Bielefeld (fhb). Es ist eine Kooperation der besonderen Art: Die Fachhochschule Bielefeld und die Universität Bielefeld haben sich im Projekt "Nutzerorientierte Versorgung bei chronischer Krankheit und Pflegebedürftigkeit" - kurz NuV - zusammengefunden und werden hier zehn Doktorandinnen über einen Zeitraum von zunächst drei Jahren gemeinsam in einem Graduiertenkolleg ausbilden.
Im Herbst vergangenen Jahres hatten die beiden Hochschulen als eine der Gewinnerinnen des vom Wissenschaftsministerium ausgelobten Wettbewerbs "NRW.Forschungskooperationen" 1,5 Millionen Euro eingeworben. Jetzt wurden die neuen Doktorandinnen an der FH Bielefeld offiziell begrüßt. Professorin Dr. Doris Schaeffer von der Fakultät für Gesundheitswissenschaften der Universität Bielefeld, zugleich NuV-Sprecherin: "Sie alle betreten Neuland, aber sie sind von viel Expertise umgeben. Wir wollen sie neugierig machen, und wir hoffen, dass sie ihren Beitrag zur Weiterentwicklung der Pflegewissenschaften in Deutschland leisten."
In der Tat haben die Pflege- und Gesundheitswissenschaften an den beiden Hochschulen sowohl Tradition als auch Reputation. Professorin Dr. Beate Rennen-Allhoff, die Präsidentin der FH Bielefeld, erinnerte an die Anfänge: 1996 wurde an der FH der Fachbereich Pflege und Gesundheit eingerichtet, und es wurde mit der Uni eine Kooperationsvereinbarung über die Zusammenarbeit bei der Durchführung gesundheits- und pflegebezogener Studiengänge und wissenschaftlicher Projekte geschlossen. Wissenschaftliche Publikationen folgten, wie beispielsweise die Herausgabe des 1. Handbuchs Pflegewissenschaften in Deutschland. Die Verbundenheit der beiden Hochschulen ist mittlerweile zu einer "strategischen Partnerschaft" (Rennen-Allhoff) ausgewachsen. Beide profitieren, wie das NuV-Projekt deutlich macht.
Forschungs-Prorektor Prof. Dr. Martin Egelhaaf von der Uni sieht das genauso. Universität und Fachhochschule "gehen auf vielen Gebieten immer weiter aufeinander zu", so Egelhaaf. Das NuV-Graduiertenkolleg sei "eine zukunftsweisende Kooperation und in seiner Bedeutung kaum zu unterschätzen".
Das NuV-Projekt hat seine Geschäftsstelle in den Räumen des Instituts für Bildungs- und Versorgungsforschung im Gesundheitsbereich (InBVG), das seitens der FH die NuV-Aktivitäten koordiniert. Professor Dr. Uwe Rössler, Dekan des Fachbereichs Wirtschaft und Gesundheit, sieht in der Kooperation einen "weiteren wichtigen Baustein für die Lehreinheit Pflege und Gesundheit", weshalb sich der Fachbereich - wie auch das Präsidium - mit Nachdruck um die Infrastruktur des Instituts gekümmert habe. Professor Dr. Oliver Razum, Dekan der 1994 an der Uni gegründeten Fakultät für Gesundheitswissenschaften, verwies darauf, dass der seit zehn Jahren bestehende Promotionsstudiengang Public Health nunmehr aufgewertet würde und dass den Doktorandinnen dank einer zusätzlichen Professur eine direkte Ansprechperson zur Seite stehen würde. Razum hielt auch fest: "Das Thema Pflege braucht mehr Männer."
Denn es sind ohne Ausnahme Frauen, die im NuV-Projekt wissenschaftlich qualifiziert werden. Dabei konzentriert sich der Forschungsverbund auf zwei Themenschwerpunkte: regional differenzierte Versorgungskonzepte sowie die Förderung der Gesundheitskompetenz und des Selbstmanagements in unterschiedlichen Phasen des Lebenslaufs. Fünf Projektthemen gibt es zu diesen Schwerpunkten, jeweils betreut von wissenschaftlichen Tandem-Teams aus Uni und FH. Professorin Dr. Annette Nauerth, NuV-Sprecherin der FH: "Hier treffen zwei ganz unterschiedliche akademische Kulturen aufeinander. Beide können voneinander lernen." "Probiert alles, und das Gute behaltet", so ihre Empfehlung.
Professorin Schaeffer gab den Doktorandinnen mit auf ihren akademischen Weg: "Entwickeln sie Selbstvertrauen und Selbstbewusstsein, beziehen sie Position und behaupten sie diese. Werden sie Change Agent."