25.04.2014

„Nachtansichten“ mit übergroßem Menschenbild

»Die Bielefelder Schule. Fotokunst im Kontext« ist Leuchtturmprojekt der 800-Jahr-Feier der Stadt Bielefeld und macht auf sich aufmerksam.

An der Fassade der Alten Stadtbibliothek Bielefeld ist seit einigen Tagen eine großformatige Fotografie zu sehen. Sie hängt direkt über dem Eingang an der Herforder Straße und reicht vom ersten Stockwerk bis unter das Dach des Gebäudes. Sie zeigt einen älteren Mann mit markanter Hornbrille, bekleidet mit weißen Sportschuhen, hellblauer Hose, einem weißen Gürtel und hellblauem Kurzarmhemd. Aus der Brusttasche seines Hemdes ragt das Ende eines Frisierkamms. In der Hand hält er eine braune Aktentasche. Sein Blick ist nach oben schauend auf einen Gegenstand außerhalb des Bildraumes gerichtet. Den Hintergrund des Bildes bildet eine monochrom schwarze Fläche, die den Mann zu allen Seiten umgibt. Sie lenkt die ganze Aufmerksamkeit des Betrachters auf die dargestellte Person und isoliert sie zugleich aus ihrem Kontext. Unterhalb des übergroßen Bildbanners ist die großformatige Zahlenreihe »07092014« an Fenstern der Alten Stadtbibliothek im Erdgeschoss platziert. An den Schaufenstern der Alten Stadtbibliothek an der Wilhelmstraße sind ebenfalls großformatige Fotografien zu sehen. Sie zeigen jedoch nicht ein einzelnes übergroßes Menschenbild als Ganzkörperporträt, sondern riesige Vergrößerungen und Bildausschnitte, in denen es um Menschenbilder in vielfältigen Variationen, Details und Arrangements geht.

In erster Linie sollen die Fotografien Aufmerksamkeit erzeugen und als Vorschau für das Ausstellungsprojekt »Die Bielefelder Schule. Fotokunst im Kontext« dienen, das im Rahmen der 13. Bielefelder Nachtansichten (Samstag, 26. April, ab 18 Uhr) mit einer visuellen Vorankündigung startet. Die Außenfassaden der Alten Stadtbibliothek zeigen sowohl zur Herforder Straße als auch zur Wilhelmstraße großformatige Fotografien von Emanuel Raab, Professor für Fotografie an der FH Bielefeld. Sie verweisen auf die zukünftige Nutzung des Gebäudes als temporärer Ausstellungsort ab September 2014, ohne die Türen zur Ausstellung schon zu öffnen. Die großformatigen Bilder sind von außen zu betrachten.

Nach mehrmonatiger Planungsarbeit der Projektbeteiligten, unter ihnen Jürgen Dreckschmidt vom Kulturamt Bielefeld, Gottfried Jäger als Leiter des Ausstellungsprojekts und Emanuel Raab als ausführender Künstler der Fassadenbilder, konnten die Arbeiten nach Ostern mit Hilfe der Bielefelder Firma fineprint Digital Druck, einem führenden Spezialisten in Sachen Sonderanfertigungen und großformatiger Werbung im Außenbereich, installiert werden. Mit Hilfe zweier Hocharbeitsbühnen wurde das sieben Meter breite und zwölf Meter hohe Großformatbanner an der Herforder Straße in mehrstündiger Arbeit befestigt und gegen Wind und Sturm gesichert. Anschließend wurden die Beklebungen der Schaufenster an der Wilhelmstraße vorgenommen. Durch die Verwendung halbtransparenter Folien ist es möglich, die Bilder bei Dunkelheit von hinten zu beleuchten, so dass die Schaufenster wie riesige Leuchtkästen wirken. Die Projektbeteiligten, insbesondere der Künstler Emanuel Raab, zeigten sich sehr zufrieden mit dem Ergebnis der Planungen und den beeindruckenden Bildergebnissen. Die Aufbauarbeiten wurden von Studierenden des Fachbereichs Gestaltung dokumentiert, um sie in den Fotoblog zum Ausstellungsprojekt einzustellen und in den Film zum Ausstellungsprojekt einfließen zu lassen. Einige Bilder sind unter www.die-bielefelder-schule.de zu sehen.

Als ein Leuchtturmprojekt ihrer 800-Jahr-Feier 2014 präsentiert die Stadt Bielefeld künstlerische und wissenschaftliche Arbeiten der "Bielefelder Schule der Fotografie" in einer kuratierten Ausstellung mit Katalog und Begleitveranstaltungen unter dem Titel ›Die Bielefelder Schule - Fotokunst im Kontext‹. Die Präsentation wird vom 7. September bis 7. Dezember 2014 in den Räumen der Alten Stadtbibliothek, Wilhelmstraße 3, gezeigt und vereinigt Werke von Fotografen und Fotografinnen, die in den vergangenen 50 Jahren an der Fachhochschule Bielefeld erfolgreich gelehrt und gelernt haben.

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Text: Thomas Abel