergärten und interessierten Gruppen zur Verfügung. Bürgermeister Kuper: "Gleichzeitig geben sie Raum und Möglichkeit für unser künftiges Klimaklassenzimmer, das sich in diesem Bereich aus dem Grünen Klassenzimmer heraus als wichtiger Teilbereich spezialisieren wird." Rüdiger Kley stellte für die GEG den Bereich der "Energie aus Abfällen" vor. "Was passiert mit unserem Hausmüll? Wie entstehen daraus Sekundärbrennstoffe", erklärte er. Die GEG errichte einen kleinen Pavillon, der informativ bestückt werde und Themen wie Ersatzbrennstoffe, das Verbringen von Inhalten grüner Tonnen in Vergärungsanlagen statt zu kompostieren, aber auch die Rekultivierung von ehemaligen Deponien zur Gasentnahme behandelt. Auch die Entsorger richteten, so Kley, ihr Augenmerk auf Schulklassen und andere Lerngruppen, um zukunftsweisend schon den Nachwuchs auf Problem- und Aufgabenstellungen hinzuweisen.
Richtungsweisend auch: der Beitrag des Regionalforstamtes Ostwestfalen-Lippe. Leiter Franz Stockmann: "Wir werden auf rund 5700 Quadratmetern Baumarten vorstellen und sind schon dabei, junge Bäume zu setzen. Dabei stellen wir die Sorten vor, die in Zukunft mit Blick auf den Klimawandel in Nordrhein-Westfalen eine ganz große Rolle spielen werden." Stieleichen, Ahorn oder Waldkirsche seien Beispiele für heimische Bäume, hinzu kämen Arten die früher in Nordamerika und Südostasien beheimatet waren, wie etwa der Riesenlebensbaum. Und letztlich stünden künftig auch Neuzüchtungen aus dem sogenannten Kurzumtriebswald vor Ort, die sich durch schnelles Wachstums als nachwachsender Rohstoff hervorgetan hätten. Stockmann: "Wir werden einen kleinen Waldpfad einrichten und auf Infotafeln alles Wissenswerte vermitteln, dazu gibt es mit dem Regionalförster eine pädagogisch-didaktische Begleitung."
Auf 125 Jahre Erfahrung blickt das Unternehmen Stükerjürgen zurück, innovative Entwicklungen kennzeichnen die Historie. Brunnenbau ist einer der Schwerpunkte des Betriebes. Prokurist Jörg Drescher: "Wir werden Geothermie-Tiefenbohrungen präsentieren und im laufenden Jahr eine Musterbaustelle einrichten. Wir gehen bis auf 300 Meter Tiefe und bauen dort eine Sonde ein. Unsere Bohrung wird komplett nutzbar sein. Zudem errichten wir ein Gebäude, in dem ständig wechselnde Ausstellungen geplant sind und die über den gesamten Bereich der Geothermie informieren. Vorstellen können wir dort auch unsere vielen Großprojekte, die wir quasi vor der Rietberger Haustür schon durchgeführt haben."
"Wie funktioniert eine Biogasanlage? Welche Energie wird dort gewonnen?" Diese Fragen sollen in der Parzelle der Biogas-Nord ausführlich beantwortet werden. "Hier können alle Potentiale dieser Technik dokumentiert werden", so Klimabeauftragter Rüdiger Ropinski des Unternehmens, "aber natürlich betreiben wir dort keine echte Biogasanlage, es wird ein Modell im Maßstab von 1:20 oder 1:25 entstehen, in dem das Funktionieren einer solchen Anlage simuliert wird."