Mehr Einflussmöglichkeiten für Menschen mit Behinderung
Fachtagung „Gestaltung partizipativer Prozesse“ als Abschluss des Projekts „Gut leben in NRW“.
Bielefeld (fhb). „Die Fachtagung war durch und durch ein voller Erfolg, alle Beiträge waren hoch spannend und sehr lehrreich.“ Das Fazit von Prof. Dr. Gudrun Dobslaw hätte kaum besser ausfallen können. Getroffen hatten sich am vergangenen Wochenende im Konferenzraum der FH Bielefeld auf dem Campus Nord rund 120 Interessierte. „Eine ungewöhnliche Zusammensetzung des sonst sehr einheitlich zusammengesetzten Publikums“, so Dobslaw. Gemeinsam diskutierten Menschen mit Behinderung, ihre Angehörigen, Vertreterinnen und Vertreter von Dienstleistungsunternehmen und Vereinen sowie Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus ganz Deutschland. Ihr Thema: Gestaltung partizipativer Prozesse.
Es war die zweitägige Abschlussveranstaltung des Drittmittelprojekts „Gut leben in NRW“, ein Kooperationsprojekt des Fachbereichs Sozialwesen der FH Bielefeld mit dem Landesverband für Menschen mit Körper- und Mehrfachbehinderung, lvkm - NRW, ein Projekt, das von Professorin Dobslaw und ihrem Team wissenschaftlich begleitet und durch die Stiftung Wohlfahrtspflege NRW gefördert wird.
Das Projekt richtet sich einerseits an Menschen mit hohem Unterstützungsbedarf sowie deren Angehörige und andererseits an Träger von Einrichtungen und Diensten für Menschen mit Behinderung. Menschen mit Behinderung sollen den nötigen Raum sowie die Möglichkeit erhalten, eigene Zukunftsvorstellungen zu entwickeln, sie sollen „mehr Einfluss- und Entscheidungsmöglichkeiten haben und sicher sein können, dass die Versorgung im umfassenden Sinne, unter Ausnutzung aller verfügbaren Ressourcen, gewährleistet ist“, heißt es auf der Internetseite des Projekts „Gut leben in NRW“. Zudem soll erreicht werden, dass die Angehörigen passende Unterstützungsleistungen für ihr Familienmitglied in ihrer Nähe finden sowie Vertrauen in Eingliederungsleistungen außerhalb stationärer und teilstationärer Leistungsformen fassen können.
Das Schwerpunktthema der Fachtagung in Bielefeld war „Partizipation“ von Menschen mit Behinderung. Dazu gab es am Freitag einen Impulsvortrag von Prof. Dr. Imke Niediek und Norbert Kunze zur „Unterstützten Kommunikation“. Kunze, selbst angewiesen auf den technischen Support bei der Kommunikation über einen blick- und sprachgesteuerten Computer, verdeutlichte eindrucksvoll, dass Kommunikation Zeit braucht und die Bereitschaft, sich auf ungewöhnliche Kommunikationsformen einzulassen.
Die Workshops am Freitagnachmittag griffen das Thema „Partizipation“ in methodischer Hinsicht auf, „sehr praxisnah wurden Themen wie beispielsweise soziale Netzwerkbildung verfolgt“, hebt Dobslaw hervor.
Der Samstag diente der Vorstellung wissenschaftlicher Forschungsprojekte zum Thema Partizipation. Eingeführt wurde dieser Tag von der Gruppe „People first – Mensch zuerst“ aus Bielefeld. Einige Mitglieder dieser Gruppe erläuterten Anforderungen an partizipative Prozesse und die Ausgestaltung einer barrierefreien Zusammenarbeit. Im Anschluss wurden sowohl Zwischenergebnisse aus dem Projekt „Gut leben in NRW“ vorgestellt als auch andere Projekte, die sich beispielsweise mit „peer counseling“, dem gegenseitigen Unterstützen von Behinderten, beschäftigen oder aber Überlegungen zu den Grenzen von Partizipation.
Aufgelockert wurde die Tagung durch kleine kabarettistische Einlagen und Klaviermusik in der Mittagspause.