Der dreitägige MINT.Ferien-Workshop der FH Bielefeld am Campus Gütersloh fand vom 29. bis 31.04. online statt.
Der dreitägige „MINT.Ferien“-Workshop zur Studienorientierung hat das Potential, am Campus Gütersloh der FH Bielefeld zur Tradition zu werden. Das Angebot für MINT- (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik) interessierte Schülerinnen und Schüler der Oberstufe wurde bereits zum zweiten Mal erfolgreich in den Osterferien durchgeführt. Pandemiebedingt wurde der Workshop in diesem Jahr erstmals komplett online umgesetzt. „Dieser Umstand hat uns keinerlei Nachteil gebracht. Alle Teilnehmer sind bis zum Abschluss des dritten Tages gerne dabeigeblieben und das will bei einem freiwilligen Ferienprogramm schon etwas heißen“, findet Veranstaltungsorganisatorin Vanessa Prott-Warner, wissenschaftliche Mitarbeiterin am Campus Gütersloh. Gemeinsam mit Barbara Köß in ihrer Funktion als Koordinatorin des zdi-Netzwerkes im Kreis Warendorf und Matthias Vinnemeier, Leiter des zdi-Zentrums pro MINT GT, begleitete sie die 16-köpfige Gruppe vom 29. bis zum 31. März durch das Programm. „Die überwiegenden Anmeldungen zum Workshop sind aus dem Kreis Gütersloh, aber auch einige überregionale Studieninteressierte, beispielsweise eine Schülerin aus Oldenburg oder ein Schüler aus Warburg sind mit von der Partie, was uns sehr freut“, berichtet Rebecca Goebel, die als Mitarbeiterin des experiMINT diGiTal Schülerlabors am Campus Gütersloh die Veranstaltung unterstützte.
„Besonderes Programm-Highlight ist neben laborpraktischen Aufgaben und einer Schnuppervorlesung der Unternehmertag mit persönlichen Interviews zwischen Studieninteressierten und Unternehmensvertretern von vier unserer Kooperationspartner aus den Kreisen Gütersloh und Warendorf. Eigeninitiative ist bei der gesamten Veranstaltung gefragt, denn diese ist insbesondere beim praxisintegrierten Studium, bei dem sich Theoriephasen an der FH mit Praxisphasen in Unternehmen abwechseln, eine wichtige Voraussetzung“, weiß Prott Warner. Nachdem die Schülerinnen und Schüler die Studienmöglichkeiten der FH Bielefeld am Campus Gütersloh kennengelernt haben, galt es im ersten laborpraktischen Teil ein Transportband vom heimischen Schreibtisch aus zum Laufen zu bringen. Anders formuliert handelte es sich um die Fernwartung einer Produktionslinie im Miniaturformat, bei der unterschiedliche Materialien erkannt und mithilfe einer Rutsche ausgeschleust oder weitertransportiert werden sollten.
Mit Unterstützung des Gütersloher Teams, die als Avatare fungierten, programmierten die Schülerinnen und Schüler in Zweiergruppen die Automatisierungsanlage am Campus Gütersloh stehend und beobachteten ihre Erfolge per Kamera. In einem zweiten Praxisteil konnten die Studieninteressierten mit Unterstützung von Fabian Schmid-Michels, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Campus Gütersloh, 3-D Druck-Vorlagen erstellen. „Es hat alles hervorragend geklappt und es sind kreative Objekte konzipiert worden. Natürlich drucken wir die Ergebnisse aus und senden sie den Workshop-Teilnehmern nach Hause“, verspricht Schmid-Michels.
„Es ist kein Beruf, sondern eine Berufung“, mit diesen Worten startete die Schnuppervorlesung von Hans-Peter Rauer, Professor im Lehrgebiet Technisches Dienstleistungsmanagement, zum Thema: Predictive Maintenance im Kontext von Industrie 4.0. „Wie kann man Maschinen in einer Produktionsstraße so überwachen, dass man sozusagen die Zukunft vorhersagen kann. Wie lange wird die Maschine noch laufen, wann sollte welches Teil gewartet werden? Oberstes Ziel ist es, einen Produktionsausfall zu vermeiden.“ Rauer gelang mit seiner Vorlesung am Beispiel eines Maschinenausfalls und dessen Bedeutung für ein Unternehmen, ein authentischer Einblick in die Tätigkeiten einer Ingenieurin oder eines Ingenieurs im Kontext von digitalen Dienstleistungen und Wartungen.
Ausgestattet mit den wertvollen Erfahrungen aus den zwei ersten Workshop-Tagen, konnten die Studieninteressierten am dritten und letzten Tag der „MINT.Ferien“ – dem sogenannten Unternehmertag – erste Kontakte zu möglichen Kooperationspartnern knüpfen und offene Fragen in lockerer Atmosphäre stellen. Zunächst stellten die eingeladenen Akteurinnen und Akteure aus Unternehmen der Region sich und ihre Arbeitgeber vor. Im Anschluss an die Präsentationen ging es im rollierenden System in sogenannte Break-out Sessions (beschreibt die virtuelle Einteilung einer großen Gruppe in Kleingruppen), innerhalb derer mit den Unternehmensvertretern gesprochen werden konnte. Unter der Prämisse: „Was kann man am Ende mit den Studiengängen im Unternehmen machen und wie sieht der Alltag eines Studierenden im Unternehmen aus?“ erhielten die Schülerinnen und Schüler so die Möglichkeit, jeden potentiellen Arbeitgeber näher kennenzulernen.
„Zur Veranschaulichung des Studienalltags und um Fragen von Schülern an Studenten zu ermöglichen, haben alle Unternehmen auch einen Studierenden mitgebracht“, erzählt Prott-Warner. Das Start-up Unternehmen Teu2tec GmbH wurde von FH Absolvent und Masterstudent Endrit Bikliq vorgestellt, der sich nach eigenen Angaben noch sehr gut an seinen Studienbeginn und die dort relevanten Fragen erinnern kann: „Toll, dass ihr hier seid. Ich wäre schneller an mein Ziel gekommen, wenn ich mich damals auch so frühzeitig informiert hätte.“ Das Unternehmen Haver&Boecker OHG wurde von Petra Niemeier vorgestellt. Lennart Bänisch, Student am Campus Gütersloh unterstützte sie. „Wir suchen Persönlichkeiten und keine Nummern. Nach dem Studium seid ihr nicht nur hochqualifiziert, sondern habt auch noch Berufserfahrung. Das macht eure Chancen für den Arbeitsmarkt generell aber insbesondere aus Übernahmeperspektive bei uns sehr groß“, berichtet Niemeier aus ihren Erfahrungen als Studienkoordinatorin. Auf die Rückfrage eines Schülers nach einem möglichen Auslandseinsatz antwortet Student Bänisch promt: „Es gibt Dependancen auf allen Kontinenten und damit zahlreiche Möglichkeiten für ein Praktikum im Ausland“, denn er selbst habe diese nach eigenen Angaben sehr wertvolle Erfahrung machen dürfen.
„Wir machen Akustik sichtbar“, startet Tim Dannat, Mitarbeiter bei der CAE Software und Systems GmbH. In einem Live-Demo demonstriert er, wie durch ein bildgebendes Verfahren Geräusche sichtbar gemacht werden können. Emma Lukic, Studentin im vierten Semester am Campus Gütersloh, erzählt von den Praxiseinsätzen der Studierenden im Unternehmen. „Wir benötigen immer junge und dynamische Leute und freuen uns auf eure Bewerbung. Sehr gerne aus der Mechatronik“, so der abschließende Aufruf Dannats.
„Es gibt keine falschen Fragen. Fragt uns alles, was euch auf der Seele brennt“, lautet der Intervieweinstieg von Michael Steinkamp. Er ist zurzeit für 73 Studierende bei der GEA Westfalia Separator Group GmbH zuständig und erzählt von der Wichtigkeit des Teamgedankens im Unternehmen. Simon Wessel, Student im zweiten Semester Digitale Technologien, bestärkt seinen Kollegen: „Wir sind zum Kennenlernen zu Studienbeginn seitens der Firma zu einer viertägigen Fahrt ins Sauerland eingeladen worden. Auf diese Weise fiel der Anfang sehr viel leichter“, erinnert sich Wessel. „Wir sind Maschinenbau pur und produzieren Maschinen beispielsweis zur Herstellung von Chicken Mc Nuggets, oder zum Entrahmen von Milch, zur Bierverarbeitung aber auch, und das ist aktuell sehr relevant, zur Trennung von Blutkörperchen. Pandemiebedingt erfahren wir bezüglich der Behandlung von Humanblut eine große Abnahme“, verrät Steinkamp abschließend.
„Der Unternehmertag ist wirklich ein klasse Format. Ohne Druck oder Bewerbungssituation können Rückfragen von Studieninteressierten gestellt werden, woraus ungezwungene und offene Gespräche entstehen, die für alle Seiten gewinnbringend sind“, ist sich das Organisationsteam rund um die „MINT.Ferien“ einig. Sämtliche Fragen zur Tagesstruktur, den Aufgaben, Verdienst, Arbeitszeit und Einsatzgebieten konnten zufriedenstellend geklärt werden. Prott-Warner macht die Studieninteressierten aufmerksam: „Einige der Unternehmen haben für den Studienstart im Wintersemester 2021/2022 noch Praxisplätze zu vergeben, aber bitte bedenken Sie, dies ist nur eine Auswahl von vier der zurzeit rund 130 Kooperationspartner des praxisintegrierten Studiums der FH Bielefeld. Sie haben gesehen wie unterschiedlich die Unternehmen sind. Ob klein oder groß, ob klassisch oder ein Start-up-Unternehmen, da gibt es kein richtig oder falsch, sondern mehr oder weniger passend für jeden Einzelnen. Seine persönlichen Vorlieben kennenzulernen, alleine dafür sind solche Gelegenheiten wie heute Gold wert“, schließt Prott-Warner zufrieden. (th)