05.07.2024

Von Energy-Communities bis Ethikrat: HSBI-Projekt InCamS@BI und ITES bringen Unternehmensverter:innen und Wissenschaft für eine Circular Economy in der Energieversorgung zusammen

Blick ins Publikum des Bar Camps Auf in losen Reihen aufgestellten Liegestühlen sitzen Teilnehmer:innen des Bar Camps und blicken in Richtung der Präsentation Im Vordergrund sitzt ein jüngerer Mann in schwarzem Hemd und hellblauer Jeans
Rund 45 Studierende und Vertreter:innen der Energiewirtschaft nahmen am gemeinsam von InCamS@BI und ITES ausgerichteten Barcamp zum Thema „Circular Economy in der Energieversorgung“ teil. © K. Stardodubskij/HSBI
Bild von Professor Jens Haubrock der in einem dunkelblauen Jackett im Konferenzbereich der HSBI steht Er hat seine rechte Hand leicht angehoben Hinter ihm steht ein Student in beigem T Shirt und lacht
Professor Dr.-Ing. Jens Haubrock und seine AG Netze und Energisysteme hatten federführend zum Barcamp 2024 eingeladen. © K. Starodubskij/HSBI
Bild einer Session des Bar Camps Fünf Personen stehen im Halbkreis um eine Pinnwand Zwei mänliche Teilnehmer stehen mit dem Rücken zur Kamera Eine Frau in weißem Oberteil und ein Mann mit schwarzem HSBI-T Shirt schauen in die Kamera
In vier parallel abgehaltenen Sessions konnten die Teilnehmer:innen ihre Ideen und Fragen einbringen. Aus den so gewonnenen Anregungen will das ITES neue Forschungsprojekte generieren. © K. Stardodubskij/HSBI
Bild von Professorin Doktor Eva Schwenzfeier-Hellkamp die in einem schwarzen Blazer vor einer grauen Pinnwand im Konferenzsaal der HSBI steht und das Projekt InCamS@BI vorstellt
Professorin Dr. Eva Schwenzfeier-Hellkamp zeigte als Mentorin der Forschungsgruppe Zirkuläre Wertschöpfung die inhaltlichen Verbindungen zwischen InCams@BI und dem Tagesthema auf. © K. Starodubskij/HSBI
Eine Hand schreibt mit einem schwarzen Filzstift etwas auf eine gelbe Moderationskarte Die rechte Hand der schreibenden Person die man nicht sieht hält die Karte fest
Die eingebrachten Ideen wurden vom Veranstaltungsteam dokumentiert. Um Kontakt zu den Ideengeber:innen zu halten, konnten diese außerdem ihren Namen auf den Karten hinterlassen. © K. Starodubskij/HSBI

Zu seinem zweiten Barcamp lädt das HSBI-Transferprojekt InCamS@BI in Kooperation mit dem ITES Vertreter:innen von Stadtwerken, Unternehmen der Energiebranche, Netzbetreibern und Studierende ein. Gemeinsam diskutieren die Teilnehmer:innen über aktuelle Fragen der Energiewirtschaft und die Potenziale von Circular Economy in der Energieversorgung. Der partizipative Ansatz bringt spannende Ideen und Potenzial für zukünftige gemeinsame Kooperationen hervor.

Bielefeld (hsbi). Die erste Hürde ist genommen: „Die Anmeldung hat schon mal funktioniert“, sagt Katrin Handel und räumt lächelnd die letzten Unterlagen von ihrem Tisch im Konferenzbereich der Hochschule Bielefeld (HSBI), der eben noch die Registrierung des Barcamps 2024 war. Die 24-Jährige arbeitet als wissenschaftliche Mitarbeiterin im ITES, dem Institut für Technische Energie-Systeme, und ist in dieser Funktion heute Teil des Organisationsteams der zweiten Mitmachkonferenz, die das Transferprojekt InCamS@BI zusammen mit dem ITES ausrichtet. „Meine erste Assoziation war natürlich, dass es dabei wie in einer ‚Bar‘ um einen ungezwungenen Rahmen geht“, berichtet Handel von ihren ersten Gedanken zu dem neuen Veranstaltungsformat, das sich InCamS@BI jährlich zu einem neuen Thema vornimmt.

Informeller Rahmen schafft Raum des Mitmachens und der offenen Rede

Bild von Katrin Handel und Melina Gurcke die das Bar Camp organisiert haben
Melina Gurcke (rechts) und ihr Team um Katrin Handel strukturierten die Inputs der Teilnehmer:innen.

Und beim Anblick des Konferenzsaals scheint sich dieser erste Eindruck zu bestätigen: Anstelle der üblichen Bestuhlung prägen gemütliche Liegestühle den Raum, anstelle von Keynotes und Vorträgen bringen die 45 Teilnehmer:innen des Barcamps ihre eigenen Fragen und Gedanken zum Tagesthema „Circular Economy in der Energieversorgung“ mit und diskutieren sie im Lauf der Veranstaltung an verschiedenen Stationen. Begleitet und koordiniert wird dieses partizipative Format neben dem ITES-Team von der InCamS@BI-Forschungsgruppe Zirkuläre Wertschöpfung rund um Melina Gurcke, die zusammen mit Professor Dr.-Ing. Jens Haubrock heute als Veranstalterin auftritt: „Mit dem Barcamp schaffen wir einen Raum, in dem wir vor allem zum offenen Reden einladen. Im Fokus stehen Praxisthemen, die die Teilnehmenden aktuell beschäftigen“, berichtet die Ingenieurin, die zugleich als Technologiescout im Transferprojekt InCamS@BI arbeitet.

Barcamp bedeutet: ‚Transfer ist keine Einbahnstraße‘

„Das Barcamp ist das Format zur Redewendung, ‚Transfer ist keine Einbahnstraße‘. Hier erhalten wir direkten Anschluss an die Themen aus der Unternehmenswelt und können anschließend mit unserem Know-how zu Lösungen beitragen“
Professor Dr. Jens Haubrock, stellvertretender Leiter ITES

Diesen Aspekt macht auch Professor Dr.-Ing. Jens Haubrock in seiner gemeinsamen Begrüßung und Einführung mit Prof. Dr.-Ing. Eva Schwenzfeier-Hellkamp deutlich: „Das Barcamp ist das Format zur Redewendung, ‚Transfer ist keine Einbahnstraße, sondern vollzieht sich zu gleichen Teilen aus der Hochschule heraus wie in sie hinein‘. Hier erhalten wir direkten Anschluss an die Themen aus der Unternehmenswelt und können anschließend mit unserem Know-how zu Lösungen beitragen“. Die Themen dafür kommen von den rund 20 Vertreter:innen regionaler Unternehmen, die sich für das Barcamp angemeldet haben. Mit der Darstellung eines Projekts zur Überholung eines Leistungstransformators macht Peter Offers von den Stadtwerken Bielefeld in einem Impulsvortrag den Anfang. Schon hier wird das Ziel der gesamten Veranstaltung abgesteckt: Es geht um Herausforderungen der Praxis und gemeinsame Lösungen zwischen Wissenschaft und Wirtschaft.

Mann pinnt beschriebene Karten an Pinnwand
© K. Starodubskij/HSBI

Herausforderungen aus der Praxis strukturieren den Bar Camp-Nachmittag

Genau diese Fragen stehen im Mittelpunkt der anschließenden Sessions. Nach einer offenen Fragerunde sortiert und ordnet das Organisationsteam den bunten Themenstrauß und bildet vier räumlich getrennte Sessions. Durch die Einteilung in eine erste und eine zweite Runde ergeben sich so insgesamt acht Themenblöcke: An einer Pinnwand wird zu Netznutzung und Energiegemeinschaften diskutiert, die nächste widmet sich der Lebensdauerverlängerung von elektrischen Betriebsmitteln und zwei weitere Sessions beschäftigen sich mit Versorgungssicherheit und Effizienz sowie dem zirkulären Design von Energiegeräten und -netzen. Zwischen den einzelnen Sessions können die Teilnehmer:innen selbstbestimmt wechseln und sich in die Diskussion einbringen oder einfach nur zuhören.

Acht Sessions eröffnen eine beeindruckende Bandbreite an Energiethemen

Porträtbild von Katrin Handel die in einer grauen Strickjacke vor dem Gebäude der HSBI steht Sie hat hellbraune Haare und lächelt im Halbprofil in die Kamera
Masterstudentin Katrin Handel arbeitet als wissenschaftliche Mitarbeiterin im ITES. Sie sieht im Barcamp eine Möglichkeit, über den Tellerrand des eigenen Forschungsalltags hinauszublicken.

In Katrin Handels Session geht es um die Netznutzung und „Energy Communitys“. Welche Anreize können für den Einsatz von Batteriespeichern in einzelnen Quartieren gesetzt werden? Das ist eine der Fragen, die Handels Gruppe diskutiert. Weil es momentan noch an gesetzlichen Rahmenbedingungen für diese Brücke zu einem regenerativen und dezentraleren Netz mangele, stünden auch Geschäftsmodelle dazu noch auf zu wackeliger Grundlage. Um dieses Manko zu beheben, müsste gesetzgeberisch nachgebessert werden, lautet hier die Erkenntnis. Handel und ihre Kollegin notieren die eingebrachten Argumente auf Moderationskarten und pinnen sie an die Stellwand vor ihnen: „Für mich war die Session interessant, weil ich mich mit den rechtlichen Rahmenbedingungen von Batteriespeichern bisher kaum beschäftigt habe. Durch die Verbindung mit unseren Forschungsthemen ergeben sich aber ganz schnell interessante neue Perspektiven“, bilanziert sie den Verlauf ihrer ersten Diskussionsrunde.

Aus den Anstößen des Barcamps sollen neue Forschungsprojekte entstehen

Das Themenspektrum in den Sessions reicht von kleinteilig-technisch bis gesamtgesellschaftlich-ethisch: Können biobasierte Kunststoffe eine nachhaltige Lösung für Kabelisolierung sein? Welche Anlagen eignen sich für Nutzungszeitverlängerungen? Oder sollte es für künftige Versorgungskonflikte einen Energieethikrat geben? Das sind nur einige der Fragen, mit denen sich die Teilnehmer:innen im Verlauf der Veranstaltung beschäftigen. Damit aus den vielen Anstößen des Barcamps tatsächlich etwas entsteht, können die Teilnehmer:innen ihren Namen an Fragen hinterlassen, die sie besonders interessieren: „Wir haben eine beeindruckende Bandbreite an Themen diskutiert, damit ist das Hauptziel des Barcamps eigentlich schon erreicht“, zieht Melina Gurcke ein zufriedenes Fazit in ihrem Wrap Up am Ende des Tages. „Aber die Arbeit endet hier noch nicht. Auf Basis unserer Auswertung und Ihrer Kontakte möchten wir zusammen möglichst konkrete Projekte starten“, blickt die Veranstaltungsorganisatorin auf die Nachbearbeitungsphase des Barcamps. Dem positiven Resümee kann auch Katrin Handel nicht widersprechen: „Wir hatten hier eine tolle Möglichkeit, über den Tellerrand des eigenen Forschungsbereichs hinauszublicken und uns in ganz praktische Probleme hineinzuversetzen. Meine Hoffnung ist, dass wir aus den Inputs möglichst viele neue Forschungsprojekte gewinnen können.“ (mkl)

Über InCamS@BI

Mit InCamS@BI, dem Innovation Campus for Sustainable Solutions, positioniert sich die HSBI als innovative Transferakteurin im Feld der Kreislaufwirtschaft. In dem fächerübergreifenden Projekt werden Ideen generiert und Lösungen entwickelt, um Kunststoffe und deren Handhabung für eine Kreislaufwirtschaft zu optimieren. Mit innovativen Formaten und einem interdisziplinären Team gestaltet InCamS@BI den Austausch zwischen Wissenschaft, Wirtschaft und Gesellschaft. In dem Projekt werden forschungsbasierte Transferstrukturen systematisch entwickelt, aufgebaut und erprobt.

Logo Innovative Hochschule

InCamS@BI wird im Rahmen der Bund-Länder-Initiative „Innovative Hochschule” von 2023 bis 2027 gefördert.

Weitere Informationen

Institut für Technische Energie-Systeme (ITES)
Arbeitsgruppe Netze und Energiesysteme (AGNES)
Fachbereich Ingenieurswissenschaften und Mathematik

Weitere Transferformate von InCams@BI

Demo Day
Expert Panels
Makeathon
Science Bench
Tech Check