28.10.2016

Digitalisierung von Bauprozessen

6. Symposium Intelligente Gebäudetechnologien auf dem Campus Minden

Minden (fhb). Die Digitalisierung macht auch vor der Baubranche nicht Halt: Mit der digitalen Vernetzung aller am Bau Beteiligten, dem so genannten „Building Information Modeling“, kurz BIM, soll beim Planen, Entwerfen, Errichten und Verwalten von Gebäuden oder Infrastrukturanlagen besser kommuniziert werden. Die Grundidee: Über ein 3D-Modell können von der Planungsphase bis zur Fertigstellung aktuelle Projektinformationen jederzeit ausgewertet werden. Das soll zu einer höheren Sicherheit hinsichtlich Kosten, Terminen und Nachhaltigkeit führen. Soweit die Theorie. Doch während im benachbarten Ausland schon jetzt die öffentlichen Auftraggeber BIM vorgeben, beginnt in Deutschland gerade erst die Auseinandersetzung mit der Idee einer gemeinsamen, digitalisierten Datenbasis. Dabei ist BIM nicht nur eine Methode für Großprojekte oder große Planungsbüros. Gerade für kleine und mittlere Unternehmen und Handwerksbetriebe kann BIM eine Chance für eine wirtschaftlichere Beteiligung und Abwicklung sein.

Auf dem Symposium „Intelligente Gebäudetechnologien“, das am 27. Oktober 2016 auf dem Campus Minden der Fachhochschule (FH) Bielefeld stattfand, diskutierten Experten aus Hochschulen, Bau und Handwerk folgende Fragen: Was ist BIM genau? Wie sieht der optimale BIM-Planungsprozess aus? Welche Daten werden benötigt und wie können sie genutzt werden? Und warum ist BIM noch kein Trend im Handwerk, obwohl der heutige Meister bereits BIM-fähige Instrumente benutzt?

Über Erfahrungen mit BIM in Dänemark berichtete Dr. Ole Berard, Abteilungsleiter bei der zweitgrößten dänischen Baufirma MT Hojgaard, der sich seit mehr als zwölf Jahren mit dem Thema beschäftigt: "Wir bauen virtuell, bevor wir wirklich bauen." In der strategischen Planung des Unternehmens sei fest verankert, bei der technologiegestützten Gestaltung von Bauprozessen ganz vorne dabei zu sein. Das Wertschöpfungspotenzial sei hoch, denn im Vergleich zu anderen Industrien sei das Baugewerbe nicht besonders produktiv. Berard: "Die höchsten Gewinne werden durch Änderungsanträge erzielt. Das wollen wir ändern." Ein Beispiel: Für den Bau eines Universitätsgebäudes in Kopenhagen bietet MT Hojgaard nicht ein Gebäude, sondern einen Bauprozess an. Mit BIM habe das Unternehmen seine Zuschlagsrate bei Wettbewerben und Ausschreibungen von 20 auf über 40 Prozent steigern können. Frühzeitige 3D-Modelle sorgen für Überblick bei Logistik, Kosten und Machbarkeit. So könne man am Modell schon frühzeitig die Baustelleneinrichtung planen, und auch Baustellenpläne in 3D erleichtern die Planung und Ausführung. Ein wesentlicher Vorteil sei auch, die künftigen Nutzer in den Prozess einbinden zu können, so dass spätere Änderungen reduziert werden.

In drei Expertenrunden wurden anschließend die Perspektiven der Forscher und Planer, der Anwender und des Handwerks beleuchtet. Die Gesprächsrunden boten auch den 160 Teilnehmern die Möglichkeit,  Fragen zu stellen, zum Beispiel wie die Potenziale von BIM für kleinere Unternehmen genutzt werden können. Einig waren sich alle Beteiligten, dass die Einführung in Deutschland noch Zeit brauche. Normen und Richtlinien müssten erst noch darauf angepasst werden. Deshalb hielten es die Experten für sinnvoll, mit Pilotprojekten zu starten. So ist man auch in Dänemark in den digitalen Bauprozess eingestiegen: Mit dem Bau mehrerer Krankenhäuser als Pilotprojekten. So wurde in der abschließenden Podiumsdiskussion der Appell an die Politik gerichtet, entsprechende Pilotprojekte zu unterstützen.

Das Symposium Intelligente Gebäudetechnologien ist ein Projekt im Rahmen des „Regionalen Innovationsnetzwerks menschenzentrierte Umgebung für Leben, Wohnen, Arbeit“ und wird vom Ministerium für Innovation, Wissenschaft und Forschung des Landes NRW gefördert. Initiatoren des Symposiums sind die Fachhochschule Bielefeld, der Kreis Minden-Lübbecke und Energie Impuls OWL. Das Symposium fand 2016 bereits zum sechsten Mal statt.

Weitere Informationen: www.integ-owl.de