22.02.2013

Soziale und ästhetische Strukturen im fotografischen Bild

Forschungsschwerpunkt Fotografie und Medien plant das 33. Bielefelder Fotosymposium / Leuchtturmprojekt zum 800-jährigen Jubiläum der Stadt Bielefeld

Bielefeld (fhb). Ihren Forschungsschwerpunkt (FSP) 'Fotografie und Medien' charakterisieren die Experten vom Fachbereich Gestaltung der Fachhochschule Bielefeld als "bundesweit einzigartig", so ihr neuer Dekan Prof. Roman Bezjak, selbst Dokumentar-Fotograf und seit Jahren aktiv im Forschungsschwerpunkt. Auch in diesem Jahr hat man sich wieder viel vorgenommen. Im Oktober findet das 33. Bielefelder Fotosymposium statt, das sich im Rahmen eines Workshops mit dem Thema 'Strukturbilder. Zur grafischen Methode in Kunst, Design und Wissenschaft' auseinandersetzt. Der Workshop ist an ein Forschungsprojekt von Kultur- und Kommunikationswissenschaftlerin Prof. Dr. Kirsten Wagner angelehnt, die seit Anfang des Jahres neue FSP-Sprecherin ist.

Darüber hinaus wird an der Entwicklung eines größeren Forschungsthemas gearbeitet. "Fotografische Episteme. Zur Konfiguration sozialer und ästhetischer Strukturen im fotografischen Bild" ist das Projekt überschrieben. Untersucht wird, so Wagner, "die Fotografie als Medium der Herstellung und der Erkenntnis sowohl von visuellen und formalen als auch von gesellschaftlichen Ordnungsstrukturen". Eine wesentliche Besonderheit des Forschungsprojektes bestehe in der Verbindung von Bildpraxis und Bildtheorie. Deshalb seien Fotografinnen und Fotografen, Künstlerinnen und Künstler ebenso beteiligt wie Bild-, Medien- und Kulturwissenschaftlerinnen und -wissenschaftler. Wagner: "In Teilprojekten wird es unter anderem um Strukturbildungsprozesse der Fotografie, das Verhältnis von Ästhetik und Sozialität im Städtebau der sozialistischen Nachkriegsmoderne oder um tektonische Strukturen im fotografischen Bild gehen."

Der inhaltlichen Neuausrichtung des FSP entspricht eine Verstärkung auf Mitarbeiterseite. Die Doktorandin Cora Waschke gehört dazu. Sie ist am Fachbereich wissenschaftliche Mitarbeiterin in Lehre und Forschung und wird hier, betreut von Kirsten Wagner und in Kooperation mit der Universität Hamburg, ihre Promotion anstreben. Thomas Abel, Doktorand an der Universität Bielefeld und dem Fachbereich Gestaltung, komplettiert das Mitarbeiter-Team.   

Praxis und Theorie sollen auch für das neue Forschungsthema eine Erkenntnis gewinnende Einheit bilden. Alle Studienrichtungen am Fachbereich, also neben Fotografie und Medien auch die Mode und das Kommunikationsdesign, sind vertreten. Und in naher Zukunft geht es darum, weitere Kooperationen mit anderen Gestaltungshochschulen und Universitäten anzugehen. Wagner: "Wir wollen unser Netzwerk national und international ausbauen." 

Schon jetzt kann der Forschungsschwerpunkt auf eine lange Liste von Partnern verweisen. Der Bielefelder Kunstverein ist mit von der Partie gewesen ebenso wie der Bund Bildender Künstler Ostwestfalen-Lippe (BBK), der Bund Freischaffender Foto-Designer (BFF) in Stuttgart, die Deichtorhallen Hamburg - Haus der Photographie, die Deutsche Gesellschaft für Photographie (DGPh) in Köln, die Deutsche Fotografische Akademie (DFA) aus Leinfelden-Echterdingen, die Fördergemeinschaft Fotografische Ausbildung (FFA), das Fotografie Forum Frankfurt, das Jüdische Museum Berlin, das Kupferstich-Kabinett Dresden, das Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg sowie das Wallraf-Richartz-Museum/Museum Ludwig in Köln.

Gründer und Sprecher des FSP in den Jahren 1979 bis 2004 war der Hochschullehrer, Fotograf und Fototheoretiker Prof. Dr. Gottfried Jäger. Ihm folgte der Kunsthistoriker und Medienwissenschaftler Prof. Dr. Martin Roman Deppner, der jetzt von Kirsten Wagner abgelöst wurde. Von Anfang an waren die Arbeitsgebiete die Ästhetische Theorie und die künstlerische Praxis der Fotografie und verwandter Bildmedien und deren Geschichte. Thematisiert wurden auch die Anwendungen neuer Bildsysteme in Publizistik, Design und Kunst.

Der FSP gilt auch als Keimzelle der "Bielefelder Schule der Fotografie", die sich 2014 mit einem so genannten "Leuchtturmprojekt" am 800-jährigen Stadtjubiläum Bielefelds beteiligen wird. Titel der Ausstellung: "Die Bielefelder Schule - Fotokunst im Kontext". Gottfried Jäger, mit dem Jubiläums-Vorbereitungen betraut, erklärt die "Bielefelder Schule der Fotografie" so: "Mit dem Begriff verbindet sich eine künstlerische und wissenschaftlich breit aufgestellte Lehr- und Forschungseinrichtung, die das bildnerische Experiment, die realitätsnahe Berufspraxis und ihre medienkritische Reflexion gleichbedeutend nebeneinander stellt."

Eine Standortbestimmung, mit der auch der Forschungsschwerpunkt  'Fotografie und Medien' als Unikat in der deutschen Hochschullandschaft gut leben könnte.

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