Video über den von FH-Studenten entwickelten Roboter „Ourobot“ wurde bereits über 20.000 Mal angeklickt.
Er ähnelt einer Fahrradkette, hat aber nur zwölf etwa faustgroße Glieder, und in jedem Kettenglied befindet sich ein Antrieb – so in etwa kann man den Roboter beschreiben, den vier Studenten aus dem Bachelorstudiengang Ingenieurinformatik der Fachhochschule (FH) Bielefeld entwickelt haben.
In einem knapp zweiminütigen Video wird der Roboter als „Neuerfindung des Rades“ vorgestellt. Der Film, der im YouTube-Kanal der FH Bielefeld zu finden ist, wurde schon mehr als 20.000 Mal angeklickt.
Betreut wurden die Studenten Johann Schröder, Adrian Gucze, Simon Beyer und Matthäus Wiltzok von Professor Dr. Axel Schneider von der FH Bielefeld und Jan Paskarbeit von der Universität Bielefeld.
Das Besondere: Im Gegensatz zu vergleichbaren Robotern sind die Kettensegmente mit Drucksensoren ausgestattet, so dass „Ourobot“, wie ihn das Entwicklerteam getauft hat, auch Hindernisse überwinden kann. Der Name ist übrigens dem altägyptischen Bildsymbol einer sich selbst verzehrenden Schlange, dem Ouroboros, nachempfunden. Momentan kann Ourobot nur geradeaus fahren und noch keine Kurven einschlagen, durch die Sensoren erkennt er aber Hindernisse und kann zum Beispiel über ein Buch rollen. Das Regelungskonzept dahinter, also das Zusammenspiel der einzelnen Glieder beim Überrollen des Hindernisses, ist eine komplexe mathematische Aufgabe. Eine konkrete Anwendung gibt es für den Roboter noch nicht, es handelt sich eher um eine Machbarkeitsstudie, also reine Grundlagenforschung. Auch dies ist eine Besonderheit, da die Bachelorstudiengänge an der Fachhochschule klassischerweise eher anwendungsorientiert sind – was eine Forschungsorientierung aber nicht ausschließt.
Das Studententeam hat den Roboter im Mai 2016 auf der internationalen Robotik-Konferenz ICRA in Stockholm vorgestellt. Die wissenschaftliche Publikation über Ourobot* ist dort auf großes Interesse gestoßen. Das Projekt Ourobot ist aber noch längst nicht abgeschlossen, sondern wird immer weiter entwickelt. Die Vision der Betreuer ist, mit dem jetzt zweidimensional arbeitenden Roboter „in die dritte Dimension zu gehen“. Sie möchten einen aktiv deformierbaren Roboter entwickeln, der sich, ähnlich wie eine Amöbe, dem Umfeld anpassen kann, sich ausdehnt und wieder schrumpft. So könnte sich Ourobot durch enges Terrain bewegen und Hindernisse durch verschiedene Bewegungen überwinden. Für die 3D-Version des Ourobots haben sie verschiedene Bewegungsvarianten entworfen, die denen einer Kugel oder einer Schlange ähneln. Hier steht aber noch einiges an Entwicklungsarbeit an.
* Paskarbeit, Beyer, Gucze, Schröder, Wiltzok, Fingberg, Schneider (2016): OUROBOT – A Self-Propelled Continuous-Track-Robot for Rugged Terrain In: Proceedings of the 2016 IEEE International Conference on Robotics and Automation (ICRA)