„Zwölf Flüge, drei Kontinente, mehrere Erdbeben und ein Hurrikan, und das alles in vier Wochen. Das reicht erst einmal“, erklärt Prof. Dr. Christian Schröder, der gerade pünktlich zum neuen Semesterbetrieb wieder an den Fachbereich Ingenieurwissenschaften und Mathematik der FH Bielefeld zurückgekehrt ist.
Professor Schröder, seine Lehrgebiete sind Mathematik und Informatik, verbringt im Rahmen seiner internationalen Forschungskooperationen jedes Jahr zwei bis vier Wochen im mittleren Westen der USA am Ames Laboratory und der Iowa State University. Im Mittelpunkt steht die Modellierung und Simulation nanomagnetischer Moleküle. „Wir beschäftigen uns derzeit gemeinsam mit Wissenschaftlern aus Australien, den USA und Japan mit einem Molekül, in dem Praseodym, ein Metall aus der Gruppe der Seltenen Erden, die magnetischen Eigenschaften bestimmt. Von theoretischer Seite erwarten wir hier faszinierende Effekte, deren Nachweis uns jedoch experimentell vor große Herausforderungen stellt.“
Nach zwei Wochen in Iowa reiste Prof. Schröder unmittelbar nach New York City weiter. Dort war er zu einem Vortrag und zum wissenschaftlichen Austausch mit Prof. Andrew Kent und anderen Wissenschaftlern vom Fachbereich Physik der renommierten New York University eingeladen. „Die New York University ist mit über 50.000 Studierenden die größte private Universität der USA. Sie hat einen exzellenten Ruf in der Forschung.“, erläutert Prof. Schröder.
Innerhalb des ursprünglich nur für eine Woche geplanten Aufenthalts wurde er Zeuge zweier Naturkatastrophen, die es in der Form in New York City noch nie gegeben hatte. „Wir saßen bei einer Besprechung in der 9. Etage als plötzlich das Gebäude schwankte. Es ist nichts weiter passiert, aber das Erdbeben hat für reichlich Aufregung gesorgt, wie die Nachrichten kurze Zeit später bestätigten. Einige Regierungsgebäude in der Nähe wurden sogar evakuiert.“, berichtet Prof. Schröder.
Aber dabei sollte es nicht bleiben. Ein paar Tage später wurde sein Rückflug annulliert, weil Hurrikan „Irene“ die Stadt bedrohte. „Einen Hurrikan hat es noch nie in New York City gegeben. Glücklicherweise hatte sich der Sturm über Nacht zu einem Tropensturm abgeschwächt, so dass sich die Schäden in Manhattan in Grenzen hielten. Nichtsdestotrotz musste ich mir ein neues Hotel suchen und konnte erst drei Tage später zurückreisen“, führt Prof. Schröder weiter aus. Die Verlängerung des Aufenthalts hat sich jedoch gelohnt. Prof. Schröder: „Methodisch ergänzen wir uns prima, und wir wollen zukünftig gemeinsam an der theoretischen Modellierung von so genannten Spin-Torque-Effekten arbeiten, die eine große Rolle in der Anwendung nanomagnetischer Materialien für Speicher- und Schaltbauelemente spielen.“
Von New York ging es dann über einen kurzen Zwischenstopp zu Hause weiter zur Glyndŵr University nach Wrexham in North Wales. Dort war Prof. Schröder Anfang des Jahres aufgrund seiner herausragenden Forschungsleistungen zum „Visiting Professor“ ernannt worden. In diesem Jahr fand die „ITA11 – Forth International Conference on Internet Technologies & Applications“ statt und Prof. Schröder hielt den Keynote-Vortrag „HPC via Public Resource Computing – Technologies, Applications, and Trends“.
Auf Einladung von Prof. Nojiri von der Tohoku University in Sendai ging es danach direkt weiter nach Japan, wo Prof. Schröder sich mit Kollegen aus aller Welt am „Institute for Materials Research“ in Sendai traf. Im Rahmen eines zweitägigen Workshops wurden hier die neuesten Ergebnisse zum Thema „Development of Functionalized Molecule-based Magnetic Materials“ diskutiert.
„Sendai ist nur rund 100 Kilometer von Fukushima entfernt, aber das erste, was uns die japanischen Kollegen zeigten, war die zeitliche Entwicklung der Strahlungswerte in Sendai, gemessen von vier unabhängigen internationalen Instituten mit dem Ergebnis, dass es keine erhöhten Strahlungswerte gab. Ein Kollege hatte sogar einen Geiger-Zähler dabei und auch damit ließ sich nichts Ungewöhnliches nachweisen“, erläutert Prof. Schröder und fügt hinzu: „Seit dem schweren Beben im März gibt es in Japan allerdings Erdbeben im Stundentakt. Diese sind meistens kaum spürbar, aber das eine oder andere hat man dann doch mitbekommen und besonders nachts ist das ein merkwürdiges Gefühl." Auf dem Workshop stellte Prof. Schröder erste Ergebnisse zu seinen Untersuchungen am Praseodym-Molekül vor, die er drei Wochen zuvor mit seinen Kollegen am Ames Laboratory erarbeitet hat.
„Alles in allem war es eine stressige, aber lohnenswerte Zeit. Auch wenn man heutzutage jeden in der Welt per E-Mail, ICQ & Co. und Telefon erreicht, so kann dies niemals den persönlichen Kontakt, die Diskussionen und das gemeinsame Brüten über wissenschaftliche Probleme ersetzen“, fasst Prof. Schröder seine Forschungsreisen zusammen.
Zurück in Deutschland erwartet ihn nun der Ansturm der Studierenden. „Damit werde ich schon fertig, ich freue mich sogar darauf“, stellt Prof. Schröder schmunzelnd fest.