06.03.2017

3 D-Geländedaten aus der Luft

Projekt SAFE zero-e: Mindener Forscherteam berechnet Solarpotentiale der Fassaden in Sennestadt.

Bielefeld (fhb). Endlich hatte es am vergangenen Freitag geklappt. Nach wiederholten wetterbedingten Absagen – Regen, dichte Wolkendecke – landete gegen 12 Uhr auf dem Flugplatz Windelsbleiche ein Flieger mit wertvollem Bildmaterial an Bord. Hans Joachim Benfer, Geschäftsführer der Dortmunder Aerowest GmbH, saß persönlich am Steuer und hatte über der Sennestadt mit einem neuartigen Kamerasystem 3D-Geländedaten aufgenommen. Prof. Dr. Grit Behrens: „Auf Grundlage dieser Daten können wir die Solarpotentiale der Fassaden in den Häusern der Sennestadt berechnen. Das hilft uns ganz entscheidend bei unseren Forschungsarbeiten.“

Informatikerin Behrens, die am Campus Minden lehrt und forscht, geht es vor allem um das neue Projekt SAFE zero-e, das im Dezember letzten Jahres gestartet ist. Im Projekt kooperieren die Forscher des Solar Computing Labs vom Campus Minden mit den beiden Firmen Aerowest GmbH und tetraeder.solar GmbH. Das Projekt wird vom Land NRW und der EU gefördert in den EFRE-Klimaschutzwettbewerben. Ziel ist eine vollautomatische Technologie zum Erstellen hochaufgelöster 3D-Modelle und Einstrahlungspotentiale für Photovoltaik als benutzerfreundliche Webapplikation. Behrens: „Es kommen Technologien aus der Informatik, wie zum Beispiel 3D-Webgrafiken und  Algorithmen zum Datamining, und aus der Photovoltaik zum Einsatz.“

Auf Seiten der FH Bielefeld sind am dreijährigen Projekt beteiligt: Steffen Schiffel, Masterstudent der Informatik, der sich um 3D-Bilderenkennung und Algorithmen zum Maschinellen Lernen kümmert, der wissenschaftliche Mitarbeiter Florian Fehring (Webdarstellung und Datenbanken) und die Forschungsassistentin Nicole Kanz (Verwaltung, Projketmanagement). Professorin Behrens ist Verbundprojektkoordinatorin und hält fest: „Im Mittelpunkt der Arbeiten steht die Entwicklung einer standardisierten Methode zur halbautomatischen Solarpotentialberechnung der Fassaden und Dachfläche eines Gebäudes auf Basis innovativer Pentaluftbilder und 360°-Analysen des solaren Strahlungsempfangs sowie die Entwicklung einer interaktiven 3D-Visualisierung zur Darstellung von Installationspotenzialen auf Fassaden und damit zur Förderung zusätzlicher Installationen von Solaranlagen im Gebäudebestand.“

Das Projekt SAFE zero-e ist mit dem Forschungsschwerpunkt Interdisziplinäre Forschung für dezentrale, nachhaltige und sichere Energiekonzepte (IFE) verbunden, das von einem interdisziplinären Forscherteam aus den Gebieten Informatik, IT-Sicherheit, Physik und Messtechnik betrieben wird mit dem Ziel einen Beitrag zur Entwicklung klimaschonender Wohngebäude zu leisten. Besonderer Schwerpunkt wird dabei auf die Renovierung von Bestandimmobilien unter Berücksichtigung der Bedürfnisse der Bewohnerinnen und Bewohner gelegt.

Die energetische Sanierung von großen Wohngebäuden in Bielefeld-Sennestadt ist das erste große IFE-Projekt. Hier wird in Zusammenarbeit mit dem Institut für Bauphysik e.V., dem Architektenbüro Alberts und der kommunalen Sennestadt GmbH eine Musterwohnung als Forschungsprototyp und zur Überzeugung der Wohnungseigentümer und Mieter in diesem Haus energetisch und altersgerecht saniert.