Das Wirtschaftspsychologische Labor stellten Dekan Professor Uwe Rössler und Professorin Sybille Reichart, Leiterin des Labors, mit seinen Leistungsmöglichkeiten Vertretern der Wirtschaft vor. Die Studierenden haben in dem Labor die Möglichkeit, in Projekten, Bachelorarbeiten oder Forschungsprojekten aktuelle Problemstellungen aus der Praxis zu bearbeiten. Dadurch erweitern sie neben den methodischen Kompetenzen auch ihre Schlüsselqualifikationen. Mittels modernster Technik können das Verhalten und das Erleben spezifischer Zielgruppen erfasst und ausgewertet werden. Aus den Ergebnissen lassen sich Vorschläge für das Handeln von Unternehmen und Behörden bei wirtschaftlich relevanten Entscheidungen ableiten.
Das neue Labor gliedert sich in einen Testraum und einen Kontrollraum. Im Testraum halten sich die Versuchspersonen auf, die im Rahmen eines Experiments mit einem ausgewählten Stimulus, zum Beispiel einem Werbespot, konfrontiert werden. Drei mobile Arbeitsplätze mit Notebooks sowie Beamer mit Projektionsfläche ermöglichen die Präsentation der Stimuli. Whiteboard, Flipchart oder Pinwände erleichtern bei der Untersuchung von Versuchspersonengruppen die Moderation. Verbale Äußerungen, Verhaltensweisen wie Mimik und Gestik sowie physiologische Raktionen können mittels Eye-Tracker, Deckenmikrophonen oder mittels geräuschlos schwenkbarer Kameras aufgezeichnet werden. Vom Kontrollraum aus können die Versuchsleiter das Geschehen im Testraum steuern, verfolgen, auswerten und interpretieren. Dazu steht unter anderem ein Computer mit Videobearbeitung zur Verfügung.
Professorin Dr. Sybille Reichart, Leiterin des Wirtschaftspsychologischen Labors, erklärt die Zusammenarbeit mit Unternehmen und Behörden bei drittmittelfinanzierten Projekten zu einem der Ziele für die Zukunft. Demografieorientiertes Personalmanagement und interkulturelles Markenmanagement seien Forschungsschwerpunkte. "Zum Thema interkulturelles Markenmanagement ist auch eine Promotionsarbeit mit Einbindung des Wirtschaftspsychologischen Labors geplant", ergänzt Professorin Reichart.
Das Wirtschaftspsychologische Labor soll zudem konsequent in der Lehre eingesetzt werden. Werbewirkungsuntersuchungen, Kundenbedarfsanalysen oder Usability Tests sollen die Lehrveranstaltungen künftig bereichern und die Studierenden mit dem Gebrauch modernster Technik bei der Erfassung menschlichen Verhaltens und Erlebens vertraut machen. Im 5. Semester absolvieren die Studierenden außerdem ein wirtschaftspsychologisches Projekt, bei dem sie Fragestellungen von Kooperationspartnern aus der Wirtschaft bearbeiten oder Themen nachgehen, welche die Interessen zahlreicher Unternehmen der Region bündeln. "Auf diese Weise wird sichergestellt, dass unsere Studierenden nach Abschluss ihres Studiums in der Praxis sofort handlungsfähig sind, was die Einarbeitungszeit bei den Unternehmen deutlich verkürzt", erklärt Professorin Reichart das langfristige Ziel ihrer Arbeit.
Besonders stolz ist Reichart auf den modernen Eyetracker Eyefollower. Das Gerät zeichnet die Blickbewegungen auf und wird beispielsweise in der Werbewirkungsforschung eingesetzt. Noch vor wenigen Jahren mussten die Versuchspersonen für diese Art von Untersuchung einen Kamerahelm tragen und durften während des Experiments den Kopf nicht bewegen. Das Wirtschaftspsychologische Labor hingegen arbeitet mit einer binokularen Echtzeiterfassung der Augen durch vier Spezialkameras. "Dadurch ergeben sich ganz neue Möglichkeiten", erklärt Reichart, "es ist eine hohe Kopfbewegungsfreiheit gegeben, die ein ermüdungsfreies Arbeiten über einen längeren Zeitraum möglich macht. Wir können mit einem Gerät arbeiten, das zu den modernsten seiner Art zählt."
Eine weitere Besonderheit des Wirtschaftspsychologischen Labors der FH Bielefeld ist die hohe Flexibilität. "Unser Labor ist sowohl für markt- und werbepsychologische, als auch für personal- und organisationspsychologische Untersuchungen ausgestattet", so Dekan Professor Dr. Uwe Rössler bei der Präsentation des Labors. "Es ist somit flexibler einsetzbar als ähnliche Labore in Unternehmen, die vorzugsweise nur für Marktuntersuchungen ausgestattet sind."