Die Absolvent*innen des Fachbereichs Gestaltung stellen vom 1. bis 3. Februar 2013 ihre Abschlussarbeiten aus.
37 Bachelor-, Master- und Diplomabschlussarbeiten am Fachbereich Gestaltung der Hochschule Bielefeld: zu entdecken auf der schon traditionellen "Werkschau" des Fachbereichs, die am 1. Februar um 18 Uhr in der Lampingstraße eröffnet wird. Ein 92 Seiten starker Katalog gibt Auskunft über die Absolvierenden. "Erstmals werden in einem Werkschaukatalog die Urheber mehr gewürdigt als ihre Werke. Ein ganzseitiges Portrait der einzelnen Studierenden dominiert das Layout. Das Individuum steht im Vordergrund und möchte sich herausheben, zur Persönlichkeit werden, um nicht in der Masse anonym aufzugehen", halten Prof. Dr. Martin Deppner und Prof. Roman Bezjak in ihrem gemeinsamen Katalog-Vorwort fest.
Svenja Hemke und Tobias Kunkel erstellten den Werkschaukatalog. Beide sind Master-Studierende am Fachbereich und haben ihren Bachelor im Ausland - sie in den Niederlanden, er in England - gemacht. Die ganzseitigen Porträts der Studierenden werden neben ihren Abschlussarbeiten gezeigt, um sie "einerseits zu individualisieren und andererseits den Besuchern einen Anreiz zu geben, sie in der Ausstellung wiederzufinden und wiederzuerkennen", meint Kunkel anlässlich eines Pressegesprächs zur Ausstellungseröffnung. Svenja Hemke ergänzt: "Wir wollten mit dem Katalog die Gesichter der Werkschau zeigen." Auch das Plakat zur "Werkschau" verfolgt dieses Ziel. Zu sehen ist eine Montage, entstanden aus den übereinandergelegten Gesichtern der Absolventinnen und Absolventen. "Es ist sehr polarisierend und schafft auch eine androgyne Situation, aber es ist ein sehr magischer Auftritt", lobt Professor Uwe Göbel das Poster und den Katalog.
Einblick in die kommerzielle Tierhaltung, Fernweidewirtschaft, Landschaft, Bestandsaufnahme eines Stadtteils, Essstörungen, familiäres Miteinander, Stadttheater, zwiespältige Persönlichkeit, Verpackungsdesign: "Es sind viele gesellschaftliche Themen von den Studierenden aufgegriffen worden, und es wurde mit großer persönlicher Betroffenheit gearbeitet", meint Fotografie-Professor Axel Grünewald.
Beispiel: Mit einer großen "zoologischen Fantasie" beschäftigte sich Anna Christoffer. Die Kommunikationsdesign-Studentin hat anhand der Musikgeschichte "Karneval der Tiere" ein musikalisches Lernspiel für Kinder konzipiert. Mit Hilfe der eingängigen Melodien und ausdrucksvollen Rhythmen können Kinder in einem interaktiven Musikspiel die farbenfrohen Tiergeschichten entdecken und die verschiedenen Instrumente des Kammerorchesters kennenlernen.
Anderes Beispiel: Für seinen Diplomabschluss hat sich Fotografie-Student Heinrich Holtgreve mit dem allgegenwärtigen Internet beschäftigt. Was ursprünglich aus militärischen Interessen entwickelt wurde, verknüpft heute die ganze zivile Welt. "Doch woraus besteht das Internet? Kann man es besuchen? Ist es schön dort?", fragt er und gibt gleich die Antwort: Man kann! Eine "Unterwasser-Weltkarte" hatte ihn auf die Idee gebracht: größtenteils per Glasfaserkabel - und nicht etwa per Satelliten-Schüssel - sind die Internet-Kontinente miteinander verbunden. Gewaltige Datenmengen sind es, die mit wenigen Kabeln durch den Suezkanal transportiert werden und Europa mit dem asiatischen Raum vernetzen. Drei Monate verbrachte Holtgreve in Kairo und dokumentierte unter anderem hier die sichtbaren Schaltstellen der Internetkommunikation.
Ein großer Teil der Arbeiten sei in diesem Jahr sehr theoriebetont, wissenschaftlich und auch interdisziplinär angelegt, hebt Kommunikationsdesigner Professor Dirk Fütterer hervor. "Selbst wir Prüfer wurden in diesem Jahr geprüft", stellt er mit einem Schmunzeln fest und verdeutlicht damit, wie aufwendig und tiefsinnig die Abschlussarbeiten ausfallen. Ein Grund dafür sei die erstmals große Zahl der Master-Arbeiten, die den rein kreativ-gestalterischen Rahmen sprengen
Dekan Professor Roman Bezjak sieht diese "Werkschau" auch als ein "erfolgreiches Ergebnis des Bologna-Prozesses". Die letzten Diplomstudierenden werden jetzt verabschiedet, die Bachelor- und Masterabschlüsse laufen zum ersten Mal parallel. Mittlerweile habe sich, so der Dekan, das dreijährige Bachelorstudium als gute Basisausbildung etabliert, in der man jedoch kaum eine "gestalterische Persönlichkeit" ausbilden könne. Als Vollstudium müsse der Master schon "draufgesattelt" werden. Bezjak: "Erst hier geht es um viel mehr Selbstreflexion und gestalterische Fortentwicklung." Dem konsekutiven Studiengangs-Modell gewinnt er auch diese Erkenntnis ab: Universitäts-, Akademie- und Fachhochschulausbildung seien gleichwertig geworden.