25.10.2013

TimeWiki klärt auf

Professor Ueckerdt entwickelt mit studentischen Hilfskräften übersichtlichen Zeitstrahl mit Wikipedia-Daten.

Bielefeld (fhb).  Kannte Marx Goethe? Kochte die Haushälterin von Einstein bereits in einem Schnellkochtopf und auf Gas? Seit 2011 baut Professor Dr. Rainer Ueckerdt von der Fachhochschule Bielefeld die Datenbank "TimeWiki" auf. Das Ziel ist ein Zeitstrahl, der dem Nutzer hilft die Zusammenhänge zwischen historischen Ereignissen, wissenschaftlichen Erfindungen und berühmten Persönlichkeiten besser zu verstehen. Momentan arbeitet der Mathematik-Professor mit drei studentischen Hilfskräften vom Fachbereich Ingenieurwissenschaften und Mathematik (IuM) an einer technischen Schnittstelle, um die Daten aus der freien Internetenzyklopädie "Wikipedia" auf  die eigene Datenbank zu transferieren. Dort werden sie für den Zeitstrahl aufbereitet. Am Ende könnte TimeWiki als Open-Source-Angebot im Schul- und Hochschulbetrieb eingesetzt werden.

Das multimediale Datenbank-Projekt entstand bei Ueckerdt aufgrund des Eindrucks, "dass in der Schule zwar die wichtigsten Daten und Fakten vermittelt werden, aber leider völlig unabhängig voneinander", erklärt der Professor. Deshalb die TimeWiki-Idee, die diese Daten und Fakten auf einer übersichtlichen Zeitschiene übereinander bringen soll.
Mit TimeWiki lässt sich etwa ganz einfach beantworten, welche Erfindungen zeitgleich mit der Glühbirne aufkamen oder welche andere wissenschaftliche Errungenschaft durch die Glühbirne gefördert wurde. Um die Timeline auszustatten, sind aber große Mengen von Daten und Wissen notwendig. Deshalb wandte sich Rainer Ueckerdt an die deutsche Abteilung von Wikimedia, die unter anderem Wikipedia betreiben, und bat um Unterstützung. Zwar gab es von dem gemeinnützigen Unternehmen keine finanzielle Zuwendung, dafür gewährte es dem TimeWiki-Projekt aber den Datenaustausch mit Wikipedia.

Deshalb arbeiten Ueckerdts studentische Hilfskräfte derzeit an der richtigen Schnittstelle, um von den 60-Terabyte-Daten von Wikipedia Daten auf den eigenen Server transferieren zu können. "Das schwierigste daran sind die vielen Programmiersprachen. Die müssen nachher alle gut und schnell miteinander funktionieren", sagt Karim Abdelhak, Mathematikstudent im fünften Semester. Er programmiert sich mit seinen Kommilitonen André Kaleja und Christian Rausch rund acht Stunden pro Woche die Finger wund. Alles neben dem Studium. Zusätzlich zum Datentransport muss unter anderem eine Software geschrieben, die Kennwörter und Jahreszahlen in den Wikipedia-Texten erkennt und markiert. Die Ergebnisse einer Suchanfrage sollen schließlich an der richtigen Position auf dem Zeitstahl erscheinen. Bei der Endversion von TimeWiki soll der Nutzer nach konkreten Begriffen und Zeitspannen suchen können, die dann in Zusammenhang gebracht werden. Kenntnisse aus Mathematik-, Physik- und Geschichtsunterricht, Literatur und anderer Fachgebiete lassen sich dadurch einfacher erklären.

Vermutlich werden die Arbeiten noch mindestens ein Jahr in Anspruch nehmen. Ein ziemlicher Aufwand, da Professor Rainer Ueckerdt das Projekt allein durch Gelder finanziert, die er durch andere Drittmittel-Projekte eingeworben hat. Zudem ist die Fluktuationsrate bei den studentischen Hilfskräften recht hoch. Die zweite Generation arbeite sich laut Ueckerdt gerade ein und bis sie dann voll drin seien, sei das Studium meistens schon fast wieder vorbei. "Es ist nicht so einfach in Programme anderer Autoren einzugreifen, um diese zu verändern. Jeder programmiert ein bisschen anders", sagt André Kaleja. Er ist schon seit anderthalb Jahren bei TimeWiki dabei und muss sich immer wieder durch die Programmiersätze seiner Vorgänger wühlen.

Bei der späteren Vermarktung legt Ueckerdt das Augenmerk auf ein Online-Angebot wie beim Vorbild von Wikipedia, bei der jeder die Enzyklopädie mit Inhalten verbessern und erweitern kann. Eine andere Möglichkeit sieht er im schulischen Umfeld: "Jede Schule könnte sich ihr eigenes TimeWiki aufbauen. Die Schüler könnten das Gelernte anhand der Timeline überprüfen, sich andere Zusammenhänge erschließen und selbst fachübergreifend Daten und Fakten in ihre eigene Datenbank eintragen."