17.01.2014

Dialog in der Sozialen Arbeit

Letzter Forschungssalon im Fachbereich Sozialwesen der FH Bielefeld.

Beim 8. Forschungssalon des Fachbereichs Sozialwesen an der Fachhochschule (FH) Bielefeld drehte sich diese Woche alles um die so genannte dialogische Kommunikation.
Der Begriff "dialogisch" verweist auf die Theorie des Philosophen Martin Buber, der das Verhältnis von Menschen untereinander als einen nicht nur sprachlich geführten Dialog ausführt. Was diese Vorstellung für die Haltung in der Sozialen Arbeit bedeutet, haben drei Studentinnen und ein Student drei Semester lang erforscht. Und zwar nicht nur theoretisch, sondern auch in der praktischen Anwendung in Schulen und Kindergärten in ganz Ostwestfalen-Lippe.

Lara Schlenkhoff hat ihr Projekt zur so genannten Praxisentwicklungsforschung drei Monate lang in einer Tagesgruppe in Halle absolviert, ihre Kommilitonin Linda Diekmannshenke an einer Offenen Ganztagsschule (OGS) in Gütersloh. Gemeinsam haben sie beim Forschungssalon  von ihren Erfahrungen erzählt - ohne Powerpoint oder Manuskript, sondern im Dialog, so wie sie es gelernt haben. Zuhören, viele Fragen stellen und Beschreiben ihrer Gefühle sind nur einige der Instrumente, die sie in der dialogischen Kommunikation angewendet haben. Und vor allem: sich auf den anderen einlassen. Für die Schulen und Kitas ein wertvoller Impuls für den Alltag, wie die Leitungen der Einrichtungen berichten: Der Blick der Mitarbeiter habe sich durch die Studierenden geschärft. Sie hätten viel für die wertschätzende Kommunikation zum Beispiel im Elterngespräch mitgenommen.
Florian Holtmann hat sein Praktikum in einer OGS in Bielefeld gemacht: "Ich musste mich erst darauf einlassen, auf diese Art Dialoge zu führen. Rückblickend muss ich sagen, dass ich sehr viel gelernt habe, auch für mein privates Umfeld." Leonor Hermosilla hat einen Teil ihres Praxisprojektes in ihrem Heimatland Chile verbracht. Dort fiel ihr die Art, dialogisch zu kommunizieren, nicht leicht: "Das Prinzip ist dort nicht so bekannt", berichtet sie.

Einig waren sich alle vier, dass eine so intensive und tiefgehende Art von Kommunikation Zeit braucht und die Atmosphäre stimmen muss.

Um die Atmosphäre haben sich auch die Gastreferentinnen aus Wien viele Gedanken gemacht. Kerstin Wörz und Dr. Tosca Wendt haben 2012 in der österreichischen Hauptstadt eine private Schule für Sozialpädagogik gegründet. Angedockt an den ´Verein für Durchlässigkeit und soziale Gerechtigkeit in der Bildung` steht in der Ausbildung eine wertschätzende Kommunikation im Vordergrund. Kerstin Wörz: "Uns war auch der Ort wichtig. Wir haben schöne Räume in einem Altbau mit Garten gefunden. Um offen und wertschätzend kommunizieren und arbeiten zu können, muss man sich auch wohlfühlen." In der Schule erwerben Personen einen Abschluss, die bislang ohne Qualifikation in der Sozialen Arbeit tätig sind, aber auch Menschen, die noch keine praktische Erfahrung haben. Auch zahlreiche Migranten werden hier qualifiziert. Dabei ist es möglich, nach einem oder zwei Jahren bereits Zertifikate zu erwerben, damit Personen, die das ganze Studium aus beruflichen oder privaten nicht schaffen oder nicht finanzieren können, trotzdem eine Qualifikation erwerben.

Der 8. Forschungssalon, initiiert von Professorin Dr. Cornelia Muth, war auch der letzte - zum Leidwesen vieler Gäste. "Es hat immer viel Spaß gemacht, aber ich möchte jetzt ein anderes Format wählen", so Muth. Im nächsten Jahr möchte sie zwei neue Veranstaltungen anbieten, die ebenfalls offen für Gäste sind. Die Studierenden haben sich mit einem besonderen Geschenk bei Professorin Muth bedankt: Mit einem Buch, in das alle Gäste ihren Dank, aber auch Ideen und Anregungen für weitere Veranstaltungen eintragen können. Den Ausklang bildete, wie sollte es anders sein: der Dialog. Mit Wein und einem von den Studierenden vorbereiteten Buffet.