26.04.2018

Kennenlernen, ausprobieren und Spaß haben

Beim Girls‘Day 2018 schnupperten 69 Schülerinnen in der FH Bielefeld in technische Berufsfelder und Studiengänge hinein.

Bielefeld/Minden/Gütersloh (fhb). Einmal im Jahr stürmen Schülerinnen deutschlandweit Unternehmen, Einrichtungen und Organisationen, um beim Girls‘Day Berufe kennenzulernen, in denen nur wenige Frauen eine Ausbildung machen oder arbeiten. Jedes Jahr stellt auch die Fachhochschule (FH) Bielefeld ausgewählte Studiengänge und die dazugehörigen Berufsfelder vor. 69 Mädchen waren am 26. April 2018 zu den FH-Standorten in Bielefeld, Minden und Gütersloh gekommen, um sich mit dem sogenannten MINT-Bereich (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik) vertraut zu machen. Der Girls‘ und der angeschlossene Boys‘Day werden bundesweit vom Kompetenzzentrum Technik-Diversity-Chancengleichheit e.V. ausgerichtet, einem An-Institut der FH Bielefeld.

Auf dem Campus Minden wurde durch die betreuenden FH-Beschäftigten Bettina Wittbecker, Florian Ernst und Lutz Westhäusser gleich eine ganze fiktive Firma ins Leben gerufen: Die „Motorradwerke Minden“ wollten ein neues Modell für Frauen auf den Markt bringen, doch wie soll das aussehen? Zunächst erfuhren 16 Schülerinnen der Klassen sieben bis zehn, dass bereits Wirtschaftsingenieure anhand einer Marktanalyse festgestellt hätten, dass in der weiblichen Zielgruppe das bisherige schwarze Motorradmodell nicht gut ankäme. Anschließend mussten sie wie Maschinenbauingenieure am Computer das Chassis anpassen, wie Elektroingenieure neue Assistenzsysteme hinzufügen und abschließend wie Informatiker eine Website für das neue Motorradmodell erstellen. „So lernen die Mädchen die verschiedenen Berufe und Studiengänge gleich in der Praxis kennen“, erklärte Wittbecker, die als dezentrale Gleichstellungsbeauftragte des Fachbereichs Campus Minden das dortige Programm organisierte. Und das kam bei Malea (13) vom Ratsgymnasium Minden an: „Ich weiß noch nicht, was ich später machen will. Aber meine Schwester war vor ein paar Jahren bereits einmal hier und da sie es klasse fand, wollte ich es auch ausprobieren.“ Die erstellten Motorrad-Webseiten bleiben sogar noch ein paar Tage online, so dass sie Eltern, Geschwistern und Freunden gezeigt werden können.

Im zdi Schülerinnen- und Schülerlabor experiMINT des Fachbereichs Ingenieurwissenschaften und Mathematik in Bielefeld drehte sich dagegen alles um den „Traum vom Fliegen“. 16 Mädchen konnten anhand verschiedener kleiner Experimente die unterschiedlichen physikalischen Phänomene zum Auftrieb erlernen. Mit dabei waren eine Streichholzrakete oder ein aufgemotzter Papierflieger, der dank eines sogenannten „Power Ups“ elektronisch angetrieben und sogar per Smartphone gesteuert werden konnte. „Ich hab viel Spaß gehabt und sehr viel über den Auftrieb gelernt. Besonders interessant fand ich, wie eine Rakete funktioniert“, sagte Marica (15) vom Niklas-Luhmann Gymnasium in Oerlinghausen.

Am Studienort Gütersloh schnupperten acht Mädchen in die Automatisierungstechnik hinein. Ingenieurin Vanessa Prott-Warner betreute die elf- bis 15-Jährigen in der „Mini-Fabrik“, in der die erste Aufgabe darin bestand, durch Programmierung ein kleines Fließband zum Laufen zu bringen. Prott-Warner: „Wir haben mit dem FESTO MecLab Produktionsmodell gearbeitet, das heißt die Mädchen haben zuerst die Bewegung des Fließbands programmiert. Dann haben sie einen optischen Sensor eingebaut, damit das Fließband automatisch startet, sobald ein Gegenstand draufgelegt wird.“ Ein weiterer Sensor diente dazu, metallische Teile mit Hilfe eines Hubmagneten vom Fließband abzuleiten. „Das läuft hier wie in einer echten automatisierten Produktion, nur im Kleinformat“, sagte Vanessa Prott-Warner. Obwohl es kompliziert klingen mag, haben die Schülerinnen die Aufgabe in Zweier-Teams gut gelöst. „Ich finde es toll, sofort sehen zu können, dass unsere Programmierung funktioniert“, findet die 14-jährige Jule, die zusammen mit ihrer Mitschülerin Rana (15) vom Einstein-Gymnasium Rheda-Wiedenbrück zum Girls‘Day nach Gütersloh gekommen ist. Auch Rebecka und Tabea (beide 13) von der Theodor-Heuss-Realschule Sennestadt fanden es „gar nicht so schwer“.

Hagebuttentee, aber nicht zum Trinken, gab es im Kurs „Von der Natur abgeschaut: die Farbstoffsolarzelle“ der Arbeitsgruppe „Fermentation und Formulierung von Zellen und Wirkstoffen“ des Fachbereichs Ingenieurwissenschaften und Mathematik. Unter Anleitung von Vanessa Homburg lernten 15 Mädchen der Klassenstufen fünf bis acht, wie anhand von Farbstoffen aus einer Pflanze die Energie des Sonnenlichts eingefangen und schließlich daraus Strom erzeugt wird.

Ebenfalls am Fachbereich Ingenieurwissenschaften und Mathematik in Bielefeld lernten zwölf Schülerinnen der fünften bis zehnten Klassen den Studiengang „Angewandte Mathematik“ kennen. Die Mädchen lösten mit Prof. Dr. Elke Koppenrade zunächst Knobelaufgaben, bevor ihnen Studenten aus ihren Projekten in unterschiedlichen Unternehmen berichteten, die sie im Rahmen ihrer Praxissemester durchgeführt hatten.