01.03.2022

SDG Talk an der University of Alberta: Prof. Dr. Natalie Bartholomäus präsentiert ihr Drei-Schritte Modell

Nachhaltigkeit funktioniert nur, wenn sie international gedacht wird. Und auch an der FH gehören Nachhaltigkeit und Internationales zusammen. Das zeigt sich unter anderem auf kommunikativer Ebene: Die Vizepräsidentin für Nachhaltigkeit und strategisches Human Resource Management der FH Bielefeld erklärte während der internationalen Woche der University of Alberta, wie Unternehmen die UN-Nachhaltigkeitsziele konsequent verfolgen können.

Die Entwicklung hin zu einer nachhaltigen Welt – wie kann das auf globaler, nationaler und regionaler Ebene gelingen? 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung, auch bekannt als Sustainable Development Goals (SDG), wurden 2015 von den Vereinten Nationen verabschiedet. Sie stellen einen Plan dar, wie bis zum Jahr 2030 Frieden und Wohlstand für die Menschen und den Planeten insgesamt erreicht werden können.

Wie lässt sich das Thema Nachhaltigkeit aber ganz konkret vorantreiben? Im Rahmen der jüngsten internationalen Woche an der University of Alberta in Kanada, einer Partnerhochschule der FH Bielefeld, fanden zu dieser Frage jüngst „SDG Talks“ statt: 17 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus aller Welt berichteten, was Wissenschaft, Wirtschaft sowie jede*r einzelne von uns tun können, um die anspruchsvollen Ziele zu erreichen. Und damit das Format kurzweilig blieb, hatten die Vortragenden jeweils nur 17 Minuten Zeit.

Jedes Unternehmen ist von dieser Entwicklung betroffen

Für die FH am Start war Prof. Dr. Natalie Bartholomäus. Die Vizepräsidentin für Nachhaltigkeit und strategisches Human Resource Management widmete sich in ihren „17 Minutes“ dem achten UN-Nachhaltigkeitsziel „Menschenwürdige Arbeit und Wirtschaftswachstum“ und beleuchtete dies am Beispiel der Wirtschaftsregion Ostwestfalen-Lippe (OWL): Nachhaltiges Wirtschaften sei kein neues Thema der modernen Arbeitswelt, sondern werde in Form von unternehmensseitigen Rechten und Pflichten in der Gesellschaft bereits seit Mitte der 1950er Jahre thematisiert. Verändert habe sich hingegen die Fragestellung, so Bartholomäus. Nicht mehr ob, sondern wie wird mein Unternehmen nachhaltig und grün, treibe das Management in den Unternehmen heute um.

In drei Schritten zum nachhaltigen Unternehmen

Antworten auf diese Fragen lassen sich nicht mit einer klassischen Managementstrategie finden und in die Tat umsetzen, hat Bartholomäus analysiert. „Vielmehr müssen Nachhaltigkeitsstrategien entwickelt werden, die individuell auf Umgebung und Möglichkeiten eines einzelnen Unternehmens angepasst werden.“ Die Professorin schlägt hierfür ein 3-Schritte-Modell vor, das sich in die Phasen „Nachdenken“, „Handeln“ und „Kommunizieren“ gliedert. Dieses Maßnahmenpaket, das mit Einstellungen, Werten und Kompetenzen arbeitet, könne in jedem Unternehmen umgesetzt werden.

Im ersten Schritt müssten sich Unternehmer*innen über ihr Unternehmen und ihre Unternehmensmission klarwerden. Antworten auf Fragen wie „Was ist meine Einstellung gegenüber sozialer Verantwortung als Unternehmen?“ und „Was bedeutet Nachhaltigkeit für mein Geschäft?“ sind hierbei zielführend. Der zweite Schritt ist „Handeln“: Nachhaltigkeit sollte zunächst nur in einzelnen, und dann erst, wenn hier konkrete Erkenntnisse vorliegen, in allen Organisationseinheiten verankert werden. Eine Schlüsselrolle komme dabei den Mitarbeiter*innen zu. Es bedarf Menschen, die sich im Unternehmen wirklich für das Thema Nachhaltigkeit engagieren, beispielsweise in Positionen wie Nachhaltigkeitsbeauftragte(r), Vizepräsident*in für Nachhaltigkeit oder gar ganze Abteilungen.

Der letzte Schritt ist die „Kommunikation“. Unternehmen sollten authentisch über valide Maßnahmen berichten. Dabei dürfen auch Vorgänge genannt werden, die bislang noch nicht optimal liefen und Verbesserungspotential haben. Wichtig sei, laut Prof. Dr. Bartholomäus, die drei Schritte genau in der dargestellten Reihenfolge umzusetzen. Mit diesem Ansatz könnten Unternehmen alle Bereiche abarbeiten, die sich hinter dem achten Nachhaltigkeitsziel der Vereinten Nationen verbergen.

Am Ende ihres SDG Talks zeigte die Vizepräsidentin anhand von ostwestfälischen Unternehmen auf, wie hier das SDG „Nummer 8“ bereits erfolgreich in der betrieblichen Praxis umgesetzt wird. Ein Hauptgrund, warum die ökologische Dimension von Unternehmen so stark im Fokus stehe, sind für Bartholomäus die Erwartungen der Generation Z in einer Zeit des verstärkten Arbeits- und Fachkräftemangels: Unternehmen müssen authentisch und zuverlässig sein, um als Arbeitgeber attraktiv für diese Generation der Jahrgänge 1990 bis 2010 zu bleiben. Das Bewusstsein für wissenschaftliche Ergebnisse rund um den Klimawandel und seine Folgen habe sich allerdings weit über diese Genration hinaus verbreitet, und dem müssen Unternehmen Rechnung tragen.

Vielseitige Zusammenarbeit an der FH

Teilnahme, Vor- und Nachbereitung der SDG Talks geschah auf FH-Ebene auf breiter Ebene. Insgesamt wirkten dabei neben Bartholomäus, Prof. Dr. Ulrich Schäfermeier (Vizepräsident für Internationales und Digitalisierung), Judith Peltz (Leiterin des Dezernats Internationales), ihre Vertreterin Vanessa Schaut und Dr. Katja Simons (Geschäftsführerin des Campus OWL-Verbindungsbüros in New York) mit.

Dank digitaler Aufzeichnung ließen sich Zeitverschiebung und Entfernung der Vortragsreihe gut überbrücken. Wer Interesse hat, kann sich das Video unter dem folgenden Link ab Minute 20:00 anschauen: https://vimeo.com/672560183. (nsc)

Weitere Informationen zur Alberta-OWL-Kooperation

Seit 2018 kooperieren die FH Bielefeld und die University of Alberta im Rahmen des Alberta OWL Hochschulkonsortiums mit Unterstützung des Campus OWL Verbindungsbüros in New York. Das Konsortium besteht aus den vier Hochschulen in OWL (FH Bielefeld, Universität Bielefeld, Universität Paderborn und TH OWL) und vier kanadischen Hochschulen in Edmonton, Alberta (University of Alberta, MacEwan University, Concordia University of Edmonton und Northern Alberta Institute of Technology). Im Mittelpunkt der Kooperation stehen eine fächerübergreifende enge Zusammenarbeit in der Forschung sowie der Austausch von Studierenden und Praktikant*innen. Zuletzt wurde die Kooperation durch deutsch-kanadische virtuelle Lehrkollaborationen erweitert.
Alberta-OWL-Kooperation