16. Mindener Fachgespräch für den Tiefbau "Sanierung eines Kanal-Großprofils"
1. Hydraulische Randbedingungen bei der Sanierung des Weser-Lutter-Kanals in Bielefeld
2. Bestandsaufnahme und Planung der Sanierung der Weser-Lutter - "Da müssen wir durch"
3. Baugrund, Verbau und Wasserhaltung in der Kanaltrasse
4. Umsetzung der Sanierungsmaßnahmen
Das 16. Mindener Fachgespräch für den Tiefbau fand am Donnerstag, den 19.11.2015 unter der Leitung von Prof. Dr.-Ing. Hans-Georg Gülzow im Audimax des Campus Minden der Hochschule Bielefeld statt. Der neue Dekan Prof. Dr.-Ing. Oliver Wetter konnte rund 80 Gäste und Studierende begrüßen und erläuterte in seinem Grußwort die aktuelle Situation am Campus Minden nach dem Zusammenlegen des bisherigen Alt-Fachbereichs Architektur und Bauingenieurwesen mit dem neuen jungen Fachbereich Technik. Die 4 Fachvorträge werden nachfolgend in Zusammenfassungen vorgestellt. Die PDF-Dateien (1,9 - 3,0 MB) mit den Vortragsfolien sind jeweils über den Link in der Downloadbox am linken Seitenrand erreichbar.
Hydrologische und Hydraulische Randbedingungen bei der Sanierung des Weser-Lutter-Kanals in Bielefeld
Dr.-Ing. Richard Rohlfing, PFI Planungsgemeinschaft GbR, Hannover
Im Zuge der erforderlichen Sanierung des über 100 Jahre alten Kanal-Großprofils in der Bielefelder Altstadt muss aufgrund der baulichen Randbedingungen eine Reduzierung des Abflussquerschnitts des Kanals in Kauf genommen werden. In hydraulische Modellrechnungen mit dem Programm HYSTEM/EXTRAN wurde die zulässige Überstauhäufigkeit nachgewiesen. Örtliche Überflutungen können nur durch zusätzliche Regenrückhaltebecken vermieden werden. Die Ausführungsvariante mit 2 Regenrückhaltebecken und einer 1. Sanierungsstrecke in offener Bauweise und einer 2. Sanierungsstrecke in geschlossener Bauweise wurde durch Vergleichsrechnungen ermittelt.
Bestandsaufnahme und Planung der Sanierung der Weser-Lutter - "Da müssen wir durch"
Dipl.-Ing. Michael Haver, Umweltbetrieb Bielefeld
Dipl.-Ing. Martin Schmitz, Zerna Planen und Prüfen, Köln
Nachdem erhebliche Risse im alten Lutter-Kanal festgestellt wurden - u.a. bis zu 2,5 cm weite Risse in der Sohle des Kanals, wurde ein umfassendes Sicherungskonzept mit Monitoring und Alarmplan umgesetzt. Auf der Sohle des ca. 3,2 x 1,8 m großen Kanalprofils wurde als Sofortmaßnahme eine neue bewehrte Sohlplatte hergestellt. Die weitere Sanierungsplanung sieht in einem ca. 750 m langen Kanalabschnitt eine vollständige Erneuerung des Kanalquerschnitts vor. Der 1. Abschnitt in offener Bauweise ist z.Z. in der Bauausführung. Die Arbeiten im 2. Abschnitt, der im Inlinerverfahren saniert wird, sollen im Laufe des Jahres 2016 begonnen werden.
Baugrund, Verbau und Wasserhaltung in der Kanaltrasse
Dr. Hartmut Loh, Geoanalytik, Bünde
Zur Bauzeit des Lutterkanals - um 1900 - war entlang der Trasse des Kanals noch weitgehend keine Bebauung vorhanden. Die heute dicht an die Kanaltrasse angrenzende Bebauung wurde z.T. in den Baugrubenverfüllungen der damaligen Kanalbaugrube gegründet. Die Sohle des Kanals liegt bis zu ca. 7 m unter der heutigen Geländeoberfläche und ist überwiegend im Tonstein gegründet. Darüber stehen sandige und schluffige Sedimente an. Der Grundwasserstand wurde ursprünglich durch Drainagen in der Höhe des Kämpfers des Kanalquerschnitts begrenzt. Infolge von Verockerungen der Drainageeinlässe ist der Grundwasserstand angestiegen und liegt knapp oberhalb des Kanalscheitels. Die Drainageeinlässe konnten aufgebohrt werden, so dass der Grundwasserspiegel wieder weitgehend unter dem Kanalscheitel liegt. Das Konzept des Linearverbaus mit offener Wasserhaltung hat sich bislang bewährt.
Umsetzung der Sanierungsmaßnahmen
Dipl.-Ing. Theo Heitkamp, Klaus Stewering GmbH, Borken
Herr Heitkamp betonte in seinem Bericht über die Ausführung der Bauarbeiten im Bereich der offenen Bauweise die Bedeutung einer sorgfältigen Arbeitsvorbereitung. Gerade bei den schwierigen Randbe-dingungen durch zahlreiche unterirdische Versorgungs- und Entsorgungsleitungen und die enge Bebauung ist der Erfolg der Baumaßnahme von einer effektiven Vorbereitung abhängig. Knapp die Hälfte dieses Bauabschnittes konnte bis heute planmäßig fertiggestellt werden.