Die Auswirkungen pädagogischer Konzepte auf die gebaute Umwelt - dargestellt an der Montessori- und Waldorf-Pädagogik
Diplomarbeit Klaus-Martin Klimkeit/08.2006 – Studiengang Projektmanagement Bau – HSBI/Fachbereich 6
Die Auswirkungen von pädagogischen Konzepten auf die gebaute Umwelt sind ein immer wichtiger werdender Punkt im heutigen Schulbau. Immer häufiger wird vom ‚Raum als drittem Lehrer’ oder der ‚gebauten Pädagogik’ gesprochen. Unterschiedliche Konzepte bringen auch unterschiedliche Schwerpunkte und Ausprägungen in der baulichen Gestaltung mit sich. Der Projektmanager, der mit allen am Bauprozess Beteiligten arbeitet, wird kaum in der Lage sein, ein zufriedenstellendes Ergebnis zu erzielen, ohne sich mit den entsprechenden Konzepten individuell auseinanderzusetzen.
In dieser Arbeit wird analysiert, wie sich die pädagogischen Konzepte von Schulen auf die gebaute Umwelt auswirken. Im Speziellen wird die Pädagogik nach Rudolf Steiner und jene von Maria Montessori betrachtet. Ziel ist es, die wesentlichen Anforderungen an die gebaute Umwelt beispielhaft zusammenzustellen.
Nach der Formulierung der Problemstellung und der Erläuterung von Ziel und Aufbau der Arbeit in Kapitel 1, folgt zu Beginn von Kapitel 2 die Definition des Begriffes ‚pädagogisches Konzept’. Anschließend wird ein Überblick über die Entwicklung der Schulpädagogik gegeben.
Diese beginnt in der hebräischen Antike und endet in der Beschreibung neuzeitlicher Pädagogik im Kontext der Regelschulen. Hier werden beispielhaft drei Erziehungswissenschaftler genannt und ihre Ansätze und Gedanken aufgeführt. In den Kapiteln 2.4 und 2.5 werden die Gründer der beiden exemplarisch gewählten Schulformen vorgestellt. Die Entstehung der pädagogischen Ideen und Konzepte wie auch Impulse für die Gegenwart werden aufgezeigt.
Mit diesem Wissen werden anschließend umfangreiche nutzerorientierte Analysen und Bewertungen der Waldorfschule Minden und der Maria Montessori Gesamtschule Aachen durchgeführt. Hierbei wird gezeigt, in welchem Maß die pädagogischen Konzepte umgesetzt, welche Auswirkungen auf die gebaute Umwelt erzielt und wie diese von den Nutzern empfunden werden. Auf den verschiedenen Maßstabsebenen werden so die Stärken und Schwächen der Schulen sowie die Akzeptanz seitens der Nutzer aufgezeigt.
Abschließend werden wesentliche Anforderungen, die bei der baulichen Umsetzung der pädagogischen Konzepte zu berücksichtigen sind, formuliert. Die Auflistung der Anforderungen erfolgt ebenfalls auf den in der Analyse genutzten Maßstabsebenen. Hierbei wird noch einmal deutlich, wie sich die beiden Gründer in ihren Ausführungen unterscheiden. Während Steiner recht klare Angaben zu Architektur, Materialien und ihre Beschaffenheit sowie Farbgestaltung gibt, finden sich bei Maria Montessori wenige konkrete Angaben hierzu. Die Ärztin fordert zwar auch eine angenehme Atmosphäre, gibt aber zu der Realisierung kaum Vorgaben. Bei ihr stehen die Ordnung in den Räumen und eine auf die Kraft und Größe des Kindes ausgelegte Raumausstattung im Vordergrund.
Zusammenfassend kann gesagt werden, dass es bei der Realisierung von Schulbauprojekten von größter Wichtigkeit ist, sich nicht nur mit Richtlinien und Normen zu befassen. Das pädagogische Konzept der jeweiligen Schulform kann die Gestaltung von Freiflächen, Gebäuden, Räumen und Ausstattung entscheidend beeinflussen und sich auf die Akzeptanz durch Lehrer und Schüler maßgeblich auswirken. Nur eine gebaute Umgebung, die zu dem jeweiligen Konzept passt, und in der sich Schüler, aber auch Lehrer wohlfühlen, kann der Aufgabe als ‚drittem Lehrer’ gerecht werden.
Kontakt: MrKlimkeit@aol.com