100 Jahre sind für die Fachhochschule (FH) Bielefeld und das Historische Museum Bielefed Anlass gewesen, mit der Ausstellung "Werkkunst. Kunst und Gestaltung in Bielefeld 1907 - 2007" das Jubiläum zu würdigen. Auf der Vernissage am 14. Oktober 2007 im Historischen Museum begrüßte Dekan Professor Martin Roman Deppner 300 Besucher - darunter Gäste aus Politik und Wirtschaft, Ehemalige, die bereits an der Werkkunstschule oder am Fachbereich Gestaltung gelehrt und studiert haben, Freunde und Förderer.
Die Austellung ist bis zum 10. Februar 2008 im Historischen Museum mittwochs bis freitags von 10:00 - 17:00 Uhr, sonnabends und sonntags von 11:00 - 18:00 Uhr zu sehen. Öffentliche Führungen: sonntags 11:30 Uhr, Gruppenführungen nach Anmeldung.
Begrüßungsrede Professor Martin Roman Deppner:
Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,
sehr verehrte Frau Rektorin,
lieber Herr Renda,
liebe Kolleginnen und Kollegen in Lehre und Forschung,
werte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Fachbereich und Verwaltung, in den Werkstätten und Laboren.
Liebe Studierende aus dem In- und aus dem Ausland, Willkommen!
Meine sehr verehrten Damen und Herren, Freunde und Förderer des Fachbereichs Gestaltung!
Unter Ihnen begrüße ich ganz besonders jene, die in der Vergangenheit - Werkkunst, Design und Gestaltung - in Lehre, Forschung und während des Studiums hier in Bielefeld aktiv geprägt und begleitet haben.
I. Mit der Aufgabe betraut, im hundertsten Jahr von fachbezogener Lehre und Forschung im Bereich Kunst und Gestaltung in Bielefeld als Dekan den Fachbereich Gestaltung zu leiten, kommt es mir zu, eine Brücke zwischen der Tradition und den Aufgaben der Zukunft zu entwerfen. Diese Konstruktion nicht allein bewerkstelligen und gestalten zu können, belegt bereits die hier und heute der Öffentlichkeit vorgestellte Ausstellung: WERKKUNST. Kunst und Gestaltung in Bielefeld 1907 - 2007.
Daher möchte ich zunächst meinen Dank an alle Kolleginnen und Kollegen, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie an jene Studierende richten, die tatkräftig dazu beigetragen haben, dass Ausstellung, Katalog und Beiprogramm rechtzeitig erstellt wurden und hier und heute präsentiert werden können. Hervorzuheben ist zunächst Frau Professorin Suse Wiegand, die für die Gestaltung der Ausstellung verantwortlich zeichnet und wie - so könnte man sagen - wie eine Heroine die vielen Quadratmeter Ausstellungsfläche technisch wie ästhetisch zu bewältigen hatte - in enger Zusammenarbeit mit der Leitung und den Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Historischen Museums Bielefeld, zusätzlich zu einer viel nachgefragten Hochschullehre. 100 Jahre in einem Raum! Suse, Du hast Dir einen extra Ablaus verdient! Die Einbeziehung informationstechnischer Lösungen in die Ausstellungskonzeption der Gegenwartspräsentation geht dabei auf die Zusammenarbeit mit dem Master-Studierenden Thomas Jung zurück, was u.a. belegt, wie eng Studienleistungen im Fachbereich Gestaltung mit der Praxis verknüpft werden - eine sich mehrfach bewährende Option.
Ein weitere herausragende Leistung ist das Katalogbuch. Dieses hat in der Herausgeberschaft durch Dr. Andreas Beaugrand, unserem Professor für die Theorie der Gestaltung, und durch Dr. Gerhard Renda, der für uns wichtigsten Stütze hier im Historischen Museum, eine sachkundige und fürsorgliche Betreuung erfahren. Die inhaltliche Ausrichtung der Ausstellung und der Texte wäre ohne die langjährige und intensive Recherche dieser beiden Projektleiter so nicht möglich gewesen. Dirk Fütterer, Professor für Typographie und sein Team - Jenna Geese, Melanie Opad, Martin Mellen und Felix Kopp - haben dem Buch eine Tradition und Gegenwart zusammenführende Gestaltung gegeben, u.a. durch die Verwendung einer in Bielefeld in den zwanziger Jahren von dem Werkkunstschul-Professor für Typographie, Georg Trump, entwickelten Schrift, der City. Ihre Silhouette umhüllt die konstruktive Idee einer am Bauhaus orientierten Gestaltung mit moderner Eleganz, zeitlos wie aktuell zugleich. Allen an der Realisierung dieser Publikation Beteiligten, allen hilfreichen Händen, sei an dieser Stelle ausdrücklich gedankt - insbesondere den für die Produktion verantwortlichen Mitarbeitern der Druckwerkstätte des Fachbereichs, Ulrich Take und Wolfgang Kraatz - dem sie dabei unterstützenden Studierenden Norbert Eilers - ferner Heinz Thiel vom Historischen Museum, der Satz und Druck der Einladungskarte besorgtem sowie dem Druck- und Medienhaus Hans Gieselmann, das zur Realisierung von Buch und Flyer, günstige Konditionen bei hoher Qualität einräumte.
Bei der Einwerbung von Sponsorengeldern für dieses große Projekt, die wir uns, Herr Dr. Renda und ich, gemeinsam im Vorfeld als Aufgabe vorgenommen hatten, konnten wir feststellen, dass die mit den verschiedenen Institutionen der Werkkunst in Bielefeld verbundenen Unternehmen, eine ausgeprägt gute Erinnerung an die damals vor allem regional ausgerichtete Gestaltung vom Sparrenberg pflegen. Dort, in einem der ersten Jugenstil-Gebäude Bielefelds, waren die unterschiedlich benannten Werkkunst-Instituionen bis zur Überleitung von einer städtischen Einrichtung in den Fachbereich Gestaltung der Fachhochschule Bielefeld, beheimatet. Diese Verbundenheit war für mich - ich muß es gestehen - eine Überraschung, da es sich dabei doch um inzwischen weltweit operierende Firmen handelt. Auch ich schließe mich dem von Herrn Dr. Renda ausgesprochen Dank an die zahlreichen Spender an, ohne die Ausstellung und Katalogbuch nicht zustande gekommen wären.
Last but not least sind das Historische Museum und seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter selbst zu nennen, die unter der Leitung von Frau Dr. Förster und Herrn Dr. Renda abermals eine produktive Zusammenarbeit mit uns zu einem fruchtbaren Ergebnis bringen konnten. Diese Zusammenarbeit, wie bereits die Präsentation der inzwischen auch international vielbeachteten Ausstellung "jüdisches" vor zwei Jahren - wesentlich betreut von dem Professor für Fotografie, Roman Bezjak - diese Zusammenarbeit gehört für mich zu jenen Konstruktionen, die 100 Jahre Gestaltung in Bielefeld mehr als ein Feiern der Tradition, zu einem Versprechen auf die Zukunft machen, Erinnert sei in diesem Zusammenhang daran, dass eine Initiative des Fachbereichs Designs, unter Anleitung unseres damaligen Kollegen Roland Günter, Aufmerksamkeit für die Schönheit des Industrieschlosses Ravensberger Spinnerei weckte, einer Initiative, der wir Erhalt des Gebäudes und schließlich den Ausbau zu einer vielgestaltigen kulturellen Institution verdanken, ein - wie wir alle hier erleben können - wahrhaft zukunftsorientiertes Ergebnis. Auch darum freuen wir uns, 100 Jahre Kunst und Gestaltung in Bielefeld im Historischen Museum begehen zu können. Diese Zusammenarbeit erinnert mich auch daran, dass - getreu unserem Motto "regional verbunden - international ausgerichtet" - eine Station der Ausstellung "jüdisches", das London College of Communication, dem Fachbereich Gestaltung im Studiengebiet Fotografie und Medien die Kooperation mit einem Studiengang der University of the Arts ermöglicht hat.
II. Erinnerungskultur wird nach wie vor in der Lehre im Fachbereich Gestaltung großgeschrieben ohne zu vergessen, dass wir für Gegenwart und Zukunft Studienleistungen zu erbringen haben mit dem Ziel, die Studierenden unseres Fachbereichs konkurrenzfähig zu Gestaltungspersönlichkeiten auszubilden und das in den Studienrichtungen Fotografie und Medien, Grafik und Kommunikationsdesign sowie Mode. Die derzeit ca. 570 eingeschriebenen Studierenden sollen sich darauf verlassen können, dass wir unsere Lehre an den aktuellsten Erfordernissen ausrichten zu denen es aber auch gehört, die Leistungen der Vergangenheit produktiv in die Multimedialität unserer Tage einzubringen. Nicht selten reagieren Studierende verblüfft, wenn ihnen bereits entwickelte Lösungen in den Lehrveranstaltungen vorgestellt werden, obwohl sie davon ausgegangen sind, diese so oder ähnlich selbst entworfen zu haben. Hier erfährt die inzwischen zur Allerweltsformel aufgestiegene Forderung nach Innovation ihre gedankliche Stütze und Berechtigung, dann nämlich, wenn erkannt wird, worin sich der eigene Entwurf qualitativ von bereits vorhandenen unterscheidet und wann Neuland betreten wird.
Der Fachbereich Gestaltung der Fachhochschule Bielefeld hat wie kaum eine vergleichbare Institution in Deutschland erkannt, dass die Zukunft der Gestaltung als Hochschuldisziplin in einer konzeptionellen und forschungsorientierten Ausrichtung besteht. Keine einseitige Orientierung an neuen oder alten Methoden ist das Ziel, sondern das Einbeziehen bewährter Gestaltung in die neuen, digitalen Medienoffensiven auf reflektierter Basis. Wir definieren Innovation als dialogische Verknüpfung künstlerischer und wissenschaftlicher Potentiale zur Durchdringung jener Impulse, die jedem gültigen Gestaltungsentwurf Richtung und Substanz verleihen. Diese zwischen den Polen vermittelnde Lehre hat in der Vergangenheit bereits sehr erfolgreiche Absolventen hervorgebracht, die nicht nur mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet wurden, sondern auch Institutionen leiten, Agenturen und andere Unternehmen gegründet haben, sich als Kuratoren und Redakteure bewähren oder sogar Hochschullehrerinnen bzw. Hochschullehrer geworden sind. Um uns ein besseres Bild von dem Verbleib der Ehemaligen machen zu können, sind wir dabei, ein Portal für die sogenannten Alumni einzurichten. Erstes Treffen ist am 27. November, nach der Podiumsdiskussion über "Kunst vs. Gestaltung", die um 19.00 Uhr im Fachbereich in der Lampingstrasse 3 beginnt. Alle sind dazu herzlich eingeladen.
III. Die Leistungen der Kolleginnen und Kollegen, die in der Vergangenheit Verantwortung für Lehre und Betreuung trugen, haben ohne Zweifel für Standards gesorgt, die die Nachberufenen unter anderen Bedingungen weiterentwickeln müssen - ein nicht immer leicht fortzugestaltendes Erbe, sind doch die bis heute glänzenden Projekte der Kollegen Gerd Fleischmann, Jörg Boström und Karl-Martin Holzhäuser etwa, keinesfalls zu Ladenhütern geworden. Die Stimme der Typografie in Bielefeld wird noch lange die Färbung Gerd Fleischmanns erkennen lassen - und die sozial engagierte Fotografie unter der vielfältig gebildeten Anleitung von Jörg Boström und Jürgen Heinemann kann angesichts aktueller Aufgabenfelder und Problemzonen in unserer Gesellschaft keinesfalls zu den Akten gelegt werden. Gern erinnere ich überdies gemeinsame Lehrveranstaltungen mit Frau Professorin Dörries-Höher, die mich nicht nur fachlich überzeugt und weitergebracht haben, sondern mir auch den Blick für die Gefühlsdimensionen der Gestaltung erkennen und in meine Lehre entsprechend einfließen liesen, u.a. entwickelt an dem von ihr so geliebten Fundus der italienischen Malerei des Quattrocento: Die Leidenschaft für Farbe und die Aufmerksamkeit gegenüber dem Gegenstand als Form bleiben für unser Tun - auch im Nachdenken darüber - unerlässlich! Unser Kollege Jochen Geilen, ein Schüler des verstorbenen langjährigen Professors für freie Grafik, Karl-Heinz Meyer, und dessen Nachfolger im Amt, wird vergleichbares von seinem Lehrer berichten können, lebt doch dessen Leidenschaft für die Zeichnung in ihm und seiner Lehre auf vielfältige und eigenständige Weise fort, mit großem Engagement, was viele Studierende - und nicht nur diese - sehr zu schätzen wissen.
Auch die inzwischen eingeführten Studiengänge mit Bachelor- bzw. Master-Abschluss benötigen unser ganzes Engagement, verstehen wir diese doch als Laboratorien für Design- und Medienprodukte mit nachhaltiger Wirkung. Die hochschulpolitisch notwendig gewordene Umstrukturierung viel uns nicht leicht, heißt es doch von einem bewährten Diplom-Studiengang Abschied zu nehmen. Schließlich musste das zum ersten berufsqualifizierenden Abschluß führende Studium um 2 auf 6 Semester verkürzt werden. Mit welchen Ergebnissen, wird die Zukunft zeigen. Dessen ungeachtet haben wir jedoch früh erkannt, dass ein mit dem Bachelor-Studiengang verbundener, zum höheren Dienst befähigender Master-Studiengang, nicht nur die Regel-Studienzeit auf Ganze gesehen erhöht, nämlich auf 10 Semester, sondern für besonders Begabte auch neue Perspektiven eröffnet. Eine erhöhte Intensität in den Studienleistungen ist bereits jetzt die Folge was über die formale Gleichstellung mit Universitäten hinaus, den Fachbereich zu weiterreichenden hochschulwirksamen Dimensionen führen kann. Eine in diesem Sommer vertraglich besiegelte Kooperation bezüglich gemeinsamer Promotionsvorhaben mit der Universität Bielefeld ist das jüngste Ergebnis unserer Aktivitäten. Ich hoffe, dass wir in der Zusammenarbeit mit den Kolleginnen und Kollegen der Universität neue Tore auch in Richtung Design-und Medien-Forschung aufstoßen werden.
Mit dieser Ausrichtung sind wir im Bereich der Fachhochschulen Vorreiter, für Hochschulen der Gestaltung, wie ich es jüngst bei meinem Besuch der sich neu formierten Hochschule der Künste Zürich feststellen konnte, steht diese Ausrichtung bereits auf der Tagesordnung. Wie der Rektor, mein Freund und Studienkollege Hans-Peter Schwarz, auch ein erfolgreicher Absolvent unseres Fachbereichs und promovierter Kunstwissenschaftler, mir versicherte, ist auf der Basis unserer Ausrichtung in dem beschriebenen Sinn, eine internationale Kooperation mit dieser renommierten Hochschule in greifbare Nähe gerückt. Auch für Hans-Peter Schwarz sind die von ihm als Teil einer Studierendengruppe am Bielefelder Fachbereich entwickelten Perspektiven einer intermedialen und projektorientierten Ausrichtung des Studiums weiterhin Leitbild und Anregungspotential zugleich. Unter der Anleitung des damaligen Professors für Grundlehre, Gunther Keusen, wurde diese Utopie überhaupt erst studierfähig, was nicht vergessen werden sollte, mit Resultaten wie der Auszeichnung des Jugendkunstpreises in Baden-Baden 1971. An dieser Stelle ist hervorzuheben, dass die Studierenden der Werkkunstschule und des Fachbereichs Design es verstanden, den politischen Protest jener Jahre produktiv für die Lehre nutzbar zu machen. Projektgruppen wie Intermedia, Rettet Eisenheim, Freie Scholle oder Kunst und Politik revolutionierten das Studium nachhaltig dahingehend, dass ein bis heute gültiges, Studienrichtungen übergreifendes Projektstudium eingeführt wurde, - auch ein Markenzeichen Bielefelds, mit ebenso ausstrahlender wie anziehender Wirkung!
IV. Fotografie und Medien, Grafik und Kommunikationsdesign sowie Mode sind die Studienrichtungen, die, wie gesagt, das Profil des Fachbereichs gegenwärtig strukturieren. Das ist gegenüber der Fächervielfalt einer noch am Bauhaus orientierten Lehre vergangener Tage - zusätzlich ausgerichtet auf Malerei, Bildhauerei, Textildesign und Architektur etwa - eine Reduktion, die vor allem hochschulpolitischen Überlegungen geschuldet ist. Die erreichte Konzentration ermöglicht jedoch eine Fokussierung auf fachbezogene Setzungen, die verstärkt dialogische Korrespondenzen zur Wirkung bringen, innerhalb der Studienrichtungen wie außerhalb. Der mit dem Fachbereich Informatik der Universität Bielefeld angebotene Bachelorstudiengang Medieninformatik und Gestaltung sowie der Forschungsschwerpunkt Fotografie und Medien des Fachbereichs sind weitere Bausteine für das Ziel, Entwurfs- und Denkstrukturen an künftige, dialogfähige Erfordernisse anzupassen. Insbesondere die seit mehr als 25 Jahren überregional ja international wahrgenommenen Symposien des Forschungsschwerpunktes haben zu einem wirkungsreichen Ruf unseres Fachbereichs - im engeren Sinne der Studienrichtung Fotografie und Medien - beigetragen. Dessen Existenz und vielbeachtete Diskursfähigkeit ist wesentlich auf die Impulse des langjährigen Dekans des Fachbereichs Gestaltung, Gottfried Jäger, zurückzuführen. Gottfried Jäger hat es als Professor für Fotografie verstanden, die wissenschaftliche Unterfütterung in die Ausrichtung der Lehre zu implementieren, als unerlässlicher Partner der Gestaltung, gleichbedeutend mit dem seit den Anfängen des entwerfenden Designs wichtigsten Referenzsystem - der Kunst.
Wir freuen uns, dass es in Übereinstimmung mit den Aufgabenfeldern des Fachbereichs immer wieder zu produktiver Zusammenarbeit mit den hiesigen Kulturinstitutionen kommt. In der Nachfolge früherer Ausstellungsprojekte veranstalteten wir gemeinsam mit der Kunsthalle Bielefeld im Jahre 2006 eine Bauhaus-Sommer-Akademie, - mit dem Bielefelder Kunstverein verband uns beispielweise anlässlich des Symposiums im vergangenen Jahr die Ausstellung "Out of the Camera", kuratiert von dem Lehrbeauftragten Lars Mextorf. Im MARTa Herford finden ehemalige Studierende darüber hinaus nicht selten die Möglichkeit, sich an Ausstellungsprojekten zu beteiligen. Und mit dem Museum Huelsmann bahnt sich langsam ein Austausch der kreativen Ideen an. An all diesen Kontakten zu den uns stets positiv gegenübertretenden Institutionen werden wir weiter arbeiten, mit Phantasie und innovativen Ideen, dafür werden nicht zuletzt die vielen intelligenten Studierenden des Fachbereichs sorgen, zum Vorteil für sich und für Bielefeld, ihrem Studienort.
Anläßlich der in diesen Tagen ebenfalls begangenen Hundertjahr-Feier des deutschen Werkbundes, in dessem Geist Schulen der Werkkunst in ganz Deutschland gegründet wurden - auch die Bielefelder - wurde daran erinnert, dass die "Veredlung der gewerblichen Arbeit im Zusammenwirken von Kunst, Industrie und Handwerk" am Anfang stand, aus Nützlichkeitsgründen. Heute sei die Nützlichkeit der Gestaltung u.a. in Natur- und Denkmalschutz, in Ressourcennutzung und Energieeffizienz, in Arbeitsverhältnissen des digitalen Zeitalters, so in den Herausforderungen von Robotnik, Nanotechnologie, Bionik und Gen-Design, zu finden, bezogen auf die konkrete Umwelt. (Wolfgang Pehnt, FAZ, 6.10.07) - Wie anders als mit forschungsorienterter Gestaltung unter Einbeziehung zahlreicher wissenschaftlicher Erkenntnisse ist dieses Aufgabenfeld zu bewältigen? Die Forschungsorientierung des Fachbereichs Gestaltung der Fachhochschule Bielefeld sucht - soweit es in das Aufgabenfeld seiner Studienschwerpunkte fällt - (sucht) sich genau dieser Herausforderung zu stellen. Es gilt zwischen schöpferischer Fantasie und Regelwerk, zwischen Begriff und Anschauung jenes kreative Maß zu finden, dass zwischen Sinnlichkeit und Reflexion vermittelnd, zur eigenständigen Entwurfsleistung führt. Dabei ist ein Spagat zu leisten, zwischen tiefgreifender gestalterischer Grundlehre, als Voraussetzung für ästhetisch wirksames Handeln einerseits, und konzeptionellen, ebenso wissenschaftlich fundierten wie kulturell relevanten Entwürfen andererseits. - Kein leichtes Unterfangen, dennoch als Zielvorgabe und Zukunftsausrichtung unerlässlich.
In Fachzeitschriften ist vermehrt zu lesen, dass konzeptionell handelnde Gestalterinnen und Gestalter händeringend von den Argenturen gesucht werden. Es geht darum, variantenreich die Facettten des Berufsfeldes in der Form zusammenzudenken und zusammenzuführen, denn die Wahrnehmungspotentiale ändern sich, aktuelle Ansprüche an das Design verlangen eine bewegliche, ja interaktive Formgebung . Das gilt entschieden im Bereich digitaler Medienoffensiven, wie wir sie gegenwärtig überall verfolgen können.
Zahlreiche Projekte des Fachbereichs Gestaltung mit wirtschaftlichen Verbänden der Region, wie der Handwerkskammer, - mit Unternehmen im Bereich Mode und des Verlagswesens, finden eingedenk dieser Erfordernisse statt, etwa als Ergebnisse, die unmittelbar als Gestaltungsobjekte in Form von Büchern, Ausstellungen und Modenschauen der Öffentlichkeit präsentiert werden. Dazu gehören die Initiativen des inzwischen gegründeten Instituts für Buchgestaltung sowie ein im Laufe dieser Ausstellung, am 17. November, vorzustellendes Modejournal. Auch wird die sich in der Vergangenheit bewährte "crème fraîche" - eine vielgestaltige Plattform von Studierenden für Studierende, ein Magazin voller Bilder und Ideen - noch in diesem Monat wiederbelebt und der Öffentlichkeit präsentiert, entworfen als Kontaktangebot für Unternehmen und Agenturen. Diese nicht zuletzt den Fachbereich schmückenden Aktivitäten sind aller Ehren wert, reichen sie doch weit über das geforderte Maß in Studium und Lehre hinaus. All dies bedarf, um wirksam zu sein, auch der Publizität, über die wir uns wahrlich nicht beklagen können. Den Journalisten der hiesigen Zeitungen, den regionalen Medien und der Pressestelle der Fachhochschule ist dafür herzlich zu danken. Sie sind treue Begleiter geworden, die stets Publikums aktivierend unsere Leistungen sachkundig kommentieren, mit großer Wirkung in Stadt und Land. Die Besucherzahlen unserer Studien-Abschluß-Präsentationen belegen dies in eindrucksvoller Weise.
V. Die gestalterischen Anforderungen einer zunehmend vernetzten und global strukturierten Medien- und Informationsgesellschaft orientieren sich zunehmend an neuen Mobilitätsstrukturen der Formen und interkulturellen Überlagerungen der Inhalte. Wahrnehmungs- und Entwurfskompetenz werden sich künftig noch stärker an diesen Kreativitätspotentialen zu orientieren haben, mit intermedialen und gattungsübergreifenden Anstößen von außen. Zur Aufgabe steht, die in der Tradition bewährten Methoden der sinnlichen Wahrnehmung und elementaren Gestaltung jedes einzelnen Studiengebiets zu nutzen und - hinsichtlich des Entwerfens und Gestaltens zunehmend auch medial vernetzt operierender Medien - in Form und Konzept beweglich auszubauen. Gemeinsame Lehrveranstaltungen der Gestaltungs- und Wissenschaftsfächer sowie Projekte zwischen den Studienrichtungen Fotografie und Medien, Grafik und Kommunikationsdesign sowie Mode sind bereits Ergebnisse eines solchen Lehr- und Forschungskonzeptes.
Unsere Aktivitäten, generiert aus der beschriebenen Verzahnung von konzeptioneller Gestaltung und praxisrelevanter Perspektive und nicht zuletzt die erfolgreichen Akkreditierungen der neuen Studiengänge haben dazu geführt, dass auch die Hochschulleitung der Fachhochschule Bielefeld dem Fachbereich Gestaltung weiterhin seine Autonomie gewährleistet, was angesichts fiskalischer Zwänge einer sich in die Hochschulfreiheit entlassenen Institution keine leichte Entscheidung war und ist. Auch aus diesem Grunde spreche ich der Hochschulleitung und den Dekanen der anderen Fachbereiche hiermit den Dank des ganzen Kollegiums aus. In der Zukunft wird sich unsere Autonomie als Fachbereich Gestaltung - da bin ich mir sicher - noch intensiver produktiv und vielfältig bestätigen.
Mit diesem Ausblick gerüstet blicken wir gerne zurück, denn im Geleisteten liegt bereits heute das Versprechen auf eine Zukunft, die jungen Menschen die Freude an der eigenen Kreativität ausbauen hilft. Sie erhalten die Gewissheit, die Anforderungen einer zunehmend auf kommunikatives und somit friedliches Handeln angewiesenen Welt - auf der vermittelten Grundlage komplexer und begriffener Beweggründe ihres Tuns, - ein gutes Stück mit - gestalten zu können.