02.07.2020

Fachhochschule favorisiert Mansergh-Quartier in Gütersloh

Bis zu 1.200 junge Menschen sollen künftig am Campus Gütersloh studieren.

Seit 2010 bietet die Fachhochschule (FH) Bielefeld praxisintegrierte Ingenieursstudiengänge in Gütersloh an. Zunächst im „Flöttmann-Gebäude“ in der Schulstraße, seit 2018 auch im „Gleis 13“ am alten Güterbahnhof. Die Studierendenzahlen wachsen, zurzeit sind rund 430 in zehn Studiengängen eingeschrieben, und der Ausbau ist noch nicht abgeschlossen. Die FH hat mit ihren Plänen für weitere Studiengänge in den vergangenen Jahren erfolgreich Mittel beim Land eingeworben, bis zu 1.200 junge Menschen sollen bald in Gütersloh studieren.

Intensiv hat sich die FH in den vergangenen Monaten mit der Frage befasst, an welchem Ort all den Studierenden, aber auch den Professorinnen und Professoren, Forschenden und Beschäftigten auf lange Sicht die bestmöglichen Bedingungen geboten werden. Denn fest steht: Die momentan angemieteten Liegenschaften werden nicht ausreichen. „Unsere Vision war immer ein Campusgelände, auf dem Studieren, Forschen, Wohnen und Leben zusammenkommen“, erklärt FH-Präsidentin Prof. Dr. Ingeborg Schramm-Wölk. „Gütersloh ist ein Erfolgskonzept, weil die Unternehmen in der Region, die Stadt und der Kreis mit der Hochschule gemeinsam eine Vision entwickelt haben und dafür eintreten, dass diese erfolgreich umgesetzt wird. Wir möchten einen Ort entwickeln, der praxisnahe, bedarfsorientierte und innovative Studien- und Forschungsmöglichkeiten bietet und sich durch Internationalität auszeichnet. Innovative Lehr- und Lernkonzepte sollen erprobt und umgesetzt werden, sodass der Standort Gütersloh Modellcharakter hat mit Blick auf eine stärkere Digitalisierung der Bildung und hinsichtlich projekt- und kompetenzorientierter Angebote aufgestellt wird“, berichtet die Präsidentin weiter. Den Flächenbedarf beziffert die FH mit rund 8.000 Quadratmetern. Die bestehenden Studiengänge sollen durch weitere praxisintegrierte und durch englischsprachige Studiengänge sowie berufsbegleitende Masterstudiengänge ergänzt werden.

Schramm-Wölk und ihre Kolleginnen und Kollegen aus dem Präsidium und dem Fachbereich Ingenieurwissenschaften und Mathematik haben in den letzten Wochen und Monaten in einer Variantenanalyse verschiedene Standorte analysiert und verglichen: Der Standort „Flöttmann-Gebäude“ sei reizvoll gelegen, habe Charme, biete aber unterm Strich wegen der beschränkten Fläche in der Innenstadt keine ausreichenden Entwicklungsmöglichkeiten für die sehr erfolgreichen Forschungsaktivitäten oder auch hochschulnahe Einrichtungen mit Kooperationspartnern. „Dass der Campus Gütersloh auf dem ,Gleis 13‘ etabliert werden konnte, ist für die FH Bielefeld in der gegenwärtigen Aufbauphase hervorragend“, erklärt die Präsidentin.  „Gleis 13“ mit den geplanten weiteren Gebäuden sei gut erschlossen und der Gedanke, zeitnah ein Hochschulgebäude zu errichten, sei sehr verlockend und mehrfach abgewogen worden, doch auch hier seien die Möglichkeiten für die gewünschte Ausgestaltung nicht ausreichend gegeben.

Die dritte Option ist das Gelände der ehemaligen Mansergh Barracks: „Nach intensiver Analyse tendieren wir dazu, dass das Mansergh-Quartier für unsere Vision von einem zukunftsorientierten Campus Gütersloh die beste Wahl ist“, so Schramm-Wölk. „Hier können Studieren, Forschen, Leben und Wohnen zusammengebracht werden. Wir sehen hier eine hohe Aufenthaltsqualität durch die Außenbereiche und Grünflächen, und insgesamt ein flexibles Gestaltungspotenzial.“

Güterslohs Bürgermeister Henning Schulz erläutert: „Die Stadt hat gegenüber der FH immer deutlich gemacht, dass sie jede der drei möglichen Standortentwicklungen aktiv begleiten wird. Wichtig war uns immer, dass sich die FH für den Standort entscheidet, der dem Ausbaukonzept und der Zukunftsvision von internationalisierten, praxisintegrierten Studiengängen am besten entspricht.“ Schulz betont: „Toll, dass die Fachhochschule jetzt bei unserem innovativen und zukunftsweisenden städtebaulichen Projekt ,Mansergh-Quartier‘ mit von der Partie ist. Es ist wirklich außerordentlich, mit welchem Engagement sich die Hochschulleitung für die Vision eines echten Campus in Gütersloh einsetzt. Die Entwicklung ist für die Stadt von großer Bedeutung. Hier kann ein Mikrokosmos entstehen für Lehre, Forschung und Kooperationsprojekte mit hiesigen Unternehmen in Verbindung mit Wohnen und Leben.“ Die Panzerhallen böten beispielsweise Platz für größere Anlagen oder Versuchsaufbauten.

Doch bevor die Hochschule und die Stadt mit konkreten Planungen beginnen, sind noch einige Hürden zu nehmen, wie Inga Linzel, Leiterin des Fachbereichs Stadtplanung und Bauordnung bei der Stadt Gütersloh, erläutert: „Momentan haben wir noch kein Planungsrecht, da das Areal erst von der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben freigegeben werden muss, damit wir als Kommune von unserem Erstzugriffsrecht Gebrauch machen können.“ Derzeit arbeitet ein Planerteam aus Berlin, Sieger eines von der Stadt Gütersloh durchgeführten städtebaulichen und freiraumplanerischen Wettbewerbs, an der weiteren Ausarbeitung des Wettbewerbsergebnisses.

Die Präsidentin ist ebenfalls erleichtert über die Entscheidung: „Wir haben es uns wirklich nicht einfach gemacht und haben das Mansergh-Quartier und die innenstadtnahen Varianten auf Herz und Nieren geprüft. Ich bin sehr froh, dass sich am Ende der Variantenanalyse Präsidium und Fachbereich absolut einig waren, dass wir unsere Zukunft im Mansergh-Quartier sehen.“ (vku)