13.05.2016

„Haben Sie schon einmal eine Zecke joggen gesehen?“

FH-Doktorandin Sissy Lorenz erlangt beim Deutschland-Finale des Wissenschaftswettbewerbs FameLab den zweiten Platz.

Bielefeld (fhb). Vor 1.200 Zuschauerinnen und Zuschauern zu stehen und in drei Minuten sein Forschungsprojekt zu erklären, treibt vielen vor Nervosität die Schweißperlen auf die Stirn. Nicht so  Sissy Lorenz, Doktorandin der Fachhochschule (FH) Bielefeld: „Vor 300 oder 1.2000 Menschen zu sprechen macht keinen Unterschied“, verriet sie nach ihrem zweiten Platz im Finale des FameLabs in der Bielefelder Rudolf-Oetker-Halle. Der Wettbewerb für junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler soll aktuelle Forschungsthemen einem breiten Publikum näherbringen. Dafür müssen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer ihr Projekt innerhalb von drei Minuten erklären -  ohne Medieneinsatz und nur mit Hilfsmitteln, die sie selbst auf die Bühne tragen können.

Vor 300 Personen hatte Sissy Lorenz bereits Anfang April ihr Können bewiesen und den nordrhein-westfälischen Vorentschied des FameLabs für sich entschieden. Im Deutschlandfinale traf sie nun auf weitere neun Erst- und Zweitplatzierte der Regionalentscheide. Nach einem ersten Vortrag durften die Hälfte der Kontrahenten in der Finalrunde in einem zweiten Vortrag ihr Können beweisen – aber zu einem anderen Thema! Gleich als erste trat Sissy Loren in der ersten Runde auf die Bühne und sprach über eine biologisch abbaubare Kapsel, die Zecken anlocken und eliminieren soll. „Das ist nicht so einfach, denn Zecken sind keine Lauftiere. Oder haben Sie schon einmal eine Zecke joggen gesehen?“, fragte sie das Publikum. Dank Bäckerhefe, die Kohlenstoffdioxid ausstößt und den Zecken vorspielt, es säße ein leckeres Tier im Gras, in der Verbindung mit Lockstoffen, so genannten Pheromonen, wollen die Wissenschaftler der Arbeitsgruppe „Fermentation und Formulierung von Zellen“ des Fachbereichs Ingenieurwissenschaften und Mathematik der FH Bielefeld die Zecken anlocken und töten. „Denn schließlich gehören Zecken zu den gefährlichsten Krankheitserregern“, so Lorenz. Die Jury aus Prof. Dr. Gerhard Sagerer, Rektor der Universität Bielefeld, Rachel Launay, Direktorin des Britisch Council, und Wissenschaftsjournalistin Kristin Raabe lobte die extreme Bühnenpräsenz von Sissy Lorenz und ließ sie in die zweite Runde. Hier präsentierte sie anhand eines Modells wie die biologisch abbaubaren Kapseln aus Alginat und Calcium hergestellt werden. „Das Alginat kennen sie alle. Das ist das Zeug, dass einem beim Zahnarzt in den Mund und manchmal bis in den Rachen geschoben wird, um Zahnabdrücke zu nehmen“, erklärte Lorenz. Das Calcium sorge für eine feste Verbindung mit dem Algiat und den anderen Stoffen wie der Bäckerhefe und den Lockstoffen. Auch dieser Auftritt überzeugte die Jury und Sissy Lorenz ging mit der Trophäe für den zweiten Platz und der Teilnahme an  einer nationalen Konferenz für Wissenschaftskommunikation nach Hause.

Den ersten Platz sicherte sich Hanzay Yasar vom Helmholtz-Institut für Pharmazeutische Forschung in Saarbrücken. Sie präsentierte in der ersten Runde eine Wundersalbe, die Schürfwunden, Schnitte oder sonstige Hautverletzungen innerhalb von Minuten oder Sekunden heilen kann. Im zweiten Durchgang erklärte sie, wie Allergien bald der Vergangenheit angehören könnten. Yasar wird nun Deutschland beim internationalen FameLab-Wettbewerb in England vertreten. Der Publikumspreis  ging an Constantine Mylonas vom Max-Planck-Institut für Biologie des Alterns in Köln. Er sprach über die Modifizierung von Genen.