Die “Drittmittelkönigin” verlässt die Lehreinheit Pflege und Gesundheit
Prof. Dr. Barbara Knigge-Demal geht nach 17 Jahren an der FH Bielefeld in den Ruhestand.
Bielefeld (fhb). Die "Drittmittelkönigin" verlässt die Hochschule. "Du hast uns gezeigt, dass man im Gesundheitsbereich viel Geld einwerben und mit dem Geld viel Vernünftiges machen kann", meint Prof. Dr. Beate Rennen-Allhoff, die Präsidentin der FH Bielefeld, bei der offiziellen Verabschiedung ihrer Kollegin Prof. Dr. phil. Barbara Knigge-Demal in der Hechelei im Ravensberger Park. Rund 50 Kolleginnen und Kollegen sind zugegen. Eine überschaubare Zahl und eine irgendwie heimelige Atmosphäre gestern am frühen Abend. Siebzehn Jahre lang hat Barbara Knigge-Demal in der Lehreinheit Pflege und Gesundheit vornehmlich geforscht und auch gelehrt.
Beachtliche 4 Millionen Euro an Drittmitteln sind von 1999 bis 2012 zusammengekommen. Prof. Dr. Uwe Rössler, Dekan des Fachbereichs Wirtschaft und Gesundheit: "Neue Ideen schienen Ihnen einfach nur so zuzufallen. Sie haben sich stets mit vollem Einsatz und empathisch für ihre Sache eingesetzt, wie das übrigens auch die gesamte Lehreinheit getan hat."
Maßgeblich beteiligt war sie unter anderem am Aufbau der Kompetenzplattform KomPASS, und sie hatte seitens der FH Bielefeld die Federführung bei der erfolgreichen Antragstellung des Promotionsverbundes "Nutzerorientierte Versorgung bei chronischer Krankheit und Pflegebedürftigkeit".
Mitte der 90er Jahre wurde die Pflegewissenschaft an der FH Bielefeld eingeführt. Professorin Rennen-Allhoff leitete damals als Gründungsdekanin die Geschicke des neuen Fachbereichs Pflege und Gesundheit. Sie suchte eine ambitionierte Wissenschaftlerin mit einer gehörigen Portion Praxiserfahrung. Und sie fand Barbara Knigge-Demal: "Du hattest den richtigen Stallgeruch, und solche Leute brauchten wir." Stallgeruch, das meint hier unter anderem Berufserfahrung als Erzieherin und als Kinderkrankenschwester. Beides hatte sie gelernt.
Und studiert hatte sie auch: zunächst Sozialarbeit in Frankfurt am Main, dann Psychologie an der TU Darmstadt. Als sie 1996 als Vertretungsprofessorin an die FH nach Bielefeld kommt, nimmt sie zeitgleich ihr Promotionsstudium zunächst an der Westfälischen-Wilhelms-Universität Münster auf, das sie an der Universität Osnabrück im Fachbereich Kultur- und Erziehungswissenschaften 1998 mit dem "Dr. phil." abschließt. 1999 wird aus der Vertretungsprofessur die Professur für Pflegewissenschaft mit dem Schwerpunkt Pflegedidaktik.
Seitdem arbeitet sie rund um die Uhr, forscht, lehrt und publiziert regelmäßig. Sie kümmert sich um Forschungsschwerpunkte wie etwa die Curriculumentwicklung für die Aus-, Fort- und Weiterbildung in der Pflege und Pflegedidaktik oder die Pflegekompetenzen von Angehörigen, Pflege bei Kindern mit chronischen Erkrankungen und Behinderungen.
Sie bearbeitet Projekte und sieht sich dabei auch als Team-Mitglied, wenn es zum Beispiel um die Erprobung des Entwurfs eines Qualifikationsrahmens für die Pflege, Unterstützung und Betreuung älterer Menschen geht, um die Entwicklung, Implementierung und Evaluation eines dualen Pflegestudienganges (zikzak) und die Implementierung von Unterstützungssystemen für beruflich qualifizierte Studierende im Bereich Pflege und Gesundheit (bequaSt) oder das Lebenslange Lernen und Interprofessionalität in den Gesundheitsberufen (2get1care). Weitere, ihr wichtige Projekte: das Modell einer gestuften und modularisierten Altenpflegequalifizierung, die Initiative zur Anrechnung beruflich erworbener Kompetenzen auf Hochschulstudiengänge für Lehrende in Pflege, Ergo- und Physiotherapie sowie im Hebammenwesen, das Netzwerk Gesundheits- und Pflegeschulen und die Modularisierung der Pflegeausbildung.
Sie selber blickt gerne zurück auf die siebzehn Jahre an der FH Bielefeld und fasst an diesem Abend - ein klein wenig wehmütig - zusammen: "Wenn wir in unserer Lehreinheit Ziele definiert hatten, dann sind alle näher zusammengerückt, und wir haben mit viel Integrations- und Innovationskraft Ergebnisse produziert. Die Vielfalt an Ideen und Kompetenzen, darauf ist unser gemeinsamer Erfolg zurückzuführen."
Nachlesen kann sie diese kleinen und größeren Erfolgsgeschichten ab sofort in einem dicken Nachschlagewerk, dass ihre Kolleginnen und Kollegen der Lehreinheit Pflege und Gesundheit als Unikat zusammengestellt haben. Die Freude war groß, dass dieses Abschiedsgeschenk "rechtzeitig fertig geworden ist", so Dr. Marisa Kaufhold bei der Übergabe.
Arbeitslos wird Professorin Knigge-Demal nach dem Verlassen der FH Bielefeld allerdings nicht. Am Standort Senftenberg der Hochschule Lausitz in Brandenburg wird sie künftig als Beauftragte für die Gesundheits-Studiengänge arbeiten. Für die Schaffung neuer Studienangebote im Bereich der Gesundheits- und Pflegeberufe stellt das Land seit 2013 zusätzliche Mittel in Höhe von jährlich 3,2 Millionen bereit.
Der FH Bielefeld bleibt sie auch treu und sogar eng verbunden. Sie gehört dem neuen Hochschulrat an, dessen Amtszeit Mitte 2018 ausläuft.