2. Symposium Intelligente Gebäudetechnologien fand am 25. Oktober am Campus Minden statt
In Ostwestfalen-Lippe (OWL) hat sich ein Netzwerk rund um intelligente Gebäudetechnologien formiert. Am 25. Oktober 2012 veranstaltete der im selben Jahr gegründete Verein "InteG e.V." ein Symposium mit mehr als 200 Teilnehmern aus Hochschulen, Kommunen, Ministerien und Unternehmen am Campus Minden der Fachhochschule (FH) Bielefeld.
Der Verein will die bestehenden Kompetenzen innerhalb der kompletten Wertschöpfungskette fördern, so dass die Unternehmen in der Region die Potenziale des zukunftsträchtigen Gebäudetechnikmarkts noch besser erschließen können.
Dass gerade die Region OWL sich des Themas annimmt, erklärten die Netzwerkgründer aus verschiedenen Perspektiven. So sieht Herbert Weber, Geschäftsführer der OstWestfalenLippe GmbH, die Intelligenten Gebäudetechnologien als "profilbildendes Thema, in dem die Region eine Vorreiterrolle einnehmen kann". Zudem sei der Spitzencluster Intelligente Technische Systeme "it`s OWL" ein verbindendes Element, das bundesweit als Referenz für die Technologiekompetenz der Region steht.
Klaus Meyer von Energie Impuls OWL hat ausgerechnet, dass in OWL 400 Millionen Euro an Energiekosten eingespart werden könnten. "Rund ein Drittel der Energie wird in Gebäuden verbraucht. Es gibt also einen großen Markt. Gleichzeitig gibt es auch viele gute Produkte, aber oft sind die Gewerke für sich allein unterwegs und stimmen sich nicht mit anderen Gewerken ab. Hier setzt das Netzwerk an", so Meyer.
Warum das Netzwerk in Minden angesiedelt ist, erklärte Gastgeber Dr. Oliver Wetter, Professor für Elektrotechnik/Automatisierungstechnik: "Der Campus Minden ist prädestiniert für das Thema, weil wir hier alle relevanten Studienangebote haben: von Architektur, Bauingenieurwesen und Projektmanagement Bau bis hin zu Elektrotechnik, Maschinenbau, Informatik und den Masterstudiengang Integrales Bauen." So könnten hier entsprechende Forschungsprojekte laufen und die benötigten Fachkräfte ausgebildet werden. Das Netzwerk sei jedoch nicht auf Minden beschränkt. Der Schwerpunkt liege in OWL, es seien aber auch Partner aus anderen Bundesländern beteiligt.
Der Landrat des Kreises Minden-Lübbecke, Dr. Ralf Niermann, betonte, dass der Kreis den Ausbau des Campus Minden auch in Sachen Forschung unterstütze: "Nachdem bei den Studiengängen die Zielzahlen bereits übertroffen wurden, geht es nun darum, auch die Forschung voranzutreiben. Deshalb hat der Kreistag die Gründungsmitgliedschaft des Kreises im Verein "InteG e.V." einstimmig befürwortet."
Das Symposium startete mit einem spannenden Erfahrungsbericht. Der Architekt Julius Otto lebt in einem Forschungsobjekt: Das Haus wurde von einem interdisziplinären Team der Universität Wuppertal im Rahmen des internationalen Wettbewerbs "Solar Decathlon Europe 2010" entworfen und gebaut. Eine Vorgabe war, dass das Haus als "Net-Zero-Energy-Building" in der Jahresbilanz mehr Energie ins Netz einspeist als es verbraucht. Das interdisziplinäre Projekt von Studierenden aus Architektur, Bauingenieurwesen, Wirtschaftswissenschaften, Design und Maschinenbau hat im Wettbewerb zu einem erfolgreichen 6. Platz geführt. Nachdem das Haus für den Wettbewerb in Madrid auf- und wieder abgebaut wurde, steht es nun in Wuppertal und wird im Dienste der Wissenschaft von Julius Otto bewohnt. Sein Fazit nach dem ersten Winter ist ernüchternd: Der hohe Stand-by-Verbrauch der Automation und Messtechnik und die mangelnde Luftdichtheit der Gebäudehülle nach mehrmaligen Auf- und Abbau des Hauses führten zu einem erhöhten Verbrauch. Es muss also noch weiter geforscht werden.
Es folgte ein Vortrag über "Anspruchsvolles lokales Energiemanagement für die optimale Photovoltaik-Netzintegration" von Detlef Beister von der SMA Solar Technology AG. Danach erklärte Thomas Schade von der Ambrosia FM Consulting & Services GmbH, wie intelligente Gebäudetechnologie mit Verstand eingesetzt werden kann.
Im anschließenden Forschungsimpuls ging es in Kurzvorträgen und einer Diskussionsrunde um die Frage "Wie intelligent forscht die Region?". Thorsten Menne vom Ministerium für Innovation, Wissenschaft und Forschung (MIWF) des Landes Nordrhein-Westfalen stellte das Programm "Fortschritt NRW" vor. Innovationsprozesse würden sich nicht länger ausschließlich auf technologische Neuerungen und Marktgängigkeit beziehen. Innovationen seien zunehmend soziale Prozesse, Dienstleistungen und Lösungen, die die Folgen für Mensch, Gesellschaft und Umwelt gleichermaßen im Blick haben. "Ein Element des Programms sind Regionale Innovationsnetzwerke. Deshalb unterstützt das Ministerium das Netzwerk Intelligente Gebäudetechnologien und das heutige Symposium", so Thorsten Menne. Er lobte die integrale Idee des Netzwerks, das für einen transdisziplinären Forschungsansatz stehe. Dabei sei es von Bedeutung, dass nicht nur Hochschulen mit Unternehmen zusammenarbeiten, sondern auch die Anwender oder Nutzer einbeziehen.
In den weiteren Vorträgen ging es inhaltlich um intelligente Haushaltsgeräte (Prof. Dr. Sonja Schöning, FH Bielefeld), Sichere und energieeffiziente Hausautomation (Jun.-Prof. Dr. Christoph Sorge, Universität Paderborn), Solar Computing Lab (Prof. Dr. Frank Hamelmann, FH Bielefeld), die Herausforderung Energiewende (Dr. Karl Navratil, Universität Paderborn), Intelligente Gebäudetechnologien an der Hochschule OWL (Prof. Dr. Stefan Witte, Hochschule OWL), Smart Assisted Inclusion (Prof. Dr. Dominic Becking, FH Bielefeld) und Intelligente Lichtkonzepte (Daniel Werner, FH Bielefeld). Professor Dr. Oliver Wetter schloss den Forschungsimpuls mit einem Bericht über den geplanten Neubau am Campus Minden ab, in dem dargestellt wurde, dass der Neubau als intelligente Plattform für neue Lehr Forschungs- und Entwicklungsprojekte geplant ist.
In drei parallelen Workshops ging es abschließend um die Fragen: Welche Geschäftsmodelle lassen sich entwickeln? (Leitung: Klaus Meyer, Energie Impuls OWL). Wie qualifizieren wir eigene Fachkräfte und gewinnen neue? (Leitung: Oliver Gubela, Kreis Minden-Lübbecke).
Welche Exkursionen und Experten bringen uns neue Impulse? (Leitung: Prof. Dr. Oliver Wetter, FH Bielefeld). Die Teilnehmer erhielten so die Chance, die Zusammenarbeit mit InteG aktiv mitzugestalten. InteG wird einen Wissenstransfer bezüglich der intelligenten Gebäudetechnologien an interessierte Unternehmen und Institutionen in Form einer jährlich buchbaren Entwicklungspartnerschaft ab 2013 anbieten.
Moderiert wurde das Symposium von Tanja Krüger, Geschäftsführerin der Resolto Informatik GmbH.
Das Symposium fand bereits zum zweiten Mal statt und soll weiterhin jährlich als offene und kostenlose Veranstaltung angeboten werden.
Gründungsmitglieder des Vereins InteG e.V. sind die Fachhochschule Bielefeld, der Kreis Minden-Lübbecke, der Kreis Herford, die Industrie- und Handelskammer Ostwestfalen zu Bielefeld, die Handwerkskammer Ostwestfalen-Lippe zu Bielefeld, die Innovations Allianz NRW, Energie Impuls OWL, der VDI und Techtalk Vaessen. Die OstWestfalenLippe GmbH unterstützt die Arbeit des Vereins. Das Symposium wurde finanziert vom MIWF NRW. Weitere Informationen: www.integ-owl.de