5. Mai ist „Tag der Hebammen“: BA-Studium an der FH erfolgreich angelaufen
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Vor 100 Jahren vom Internationalen Hebammenverband (ICM) ins Leben gerufen, macht der Hebammentag auf Erreichtes und Notwendiges aufmerksam. Das Motto dieses Jahr: „100 Jahre Fortschritt“… Am weiteren Fortschritt möchten Lehrende und Studierende im neuen Hebammenstudiengang an der FH Bielefeld auch in den kommenden Jahren aktiv mitwirken.
Bielefeld (fhb). Der 5. Mai ist der „Internationale Tag der Hebammen“. Hebammen und ihre Arbeit sollen an diesem Tagen besonders geehrt und ihre Bedeutung für die Gesellschaft hervorgehoben werden. Der Tag bietet Anlass, auf Anliegen und Missstände hinzuweisen, aber auch die Erfolge des Berufstands zu feiern. Denn: Die Hebammen sorgen dafür, dass der Start ins Leben gelingt, dass Mutter und Kind rund um Schwangerschaft, Geburt, Wochenbett und auch in der Stillzeit optimal versorgt sind.
Die Ausbildung von Hebammen wurde 2020, wie es schon seit längerem europäischer Standard ist, auch in Deutschland akademisiert: Hatten bislang hierzulande die sogenannten Hebammenschulen die Federführung für die theoretische Lehre, so ist diese Rolle nun auf die Hochschulen übergegangen. Wer heute Hebamme werden will, muss ein Bachelorstudium absolvieren
44 angehende Hebammen werden an der FH ausgebildet
Seit dem Wintersemester 2021/2022 bildet auch die Fachhochschule (FH) Bielefeld angehende Hebammen aus. Im neu eingeführten Bachelorstudiengang „Angewandte Hebammenwissenschaft“ erlernen derzeit 44 Studierende im regelmäßigen Wechsel aus Theorie und Praxis in sieben Semestern den Beruf. Die theoretischen Lehrveranstaltungen sowie praktische, simulierte (oder simulationsbasierte) Übungen werden an der FH durchgeführt, die praktische Ausbildung erfolgt bei Kooperationspartnern, zum Beispiel in Geburtskliniken und bei freiberuflichen Hebammen.
Prof. Dr. Annette Bernloehr, Studiengangsleiterin des Hebammenstudiums an der FH: „Die Akademisierung der Hebammenausbildung hat zahlreiche Vorteile: Sie wird reflektierte Praktikerinnen hervorbringen und die Versorgungssicherheit sicherstellen, wichtige hebammenwissenschaftliche Forschung anstoßen und dafür sorgen, dass neue wissenschaftliche Erkenntnisse schneller als in der Vergangenheit in die Ausbildung einfließen.“ Ein Fortschritt ist es für Bernloehr auch, dass nun erstmals in Deutschland der Anteil an gezielter Praxisanleitung in der praktischen Ausbildung mit 25 Prozent konkret gesetzlich festgeschrieben ist.
Enge Kooperation mit den PZHWs in Minden und Paderborn
Theorie und Praxis – beides hat seinen Platz an der FH: Während in den Vorlesungen und Seminaren hebammenwissenschaftliche, medizinische und ethische Fragen wie auch die Grundlagen des wissenschaftlichen Arbeitens behandelt werden, findet die Einübung von Praxistätigkeiten im neuen Skills Lab statt. Dort, direkt im F-Flügel des FH-Hauptgebäudes, können verschiedene Arbeitsumgebungen von Hebammen wie ein Kreißsaal, eine Hebammenpraxis oder auch ein Wohnzimmer (für Hausbesuche) realitätsnah nachgebildet werden – inklusive aller Hilfsmittel wie Hightech-Simulationspuppen oder Umschnallbäuchen.
Etwa zwölf Wochen pro Semester sind die Studierenden an der FH und legen jeweils am Ende dieser Phasen ihre Prüfungen ab. Weiter vertieft wird das an der Hochschule erworbene Wissen in verschiedenen Praxiseinsätzen, welche die Praxiszentren für angewandte Hebammenwissenschaft (PZHW) in Minden und Paderborn organisieren. Bei den PZHW handelt es sich um die ehemaligen Hebammenschulen, die durch verschiedene Kooperationen das praktische Studium unter Realbedingungen, zum Beispiel in verschiedenen Kreißsälen, auf Wochenbettstationen oder bei freiberuflichen Hebammen, ermöglichen. Die Studierenden sind bei den Trägern der PZHW angestellt und erhalten dort auch eine Vergütung.
Positives Feedback zum neuen Studiengang von einer FH-Studierenden
Festgeschrieben ist mit dem neuen Hebammenausbildungsgesetz von 2020 darüber hinaus, dass die Studierenden erstmals auch bei außerklinisch tätigen Hebammen eine dreimonatige praktische Studienphase absolvieren. Geburtsvorbereitung, Schwangerenvorsorge, Haus-, Beleg-, oder Geburtshausgeburten, Wochenbettbetreuungen und Stillberatung sind hier die Themen. Die Praxiszentren bauen hierzu zurzeit ein Kooperationsnetzwerk mit freiberuflichen Hebammen auf.
Raphaela Pöllmann studiert im zweiten Fachsemester Angewandte Hebammenwissenschaft an der FH: Vor kurzem endete ihre erste Praxisphase in der Frauenklinik St. Louise in Paderborn. „Aufregend, spannend und schön war diese Zeit“, berichtet die Studierende. „In den Schichtdienst zu gehen, war natürlich eine Umstellung, aber die überwiegend tollen Dienste und das herzliche Aufgenommenwerden durch die Hebammen machten das schnell wett.“
Am praxisintegrierten Studium schätzt Pöllmann neben den Praxisphasen in den Kliniken besonders die Arbeit im Skills Lab und ihre Dozentinnen: „Sie haben ein großes Interesse daran, uns zu guten Hebammen auszubilden. Man merkt: Die Lehrenden selbst haben viel Spaß an ihrem Job. Das macht viel aus!“
Tag der Hebammen: Weitere 100 Jahre Fortschritt stehen aus
Dass Hebamme nicht nur ein Beruf ist, der wie schon das Studium Freude bereitet, sondern auch einer, dessen gesellschaftliche Anerkennung noch zu verbessern ist – das war der Grundgedanke bei der Ausrufung des 5. Mai zum „Internationalen Tag der Hebammen“. An der FH Bielefeld arbeiten Lehrende wie Studierende daran, dass mit der Erneuerung der Ausbildung alsbald auch die Aufwertung des Berufs verbunden ist. Und weitere „100 Jahre Fortschritt“ anstehen. (nsc/lk)
Das Studium „Angewandte Hebammenwissenschaft (praxisintegriert)“ bietet in sieben Semestern einen Wechsel von theoretischem Lernen in der Hochschule und praktischem Lernen in den geburtshilflichen Abteilungen der Kliniken, mit denen die Praxiszentren für angewandte Hebammenwissenschaft (PZWH) in Minden und Paderborn kooperieren. Die Lehre wird weitgehend in Form von seminaristischem Unterricht und praktischen Übungen im Skills Lab erbracht. Die Studierenden erhalten eine Vergütung.