Prof. Dr.-Ing. Ralf Hörstmeier geht nach 30 erfolgreichen Jahren an der FH Bielefeld in den Ruhestand.
Bielefeld (fhb). „Immer in Bewegung.“ Das war sein Motto – und das wird es auch bleiben, nachdem er aus dem aktiven Hochschuldienst ausgeschieden ist: Prof. Dr.-Ing. Ralf Hörstmeier, 65 Jahre alt, seit 1986 an der Fachhochschule Bielefeld, wurde jetzt im Anschluss an die Senatssitzung von FH-Präsidentin Prof. Dr. Ingeborg Schramm-Wölk verabschiedet. 30 Jahre erfolgreiche Lehre und Forschung, „eine Bilanz, die überzeugt und dokumentiert, wie vielschichtig und umfassend Ihr Engagement war, dafür ein großes Dankeschön“, so die Präsidentin.
Nicht nur in der Region Ostwestfalen-Lippe, sondern bundesweit hat sich Professor Hörstmeier unter anderem als Hochschullehrer, als Vorsitzender des Vereins Deutscher Ingenieure in OWL, Geschäftsführer und als Forscher mit enorm hoher Einwerbung sogenannter Drittmittel einen Namen gemacht. Und er hat es verstanden, Erfolgsmeldungen auch zu verkünden. Hörstmeier: „Mein Leitspruch ist, dass die gute Qualität in der Ausbildung und beste Forschungsergebnisse nichts taugen ohne ein begleitendes und erfolgreiches Marketing.“
Klappern gehört zum Handwerk, sagt er augenzwinkernd. Es geht ihm aber nicht um „billiges Vermarkten, sondern um seriöses Vermitteln“. Etwa als Geschäftsführer und Wissenschaftlicher Leiter des Gründer- und Anwendungszentrums für Fördertechnik und Automatisierung (1991 bis 1997), ein An-Institut der FH Bielefeld, oder als Gründer und Sprecher des Forschungsschwerpunkts IBT – Industrielle Bewegungstechnologie, Fördertechnik und Automatisierung an der FH Bielefeld (1995 bis 2016). Knapp 5 Millionen Euro hat er für sein IBT an Forschungsgeldern eingeworben, „phasenweise bundesweit der erfolgreichste Antragsteller in der FHprofUnt-Förderlinie“, so Hörstmeier nicht ohne Stolz. Seine Hauptthemen in diesem Forschungsbereich: Mensch und Technik, Energieoptimierung beim Rollstuhlfahren, Bewegung von Klinikbetten und die Berollbarkeit von Wanderwegen. „Wir haben das weltweit erste Energiecluster für manuelle Rollstühle erarbeitet“, freut sich der Maschinenbauer, der die Teamarbeit schätzt und die offene Kommunikation liebt. 2000 gründete er an der FH das „KfB – Kompetenzzentrum für Bewegungswiderstände“. 2004 war er Initiator, Gründungsmitglied und Sprecher der ersten FH-Kompetenzplattform „Vernetzte Simulation zur Optimierung der Wertschöpfungskette“. Vier Großgeräteanträge hat er bewilligt bekommen, auch darauf sei er „ein klein wenig stolz“.
Als Hochschullehrer lagen ihm die Studierenden am Herzen. „Über alle Jahre hinweg habe ich meine Aktionen mit Blick auf den Nutzen für Studium und Studierende ausgelegt. Über 90 Prozent der Abschlussarbeiten habe ich mit Industrieunternehmen durchgeführt. Mein Ziel ganz allgemein: die Reputation unserer Hochschule in der Region“, hält Hörstmeier damals wie heute fest.
Sein Handwerk gelernt hat der in Spenge im Kreis Herford fest verwurzelte Ingenieur zunächst als Maschinenbau-Student an der TU Clausthal. Nach bestandener Diplom-Vorprüfung wechselte er an die TU Hannover, schloss dort 1977 mit dem Diplom ab und arbeitete bis 1982 als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Fördertechnik und Bergwerksmaschinen der Universität Hannover, wo er 1981 zum Doktor der Ingenieurwissenschaften promoviert wurde. Anschließend vier Jahre Mitarbeiter der Jungheinrich-Unternehmensgruppe Hamburg, bis er den Ruf an den Fachbereich Maschinenbau der FH Bielefeld erhielt und Leiter des Fachgebiets Fördertechnik – Materialfluss – Logistik (FML) wurde. Seine weiteren Fächer: Stahlbau, Festigkeitslehre und Qualitätsmanagement. Für ihn dann selbstverständlich: die aktive Mitarbeit in der Hochschul-Selbstverwaltung. Von 2001 bis 2005 beispielsweise als Dekan des Fachbereichs Maschinenbau, oder als lebhaftes und diskussionsfreudiges Mitglied im Senat und im Konvent. Und vom Beginn der Neubauplanung der Fachhochschule bis hin zum Umzug im Jahre 2015 hat sich Hörstmeier zudem mit Blick auf seine umfangreichen Labore und Experimentierfelder intensiv engagiert.
Als Gutachter hat der mit der VDI-Ehrenmedaille ausgezeichnete Professor in zahlreichen Ausschüssen sein Fachwissen eingebracht. Das Land Rheinland-Pfalz hatte ihn in den Hochschulrat der Fachhochschule Trier berufen (2004 bis 2014). Regelmäßig und zahlreich hat Hörstmeier publiziert und referiert, war nicht nur in den Print-Medien, sondern auch in Funk und Fernsehen präsent.
Dass einer wie er den Messeauftritt liebt, versteht sich von selbst. Er nennt die „vielfachen Messeauftritte“ – unter anderem Hannover Messe Industrie, CEMAT, Rehacare Düsseldorf, Medica Düsseldorf, Reha Leipzig und Karlsruhe“ – „sinnvoll, um Netzwerke zu knüpfen, anregend, weil man auf Gesprächspartner trifft, die einen selbst auf neue Gedanken bringen“.
Ein besonderer Platz in seiner Erinnerung bleibt einer Großveranstaltung vorbehalten, die 2009 viel Energie kostete und viel Anerkennung einbrachte: das Jubiläum „50 Jahre Ingenieurausbildung in Bielefeld“ mit dem Slogan „Das Ding mit dem Ing“ und ihm als Initiator und Projektleiter. Zu dieser Großveranstaltung waren 1.700 Gäste in die Bielefelder Stadthalle gekommen. Hier trafen sich Prominenz und Netzwerkpartner aus Wissenschaft und Unternehmen. Ein großartiger Marktplatz des Gedankenaustauschs und der Präsentation. Oder, in der griffigen Ausdrucksform von Prof. Dr. Ralf Hörstmeier: „Immer gut beleuchtet und ausgeleuchtet, immer in Bewegung!“