Platz 1 in NRW: FH Bielefeld punktet im „Gründungsradar“ des Stifterverbandes
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Die Gründungsförderung der FH Bielefeld ist die beste der mittelgroßen Hochschulen in NRW. Im aktuellen Gründungsradar des Stifterverbands belegt die FH im deutschlandweiten Gesamtranking Platz 15 von 76 untersuchten mittelgroßen Hochschulen. Sie hat ihre Position damit im Vergleich zum letzten Gründungsradar 2020 nochmals verbessert. Die Pioniere vom CFE und ein Gründer sagen warum.
Bielefeld (fhb.) Wie steht es um die Qualität und Quantität der Gründungsförderung an den Hochschulen in Deutschland? Bereits zum sechsten Mal hat der Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft e.V., kurz Stifterverband, genau hingeschaut und 2022 für seinen Gründungsradar insgesamt 196 relevante Hochschulen befragt. 76 davon gehören zur Gruppe der mittelgroßen Hochschulen, so auch die Fachhochschule (FH) Bielefeld. Und mit Platz 15 konnte die FH ihr Ergebnis im Vergleich zur letzten Erhebung 2020 nochmals verbessern und bleibt damit im Ranking weiterhin die beste mittelgroße Hochschule in NRW.
73 Teams intensiv betreut, 26 Gründungen, 120 Arbeitsplätze
„Die gute Platzierung ist ein großartiges Feedback für uns. Die Verantwortlichen können die Früchte ihres Einsatzes ernten“, sagt Prof. Dr. Riza Öztürk, Dekan des Fachbereichs Wirtschaft der FH Bielefeld, und zeigt auf Prof. Dr. Tim Kampe. Kampe steht gutgelaunt im Center for Entrepreneurship (CFE) der FH. Der Professor für Allgemeine BWL, Wirtschaftsprüfung und Entrepreneurship hat das vom Exist-Programm des Bundeswirtschaftsministeriums geförderte CFE aufgebaut und seit dem Start im April 2020 zur zentralen Anlauf- und Schaltstelle der FH in Sachen Gründung gemacht. Ihn freut die Einstufung im Gründungsradar: „Eine tolle Bestätigung unserer Arbeit!“
Der Erfolg im Gründungsradar liegt zum einen in den Zahlen begründet: Das CFE hat bisher 145 Erstberatungen und 810 Folgeberatungen von Gründungsinteressierten und Gründenden geleistet. 73 Teams wurden intensiv weiterbetreut. Daraus resultierten inzwischen 26 konkrete Gründungen mit rund 120 neuen Arbeitsplätzen. „Unsere Quote liegt deutlich über dem bundesweiten Durchschnitt, nach dem neun von zehn Gründungsvorhaben scheitern“, sagt Tim Kampe.
Zum anderen ist das Konzept des CFE für den Erfolg verantwortlich. Das geht weit über „Business as usual“ hinaus und umfasst mehr als die rein betriebswirtschaftliche Gründungsberatung. Kampe erläutert: „Wir sensibilisieren breit für das Unternehmertum, qualifizieren in curricularen und extra-curricularen Veranstaltungsformaten durch alle Fachbereiche und begleiten aussichtsreiche Gründungsideen bis zur Marktreife.“ Das CFE beschränkt sich nicht auf Deeptech- oder B2B-Startups, sondern fördert die unterschiedlichsten Gründungsideen von der klassischen Agenturgründung oder den Start eines Modelabels über diverse App-Entwicklungen bis hin zu medizinisch-technischen Lösungen.“
Beratungsportfolio des CFE entspricht der Heterogenität der FH-Fachbereiche
Dies entspricht der Vielfalt der Fachbereiche an der FH. „Wir sind offen für Vorhaben aus allen Fachbereichen“, betont Dr. Stefanie Pannier, die schon im Vorläufer des CFE, dem Innovationslabor, als Persönlichkeitscoach dabei war. Wer gründen möchte, kann sich von ihr und den weiteren Coaches im CFE beraten lassen. „Dabei sind wir auch so ehrlich, aussichtslose Projekte als solche zu benennen“, sagt Pannier. Ist jedoch genügend Potential vorhanden, werden die künftigen Gründenden ins sogenannte Inkubator-Programm aufgenommen, dem Herzstück des CFE: Über ein Jahr lang werden die Teams intensiv gecoacht und beraten, in zahlreichen Veranstaltungsformaten mit den Grundlagen des Gründens vertraut gemacht und durch alle relevanten Phasen des Prozesses begleitet. „Dazu gehört auch das Schreiben von Business-Plänen, die Beantragung von Stipendien und die Einbeziehung unserer Professorinnen und Professoren“, erläutert Prof. Dr. Bernhard Wach vom Fachbereich Wirtschaft, der inzwischen einem Ruf an die Hochschule München gefolgt ist. Zuvor hatte er das Curriculum des Inkubator-Programms federführend mitentwickelt, ihn freut deshalb das gute Abschneiden der FH im Gründungsradar besonders. „Der Stifterverband attestiert uns so wörtlich eine vorbildliche Gründungsförderung.“
Start-up Credular geht mit Mixed-Reality-Lösungen an den Start
Das kann Pascal Volkery vom Start-up Credular nur bestätigen. Zusammen mit drei Kommilitonen hat der Maschinenbauer aus einem Masterprojekt eine Gründungsidee entwickelt. Seit anderthalb Jahren werden die FH-Absolventen vom CFE betreut: „Die Unterstützung und die Möglichkeiten des CFE sind hervorragend, sie haben uns bei der Umsetzung unserer Idee enorm geholfen“, sagt Volkery. Inklusive der Finanzierung: „Alleine die Beantragung der Gründungsstipendien hätten wir alleine kaum geschafft.“ Stefanie Pannier kennt diese Schwierigkeiten: „Etwa ein halbes Jahr dauert es, den Antrag für das EXIST-Stipendium des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz zu stellen, prüfen zu lassen und am Ende genehmigt zu bekommen.“
Diese Spitzenförderung erhält das Gründer-Team mittlerweile und hat damit die Möglichkeit, das technisch anspruchsvolle Projekt umzusetzen. Volkery: „Wir entwickeln ein Software-Tool, mit dem kleine und mittlere Unternehmen auch ohne Programmierkenntnisse eigenständig professionelle Augmented- und Mixed-Reality-Lösungen erstellen können.“ Solche Tools können etwa bei der Reparatur von Maschinen zum Einsatz kommen. „Vereinfacht gesagt werden alle relevanten Informationen für die Reparatur dann in der Mixed-Reality-Brille dargestellt. Setzt ein Mitarbeitender die Brille auf und richtet den Blick auf die Maschine, würden die Infos über die Realität gelegt und der Mitarbeitende wüsste, welche Schrauben er entfernen muss.“ Vor kurzem haben Volkery und seine Mitstreiter ihr Start-up Credular offiziell gegründet. Sie sind sich sicher: „Ohne das CFE wären wir jetzt Angestellte in -einem Unternehmen und keine Gründer.“
Bedeutung des CFE für die FH: Gründung als Faktor für erfolgreichen Transfer
Wenn im kommenden Jahr die Laufzeit der Projektförderung für das CFE endet, bedeutet das keineswegs das Ende des CFE. Das Erfolgsmodell wird weiterbestehen, sagt Tim Kampe: „Wir haben die volle Rückendeckung des Präsidiums. Das CFE ist ein wichtiger Baustein des Transfers der FH geworden, also der Vermittlung und Übertragung wissenschaftlicher und technischer Kenntnisse in die Wirtschaft. Denn Gründung ist ein wesentlicher Faktor des Transfers.“ (uh)