Masterstudierende des Fachbereichs Gestaltung stellen Arbeiten aus dem Seminar »Raum, Körper, Objekt « aus.
Es sind neun verschiedene Positionen zu sehen, welche die große Bandbreite des Masterstudiengangs zeigen: von fotografischen Handabzügen aus der Dunkelkammer über Objekte im Raum bis zu multimedialen Installationen.
Zusätzlich zur Ausstellung haben die Studierenden ein Rahmenprogramm erstellt, das Wissenschaft, Kunst und Gesellschaft in einen Dialog treten lässt.
Unord
Schon die Schreibweise irritiert. Ein einzelner Buchstabe stört unsere Sehgewohnheit. Der Unort mit t wäre vielleicht weniger Störenfried, doch auch der wirft Fragen auf. Was macht einen Ort zu einem Unort? Es scheint kein Ort, der zum Verweilen einlädt. Unbehagen statt Geselligkeit, unbequem statt komfortabel. Und die Unordnung? Sie mag als kleiner Hinweis beginnen, das nicht alles mehr einen Ort hat. Wie schnell wird sie uns unbehaglich? Unordentliche Zeiten können uns lähmen und in der Starre gefangen halten. Die Störung der Sicht besitzt aber auch das Potenzial den suchenden Blick zu fordern und aus der Bequemlichkeit in das Handeln zu drängen. Um-ordnen ist ein Prozess, der gewohnte Verhältnisse auflöst um neue Verbindungen zu schaffen. Nach um-ordnen kommt ein-ordnen. Neue Systeme entstehen, ihre Bestandteile werden ver-ortet.
Michel de Certeau unterscheidet zwischen Ort (lieu) und Raum (espace), er schreibt:
„Der Raum ist ein Geflecht von beweglichen Elementen. Er ist gewissermaßen von der Gesamtheit der Bewegung erfüllt, die sich in ihm entfaltet. [...] Insgesamt ist der Raum ein Ort, mit dem man etwas macht.“
Beiteiligte Masterstudierende: Annette Brückner, Philip Fröhlich, Leonie Lisette Göttling, Andreas Jon Grote, Johannes Hüffmeier, Christian Kieselbach, Rebecca Schneider-Reuter, Jana Sehnert, Leif Stohlmann.
Betreuung: Sinta Werner, Prof. Adrian Sauer.
Rahmenprogramm
Unordentliche Zeiten
Die Ausstellung wird von einem Rahmenprogramm begleitet, mit dem die Künstler*innen den Dialog zwischen und über Kunst und Gesellschaft eröffnen möchten. An zwei Abenden wird es daher die Gelegenheit geben über ergänzende Veranstaltungen in den Austausch zu kommen. Welche Rolle kann Kunst in unordentlichen Zeiten spielen? – Diese Ausgangsfrage wird aus verschiedenen Perspektiven beleuchtet werden.
Fabulieren oder spekulieren?
Am 18. November wird die Philosophin Hannah Wallenfels zu Gast sein und gemeinsam mit den Ausstellenden durch die Galerie führen.
Hannah Wallenfels ist Philosophin, interessiert sich für politische Theorie, Widerstand und Feminismus und ist Mitglied des Kollektivs diffrakt. Im Wintersemester 24/25 lehrt sie an der HSBI über Praktiken der Spekulation. Spekulationen können sowohl als ökonomischer Motor eines kolonialen, kapitalistischen und heteropatriarchalen Systems fungieren als auch gleichzeitig Mittel und Methode einer nach widerständigen Formen suchenden Kunstproduktion sein. Im Rahmen der Ausstellung wird sie einen Überblick über mögliche theoretische Verständnisse des Begriffs Spekulation und die Methodik der spekulativen Praktiken geben. Mit diesem Kenntnisgewinn gehen die Besucher*innen gemeinsam durch den Galerieraum. Die Künstler*innen kommen zu Wort und laden dazu ein, dem philosophischen Gespräch Raum zu geben.
Die Führung beginnt um 18 Uhr.
Im Anschluss wird es Gelegenheit geben, Gespräche bei einem Getränk zu vertiefen.
„Wilder Westen trifft auf Wilden Osten“
Zur Finissage werden wir mit der Autorin Zaia Alexander ein Gespräch zu Heimat und literarischen Unorten führen und wird sie aus ihrem Roman Erdbebenwetter lesen. Zaia Alexander schreibt in ihrem Debütroman über ihren Herkunftsort Los Angeles. Sie hat ihn in Potsdam geschrieben – auf deutsch und auf englisch. Potsdam – eine Heimat der Schriftstellerin und Literaturübersetzerin – ist der Ort, an dem Geschichten entstehen, in denen „der Wilde Westen auf den Wilden Osten trifft“. In einer Kolumne darüber, ob Heimat ein Ort ist, schreibt sie: „Meine Sehnsucht hat aus mir zwei gemacht: die eine läuft den Strand entlang vom Grand Hotel in Ahrenshoop zur Seebrücke in Wustrow, und die andere läuft den Strand entlang vom Shutters Hotel in Santa Monica zum Pier in Venice, wo die Wellen sich an den zu Wellenbrechern aufgetürmten Felsen brechen und ihre Gischt bis zu mir am Strand herübersprüht.“
Am 26. November kommt die Autorin nach Bielefeld, um mit uns darüber zu sprechen, warum sie erst zwei werden musste, um zu schreiben über diesen Ort der Herkunft, an dem Wandel das einzig Stetige ist. Das Gespräch beginnt um 19.00 Uhr im Studio gegenüber dem Galerieraum. Nach der Lesung wird es Gelegenheit geben, den Roman Erdbebenwetter zu erwerben und signieren zu lassen.
Termine
Eröffnung:
Mi 30.10.2024, ab 18:30h
Philosophische Führung:
18. November 2024, 18:00 Uhr
Autorinnengespräch:
26. November 2024, 19:00 Uhr
Die Ausstellung läuft bis zum 26.11.2024
Galerieraum HSBI-Satellit
Wissenswerkstadt
Wilhelmstr. 3, 33602 Bielefeld
Stadtbahn: Jahnplatz
hsbi.de/gestaltung/satellit
wissenswerkstadt.de