Minden (fhb). In der ersten Förderrunde des vom NRW-Wissenschaftsministerium ausgelobten Wettbewerbs „FH Kompetenz“ haben sich jetzt sieben Forscherteams erfolgreich mit ihren Antragsideen behauptet. Mit dabei: die Forscherinnen und Forscher vom Campus Minden der Fachhochschule Bielefeld mit ihrem Thema „Intelligente Gebäude“. Die Professoren Dr. Dominic Becking, Dr. Matthias König und Dr. Sven Battermann waren ganz wesentlich mit der Antragsstellung beschäftigt und vertreten die drei Projekt-Schwerpunkte „Arbeiten und Wohlbefinden in intelligenten Räumen“, „Sensordatenfusion im intelligenten Gebäude“. Der dritte Schwerpunkt: „Dynamische Fluchtwege“.
Insgesamt 33 Anträge aus 20 Hochschulen waren zum „FH Kompetenz“- Wettbewerb eingereicht worden. Becking: „Dass wir mit unserem Antrag überzeugt haben, macht uns schon ein wenig stolz. Wir verstehen das zugleich als Aufforderung, zügig zu Ergebnissen zu gelangen, die praxistauglich sind und den Lebensalltag für viele Menschen erleichtern.“ Rund 1,2 Millionen Euro stehen den Forschenden in Minden ab dem kommenden Monat für fünf Jahre zur Verfügung. Die FH Bielefeld beteiligt sich zusätzlich mit einem Eigenanteil von zehn Prozent der Projektkosten.
Die von der Jury ausgewählten Projekte befassen sich nach Angaben aus dem Wissenschaftsministerium „fachübergreifend mit besonders zukunftsweisenden Fragestellungen zu den großen gesellschaftlichen Herausforderungen“. Wissenschaftsministerin Svenja Schulze: „Die Qualität der Anträge war überzeugend. Die geförderten Vorhaben belegen das enorme Potenzial Nordrhein-Westfalens im Bereich der Fachhochschulforschung. Wir versprechen uns von den Vorhaben anwendungsnahe Lösungen.“
Mit dem neuen Förderwettbewerb „FH Kompetenz“ will das Ministerium die Fachhochschulen in NRW bei der Weiterentwicklung ihrer Forschungsprofile unterstützen. Damit, so heißt es in einer Pressemitteilung aus dem Ministerium, können langfristig angelegte Forschungsstrukturen an den Hochschulen zu Forschungs-In-Instituten ausgebaut werden. Durch den wissenschaftlichen Hintergrund und ihre anwendungsorientierte Ausrichtung würden die beteiligten Forscherinnen und Forscher „eine wichtige Vermittlungsfunktion zwischen Theorie und Praxis übernehmen, zeitgleich wird dem wissenschaftlichen Nachwuchs die Möglichkeit zu kooperativen Promotionen geboten“, so das Ministerium.
In Minden wird es nun zunächst darum gehen, das Forschungsinstitut für Intelligente Gebäude zu gründen und damit den organisatorischen Rahmen und Raum zu schaffen, in dem „Vertreter ganz unterschiedlicher Disziplinen zusammenarbeiten werden“, meint Professor Becking. Vom Informatiker über den Architekten hin zur Wirtschaftspsychologin und dem Bauingenieur: Das intelligente Gebäude ist keine Insellösung ausschließlich einer Fachdisziplin, um sich mit aktuellen und zukünftigen Forschungsfragen zu den Themen Leben und Arbeiten auseinanderzusetzen.
In interdisziplinären Arbeitsgruppen sollen nachhaltige Konzepte und Technologien für die Sanierung und Umgestaltung von Gebäuden im Bestand entwickelt werden, die mit Hilfe intelligenter Gebäudeautomatisierung für die Anforderungen zukünftiger Nutzer ertüchtigt werden sollen. Professor König: „Die Erkenntnisse der anwendungsorientierten Forschung werden in der Praxis erprobt, bewertet, weiterentwickelt und eingesetzt. Somit kann der transdisziplinäre Charakter der zukünftigen Forschungstätigkeit gewährleistet werden.“
Im Institut für Intelligente Gebäudetechnologien will man sich, so Professor Battermann, „im Wesentlichen um die Themen Klimaschutz, Ressourceneffizienz und Rohstoffe, sichere, saubere und effiziente Energieversorgung, Gesundheit und Wohlergehen im demographischen Wandel sowie Sicherheit, Teilhabe und sozialer Zusammenhalt im gesellschaftlichen Wandel beschäftigen“.
Festgestellt hat das aus zurzeit zehn Mitgliedern bestehende Forscherteam, dass die zunehmende Knappheit der fossilen Energieträger unser tägliches Leben in Wohn- und Zweckbauten immer stärker beeinflusst und dass die komplexe Gesamtlösung des energie-effizienten Gebäudes oft den einzelnen Nutzer oder Bewohner vergisst. Becking: „Dabei besitzt die heutige Gesellschaft durchaus eine hohe Technologieaffinität, wie der Umgang mit modernen Medien zeigt. Diese werden aber nur dann akzeptiert, wenn der persönliche Vorteilsfaktor überwiegt.“
In interdisziplinären Zusammenhängen sollen nun optimierte Konzepte und Technologien der Gebäudesteuerung abgestimmt auf die Anforderungen der einzelnen Nutzer und Nutzergruppen entwickelt werden. Zudem sollen die erweiterten Möglichkeiten der Intelligenten Gebäudetechnologien für die Entwicklung neuer Sicherheits- und Fluchtwegekonzepte genutzt werden. Professor Becking: „Das Institut als Klammer koordiniert die interdisziplinäre, transdisziplinäre und integrale Dimension der Forschungsbereiche sowie das Promotionsprogramm.“
Das Institut für Intelligente Gebäude setze damit die erfolgreichen Arbeiten des interdisziplinären Forschungsschwerpunktes InteG-F fort. Professor König: „Es spiegelt die interdisziplinäre und kooperative Ausrichtung des Campus Minden wider und vereint die dort vertretenen Disziplinen unter einem gemeinsamen Dach. Das Institut ordnet sich in das Forschungsprofil der Fachhochschule Bielefeld ein und trägt durch seine innovativen Forschungsmöglichkeiten am Neubau des Campus Minden zur Weiterentwicklung der Fachhochschule bei.“
Durch die Qualifizierungsfunktion für den wissenschaftlichen Nachwuchs und die Zusammenarbeit mit Partnern aus Unternehmen, Verbänden und Kommunen wirke es, so Professor Battermann, „in die Region hinein und wird einen Beitrag zur wissensbasierten Regionalentwicklung von Minden und Ostwestfalen-Lippe leisten“.