Dauerhaft so richtig cool sein: Das schont die Umwelt, das Konto und auch das Personal
Wissenschaftler und Studierende der Fachhochschule Bielefeld und das Analyselabor Labcon-OWL entwickeln System zur Temperatur-Überwachung.
Der Job ist ungeliebt und zumeist Praktikantinnen, Praktikanten und Azubis überlassen: Im Bad Salzufler Analyselabor Labcon-OWL und dem Labor Dr. Krone und Partner gilt es, einmal täglich die Temperaturen in rund 300 Kühl- und Gefrierschränken zu kontrollieren und zu protokollieren. Das muss doch einfacher gehen, dachte man sich und wandte sich hilfesuchend an Professor Bruno Fuhrmann von der Fachhochschule Bielefeld. Nun haben Wissenschaftler und Studierende das Problem gelöst: Mit »CoolSense« haben sie ein System zur Kühlgeräte-Temperaturüberwachung entwickelt. Automatisch prüft es jede Minute die Kältegrade in den Geräten - zuverlässiger und genauer als es bisher möglich war. Bis zu 10.000 Patientenproben aus Krankenhäusern und Arztpraxen kommen jeden Tag in den Laboren an, alles hochsensibles Material, das sehr sorgfältig und genau temperiert gelagert werden muss. Hier gelten strenge Sicherheitsauflagen. Untersuchungsproben wie Blut müssen zum Beispiel bei vier bis acht Grad aufbewahrt werden, und für Analysen extrahiertes DNA-Material muss schnellstens auf mindestens minus 20 Grad herunter gekühlt werden. Auch die Chemikalien für die Analysen bedürfen bestimmter Temperaturen, denn sonst sind sie nicht mehr zu gebrauchen.
»Es ist schon ein Problem, hier stets für perfekte Bedingungen zu sorgen«, sagt Dr. Carsten Tiemann, Geschäftsführer der Labcon-OWL GmbH und Laborleiter im Labor Dr. Krone und Partner. Zudem sei es auch sehr mühsam, stets alle Werte einzeln und manuell zu erfassen. »Wir wollten eine permanente, automatische sowie zentrale Kontrolle und haben da nach einem besseren Verfahren gesucht«, sagt der Naturwissenschaftler. Aber auf dem Markt sei nichts zu finden gewesen, was den besonderen Anforderungen genügte, erklärt Tiemann. »Klar, jeder etwas bessere Kühlschrank verfügt heute über eine automatische Temperaturkontrolle, aber in einem so großen Betrieb mit derart vielen Laboren hilft das wenig.«
Genau das sei auch die besondere Herausforderung in dem Projekt gewesen, sagt Professor Bruno Fuhrmann vom Fachbereich Ingenieurwissenschaften und Mathematik der Fachhochschule Bielefeld. »Es ist heute überhaupt keine Schwierigkeit mehr, die Geräte in einem Raum gemeinsam zu überwachen«, sagt der Messtechnik-Experte. »Aber so viele, über verschiedene Labore, Etagen und sogar Häuser verteilt stehende Kühl- und Gefrierschränke zentral zu kontrollieren, ist schon recht aufwändig. Dafür braucht es ein komplexes System.« Das hat das Team um Professor Fuhrmann mit »CoolSense« nun entwickelt und mit Erfolg getestet. Studierende der FH Bielefeld haben sich im Rahmen einer Semesterarbeit mit dem anspruchsvollen Thema auseinandergesetzt.
Auch mit Prüfsiegel: »CoolSense« für medizinische Labore bestens geeignet
Seit Oktober 2007 läuft das Projekt. Nach der Entwicklung und Installation eines Prototypen in einem der Labcon-Labore mit 35 Kühl- und Gefrierschränken Anfang dieses Jahres begann die Testphase. Inzwischen wurde das System weiter optimiert und läuft nun störungsfrei und nutzerfreundlich. In jedem Kühl- und Gefriergerät ist ein Sensor angebracht. Alle 30 Sekunden misst er die Temperatur und liefert die Daten über ein normales, dreiadriges Kabel an einen Mikrocontroller. Das ist eine Art Mini-Rechner, ungefähr so groß wie eine Brieftasche. Er steuert das System und gibt die Daten an einen Rechner im Labcon-Netzwerk weiter, der dann alle Informationen auswertet. Ob Kurven oder Statistiken, das System liefert ständig den aktuellen Status. So lässt sich zum Beispiel auf einen Blick erkennen, ob irgendwo eine Kühlschranktür geöffnet oder welches Gerät möglicherweise defekt ist.
Derzeit perfektionieren die Wissenschaftler das System weiter. Die Kühlschränke werden demnächst jeweils mit einem zweiten Sensor ausgestattet, so dass sich die Sensoren gegenseitig kontrollieren können. Das erhöht die Sicherheit des Systems weiter. Nachdem nun auch ein Gutachter bestätigt hat, dass »CoolSense« den Qualitätsrichtlinien für medizinische Labore entspricht, hat Labcon beschlossen, das System ab 2009 in allen angegliederten Laboren zu installieren.
Tiemann freut sich über die gute Zusammenarbeit mit der Fachhochschule Bielefeld: »Wir haben schnell und kompetent Hilfe bekommen.« Das Projekt sei für ihn einmal wieder ein Beispiel für gelungenen Transfer. Besonders angetan ist er davon, dass auch Studierende in das Projekt eingebunden waren. »Seit vielen Jahren engagieren wir uns in der Nachwuchsförderung.« Davon profitieren dann auch die Hochschulen. »Der Praxisorientierung in der Ausbildung verpflichtet, sind wir auch auf die Kooperationen mit den Unternehmen angewiesen«, sagt Professor Fuhrmann. »In diesem Projekt haben die Studierenden zum Beispiel tiefere Einblicke in die moderne Messtechnik und die neuen Informationstechnologien erhalten, und sie haben auch viel darüber erfahren, was sie später im Berufsalltag erwartet.«