01.07.2013

Modenschau 2013

Üppig, reizend, mit Lücken und Durchblick

Modenschau der Hochschule Bielefeld zeigt verschiedenste Facetten der Mode.

Hemdkragen und Manschetten aus Holz, edle Outfits mit gemütlichen Pantoffeln, Mode mit religiösem Touch und Männer in Kleidern: das alles und mehr bot am späten Freitagabend der Bielefelder Ringlokschuppen. Anlass war der vierte und letzte Durchlauf der Modenschau der Hochschule Bielefeld. Wieder hatten sich rund 500 Gäste eingefunden, um die Mode von heute und morgen zu bewundern. 70 Models waren in die Outfits von elf Absolventinnen und Absolventen vom Fachbereich Gestaltung geschlüpft, die unter dem Motto "Durchblick"  verschiedenste Facetten der Mode zeigten. Außerdem präsentierten die Models über 30 Projekt- und Semesterarbeiten von Studierenden. Teilweise verrückt und experimentell, aber hauptsächlich tragbare Mode war auf dem Catwalk zu sehen. Belohnt wurde der Aufwand der Jungdesigner mit viel Applaus und dem in drei Kategorien ausgelobten Bielefelder Modepreis. Er ging an das Semesterprojekt "Think Big" und an die beiden Bachelorstudierenden Andreas Stang und Maike Lüer.

Alles beginnt im Halbdunkel, mit einem einzigen beleuchteten Stuhl vor einer Bretterwand in der großen Halle, spannender Musik und einem jungen Mann mit einem kleinen Brett vor dem Kopf, aber mit einem "Durchblick" für die Mode. Auf dem Höhepunkt der Musik öffnet sich die Bretterwand und lässt die Mode dahinter frei. Was so dunkel beginnt hat, steigert sich schnell zu einer Abfolge von bunten und abwechslungsreichen Modebildern, in der die Studierenden ihr designerisches Können zeigen.

Los geht es mit einem zeitgenössischen Auftakt: Unter anderem Jeans in unterschiedlichen Formen und Farben. In einer Kooperation von HSBI und dem Modeunternehmen BRAX sind Outfits entstanden, mit denen die Studierenden verschiedene Techniken für den Entwurf einer echten Designerkollektion ausprobieren konnten. Teilweise streng und dunkel, teilweise bunt und verspielt, spiegelte sich das Thema "Love & Hate" in der kontrastreichen Mode wider.

Als  nächstes wandelt "Herr Erdlich" über den Catwalk. Bachelorabsolventin Isabella Lücke hat sich mit ökologischer Nachhaltigkeit in ihrer Mode beschäftigt und lässt dies mit Holzelementen, viel natürlichem Geflecht und Erdtönen erkennen. "Naturähnliche Strukturen und Materialien, die man(n) berühren möchte, werden zu Lieblingsstücken", erklärt Lücks Text im Programmheft. Als Models hat sie sich deshalb echte Naturburschen ausgesucht, die die Idee von "Herrn Erdlich" über den Laufsteg tragen.

Wie Isabella Lücke, streben die nächsten drei Studierenden mit ihren Outfits ihren Bachelorabschluss an. Während Susann Krug sich mit der Mode als Täuschung beschäftigte und Formen und Farben aus der Natur und der Kunst für ihre Kleidung benutzt, präsentierte Dominik Plassmann den klassischen schwarzen Herrenanzug als "Must Have in jedem Kleiderschrank".  Maike Lüer hingegen benutzt den Körper als Raum. Durch bestimmte Schnitte, die manches verhüllen und  anderes zeigen, bricht sie das gewohnte Verhältnis von Körper und Raum auf. So zeigt sie ihre Outfits in vielen möglichen Tragweisen. " Es existiert kein Innen und Außen mehr, kein Rechts und Links, kein Vorne und Hinten", erklärt Maike Lüer ihre Kollektion.

Weiter geht es mit dem emanzipierten Mann, denn der trägt heutzutage Kleid. Zumindest vermitteln das die Seminararbeiten von acht Studierenden, die sich mit dem Motto "Le Suffrageon" beschäftigt haben. "Suffragette" war im 20. Jahrhundert eine abwertende Bezeichnung für Frauen, die sich für ihre Bürgerrechte einsetzten. Die Studierenden lassen ihre männlichen Suffragetten in einer völlig neuen Art der Männermode über den Laufsteg gehen. Kleider, Röcke und hohe Schuhe für den Mann, ohne dabei völlig abseits der Norm zu wirken. "Diese Mode soll den Blick auf einen neuen Mann lenken, der nonchalant mit Geschlechtercodes zu experimentieren weiß", sagt der Programmtext.

Es folgen weitere Stoffe, Farben und modische Ideen von anderen Studierenden, die sich in das große Ganze der Modenschau gut einfügen und nicht minder die Beachtung und den Applaus des begeisterten Publikums ernten. Am Ende der vierten Modenschau steht noch die Vergabe des fünften Bielefelder Modepreis für Nachwuchsdesigner. Eine zehnköpfige Jury hat sich intensiv mit den Arbeiten der Studierenden auseinandergesetzt und die beste Semesterarbeit sowie die beste modische und künstlerische Arbeit bewertet. Der Bielefelder Modepreis wird in diesem Jahr von der Fachhochschulgesellschaft, BRAX, Windsor und Jaques Britt gestiftet.

Mit ihrer Kollektion "Think Big" kann eine siebenköpfige Studierendengruppe die Jury als beste Semesterarbeit überzeugen. Sie hatten sich das Motto "Groß denken" auf die Fahnen geschrieben. Große Röcke, voluminöse Krägen und lange Schleppen: ihre Outfits hatten von jeder Farbe und jedem Stil ein bisschen mehr. "Das Studium ist dafür da, um sich auszuprobieren und kreativ zu sein. Das haben wir in dieser Kollektion gefunden. Sie ist besonders stimmig und strahlt eine besondere Lässigkeit aus", lobte Jurymitglied Meiner Meyer, freischaffender Künstler aus Bielefeld, die Studierenden. Wegen der Größe der Gruppe erklären sich die Jurymitglieder von BRAX, Windsor und Jaques Britt bereit das Preisgeld in Höhe von 500 Euro jeweils um 500 Euro zu erhöhen.

Die beste künstlerische Arbeit geht an Andreas Stang. Der Bachelorabsolvent hat Outfits entworfen, die traditionelle, kulturelle und religiöse Identität stiften. Inspiriert von reich ausgeschmückten Hausaltaren im stalinistischen Russland, trugen seine Models an den sonntäglichen Kirchgang erinnernde Festtagskleidung, geschmückt mit Rosenkränzen, Blumen und goldenem Schmuck. Jurymitglied Michael Kampe begründete die Wahl für Stangs Kollektion so: "Das ist die Arbeit, die sich am stärksten abgrenzt. Trotz der schwierigen Farbwahl, hat er sie sehr elegant umgesetzt und ist sowohl künstlerisch als auch kommerziell sehr gut."

Zum großen Abschluss ist die beste modische Arbeit prämiert worden. Mit ihren fließenden Schnitten und Stoffen kann Maike Lüer den Sieg für sich entscheiden. Ihr Motto "Mut zur Lücke" hat sich also voll ausgezahlt.

Für den mächtigen Aufwand bedankte sich abschließend Professor Kai Dünhölter, der die Modenschau mit seinen Studierenden und vielen Helferinnen und Helfern vom Fachbereich Gestaltung auf die Beine gestellt hat. "Ohne euren unermüdlichen Einsatz, hätten wir heute in einer leeren Halle gestanden", bedankte sich Dünhölter.

Mit einer großen Aftershow-Party feierten die Studierenden, die Models und alle Beteiligten dann den erfolgreichen Abschluss der diesjährigen Modenschau. Mit ihrer Arbeit haben sie wahrlich "Durchblick" bewiesen.

Bildergalerie Modenschau 2013

Film zur Modenschau 2013