Sturzfreies Wohnen im Alter
Projekt 4: Sturzfreies Wohnen im Alter
Titel: Sturzfreies Wohnen im Alter
Stürze älterer Menschen stellen wegen ihrer Häufigkeit und ihrer psychologischen und sozialen Konsequenzen ein bedeutendes persönliches, klinisches und ökonomisches Problem dar. Studien belegen, dass es in Deutschland 250.000 Krankenhauseinweisungen älterer Menschen pro Jahr durch sturzbedingte Frakturen gibt und mehrere tausende Todesfälle die Folge sind. Von 1995 bis 2004 haben Oberschenkelhalsfrakturen um mehr als 20.000 zugenommen. Die Kosten für die Therapie liegen bei mehr als 2 Milliarden Euro (vgl. DNQP, 2005). "Ein Sturz ist jedes Ereignis, in dessen Folge eine Person unbeabsichtigt auf dem Boden oder einer tieferen Ebene zu liegen kommt" (ebd., S. 12). Jeder Mensch hat ein Risiko zu stürzen. Bei vielen Menschen geht allerdings das Sturzrisiko über das Alltägliche hinaus. Rund ein Drittel der über 65-jährigen Bevölkerung stürzt mindestens einmal im Jahr, wobei die Sturztendenz mit zunehmendem Alter ansteigt. Ein Sturz ist ein komplexes und multifaktorielles Geschehen. Es gilt als eindeutig belegt, dass das Sturzrisiko drastisch zunimmt, je mehr Sturzrisikofaktoren bei einem Menschen zusammenkommen (vgl. ebd.).
Risikofaktoren von Stürzen werden nach dem Expertenstandard "Sturzprophylaxe in der Pflege" in intrinsische und extrinsische Faktoren unterteilt. Unter intrinsischen Risikofaktoren versteht man die Eigenschaften, die die sturzgefährdete Person mit sich bringt, z.B. das weibliche Geschlecht, allein lebend, körperliche Inaktivität, Einschränkungen in den Aktivitäten des täglichen Lebens, vorangegangene Stürze und eine somit verbundene Angst vor weiteren Stürzen. Außerdem gehören hierzu die Instabilität des Ganges und Standes, Seh- und Sensibilitätsstörungen, Muskelschwäche und eine verlangsamte Reaktionszeit. Weitere medizinische Risikofaktoren sind kognitive Defizite wie beispielsweise nach einem Schlaganfall sowie Morbus Parkinson, Depressionen, Inkontinenz und Arthrose (vgl. ebd.).
Extrinsische Risikofaktoren wirken von außen auf die Person ein. Das können häusliche oder außerhäusliche Strukturen sein, wie z.B. ungeeignetes Schuhwerk, schlechte Beleuchtung, steile Treppen, mangelnde Haltemöglichkeiten und glatte Böden. Außerhalb von Räumen und Gebäuden können unebene Gehwege und Strassen, mangelnde Haltemöglichkeiten und Wetterverhältnisse ein Risiko darstellen. Ebenfalls risikoerhöhend wirken die Einnahme von psychoaktiven Medikamenten oder die Einnahme von mehr als vier Medikamenten (vgl. ebd.).
Alte Menschen laufen Gefahr, durch die Folgen von Stürzen in ihrer Selbstständigkeit gravierend eingeschränkt zu werden. Psychische Folgen sind der Verlust des Vertrauens in die eigene Mobilität über die Einschränkung des Bewegungsradius bis hin zur sozialen Isolation. Diese Folgen bedeuten eine massive Einschränkung der Lebensqualität (vgl. ebd.).
Ziel des Konzeptes "Sturzfreies Wohnen im Alter" ist es:
Die Lebensqualität, die Autonomie und die Selbstständigkeit von sturzgefährdeten Menschen durch eine angemessene Gestaltung der inneren und äußeren Wohnumwelt zu erhalten und zu fördern.
Die Wohnumwelt so zu gestalten, dass individuelle Bedürfnisse hinsichtlich der Sturzprävention und der Minimierung von Folgeschäden bei Stürzen angemessen realisiert werden können.
Auch bei eintretender Pflegebedürftigkeit ein lebenslanges Wohnen zu Hause zu ermöglichen.
Gesamtkonzept
5 Häuser á 3 Etagen mit 6 Wohnungen
(flexibel, ansprechendes Design, behindertengerecht, Sturzrisiken minimierend)
1 Zentralbereich "Bauernhaus" mit 2 Gästeappartements, Veranstaltungssaal, Fitnessraum, Küche, 2 Büros, 1
Schlafmöglichkeit für evtl. Nachtbereitschaft
Im Fitnessraum wird eine selbständige Physiotherapeutin Gruppen- und Einzelangebote anbieten (Schwerpunkt auf
Balance, Kraft und Koordination)
Betreuungskonzept
- Pflegekraft und SozialpädagogIn als Ansprechpartner mit festen, täglichen Sprechzeiten in den Büroräumen
- einmal im Monat Angebot im Veranstaltungssaal (gemeinsames Kaffeetrinken, Frühstück o.ä.)
- Außerdem Nutzung des Veranstaltungssaals für Vorträge, Kochkurse, etc.
- Info über Angebote durch schwarzes Brett im Eingangsbereich der Häuser und im Saal
- enge Zusammenarbeit mit Angehörige
- Aufbau einer guten, aktiven Nachbarschaft, sowohl innerhalb des Wohnprojektes als auch im Stadtviertel
Aufgaben der Pflegekraft
- Beratung und Anleitung in pflegerischen und gesundheitlichen Fragen
- Schwerpunkt Sturzprophylaxe (auf Physiotherapie hinweisen!)
- Präventive Hausbesuche
- Kooperation mit Sozialpädagogin, ambulantem Pflegedienst, Hausärzten etc. (Case Management)
- Hilfsmittelberatung
- In Kooperation mit der Sozialpädagogin Gestaltung von Freizeitangeboten
- Im Rahmen der Arbeitszeit kleinere pflegerische Aufgaben
übernehmen (z.B. Vitalzeichen messen, Medikamentengabe)
- Beurteilung des aktuellen Pflegebedarfs und Sicherstellung der Pflege mit Hilfe des ambulanten Pflegedienstes
- Im Rahmen der Arbeitszeit kleinere pflegerische Aufgaben
übernehmen (z.B. Vitalzeichen messen, Medikamentengabe)
- Beurteilung des aktuellen Pflegebedarfs und Sicherstellung der Pflege mit Hilfe des ambulanten Pflegedienstes
Aufgaben des/der SozialpädagogIn:
- Vernetzung der Bewohnerinteressen
- Kreative Freizeitangebote orientiert am Bedarf
- Beratung und Unterstützung in finanziellen und rechtlichen
Angelegenheiten (z.B. Krankenkassen, Sanitätshäusern)
- Kooperation mit Pflegekraft, Angehörigen
Sturzsensorik
Beschleunigungssensoren
Gemessen wird die Beschleunigung der Person zum Boden.
Stürzt die Person vergrößert sich die Beschleunigung. Das Signal des Sensors wird an eine Prozessoreinheit
geschickt und ausgewertet.
Vibrationssensoren
Gemessen werden die Vibrationen im Boden. Stürzt die Person wird eine große Vibration des Bodens wahrgenommen.
Das Signal des Sensors wird an eine Prozessoreinheit geschickt und ausgewertet.
Prozessoreinheit
Auswertung der Signale
Wird eine große Beschleunigung der Person und eine starke
Vibration am Boden "gleichzeitig" festgestellt, ist die Person
gefallen.
Rückruf zur Wohnung
Es wird ein Rückruf gestartet, um ein Fehlalarm auszuschließen.
Benachrichtigung des Pflegepersonals
Wird der Rückruf nicht entgegengenommen, wird das Pflege-
personal benachrichtig.
Poster für die Präsentation der Ergebnisse während der Abschlußveranstaltung: